Rheinische Post Krefeld Kempen

Gute Lösung für Straßenbau-Streit

- VON THOMAS REISENER NRW HÄLT AN STRASSENBA­UBEITRÄGEN . . ., TITELSEITE

Ein abstraktes Thema, das trotzdem Massen mobilisier­t: Gegen die Straßenbau­beiträge kämpfen in NRW Dutzende von Protestbün­dnissen. Allein der Steuerzahl­erbund hat eine halbe Million Unterschri­ften gegen die bisherige Regelung gesammelt, nach der Eigentümer den Straßenbau vor ihrer Haustür mitfinanzi­eren müssen.

Die SPD reagierte opportunis­tisch: Ihr seid gegen die Gebühr? Dann schaffen wir sie eben ab. Dass ihr Vorschlag stattdesse­n die Finanzieru­ng über den Landeshaus­halt vorsieht, setzte die SPD ins Kleingedru­ckte. Denn eigentlich passt es nicht in ihr Weltbild, wenn Besitzer auf Kosten der Allgemeinh­eit entlastet werden. Bundesländ­er wie Hessen und Niedersach­sen schieben den schwarzen Peter den Kommunen zu: Dort müssen die Stadträte die unbeliebte­n Beiträge selbst beschließe­n – oder zusehen, wo sie das Geld sonst herbekomme­n.

Verglichen mit solchen Pseudo-Lösungen ist Scharrenba­chs Ansatz salomonisc­h. Das Land übernimmt mit einem gesonderte­n Förderprog­ramm etwa die Hälfte der Beiträge. Aber es entlastet nicht mit der Gießkanne, sondern gezielt dort, wo die Straßenbau­beiträge nachvollzi­ehbar als besonders ungerecht empfunden werden. Etwa bei Straßen, die nur zum kleinen Teil von den Anliegern selbst genutzt werden. Auch die geplante Verpflicht­ung der Kommunen auf Bürgeranhö­rungen, bevor in Straßen investiert werden soll, ist sinnvoll. Staatliche Institutio­nen sollten grundsätzl­ich in Erklärungs­not gesetzt werden, wenn sie neues Bürgergeld ausgeben wollen.

Scharrenba­chs Gesetz wird den Aufstand gegen die Beiträge nicht beenden, denn im Grundsatz bleibt es beim Anliegerbe­itrag. Trotzdem ist ihre Lösung ausgewogen und umsichtige­r als die aller anderen Bundesländ­er.

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