Rheinische Post Krefeld Kempen

RWE will rasche Kohle-Zusagen

Der Konzern erwartet noch 2019 ein Ergebnis der Verhandlun­gen mit dem Bund.

- VON MAREN KÖNEMANN

ESSEN Die Gespräche zwischen Deutschlan­ds größtem Stromprodu­zenten RWE und der Bundesregi­erung bezüglich möglicher Entschädig­ungszahlun­gen wegen des Kohleausst­iegs gestalten sich schwierig. RWE-Vorstandsc­hef Rolf Schmitz beschrieb die Gesprächss­ituation am Mittwoch als „sachlich-nüchtern“und erklärte: „Wir hoffen, dass es zügig zu konkreten Ergebnisse­n kommt, die Planungssi­cherheit schaffen für unser Unternehme­n, unsere Beschäftig­ten und die betroffene­n Regionen.“

Wegen des geplanten Kohleausst­iegs bis 2038 verlangt der Essener Konzern einen Ausgleich vom Bund von bis zu 1,5 Milliarden Euro pro abgeschalt­etem Gigawatt. Näheres zum derzeitige­n Stand der Verhandlun­gen könne man derzeit aber nicht sagen, sagte der Manager. „Wir haben Vertraulic­hkeit vereinbart“, erklärte Schmitz. Man gehe aber davon aus, dass man im Laufe der zweiten Jahreshälf­te zu einem Ergebnis bei den Verhandlun­gen komme.

Erfreut zeigte sich der RWE-Vorstand bei den Halbjahres­zahlen. Demnach hat der Konzern seinen Gewinn in der ersten Jahreshälf­te deutlich um knapp 34 Prozent gesteigert: „RWE-Stand-alone“(ohne die Zahlen der Noch-Tochter Innogy) betrug der bereinigte Nettogewin­n 914 Millionen Euro. Ausschlagg­ebend dafür sei vor allem das starke Geschäft im Energiehan­del, also mit Gas, Strom, Öl, Steinund Braunkohle, gewesen, erklärte RWE. In diesem Bereich machte der Konzern im ersten Halbjahr fast 76 Prozent mehr Gewinn (434 Millionen Euro) als im Vorjahr. Bereits Ende Juli hatte das Unternehme­n deshalb seine Ergebnis-Prognose für das laufende Jahr nach oben korrigiert. Der Konzern erwarte nun einen Gewinn von 500 bis zu 800 Millionen Euro, das wären 200 Millionen Euro mehr als ursprüngli­ch prognostiz­iert. Die Ankündigun­g ließ den Aktienkurs um mehr als ein Prozent steigen. RWE war damit stärkster Wert im Dax.

Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibu­ngen (Ebitda) lag im ersten Halbjahr bei 1,37 Milliarden Euro und ist damit ebenfalls deutlich gestiegen (plus 20 Prozent). Für 2019 erwartet das Unternehme­n ein bereinigte­s Ebitda zwischen 1,4 und 1,7 Milliarden Euro. Zuvor war RWE von 1,2 bis 1,5 Milliarden Euro ausgegange­n.

Der Konzern erwarte außerdem eine steigende Profitabil­ität des Braun- und Steinkohle-Segmentes, hieß es. „2022 steigt Deutschlan­d aus der Kernenergi­e aus. Weitere Stilllegun­gen aufgrund der Stilllegun­gsliste der Bundesnetz­agentur und derVorschl­äge der Kommission werden die Märkte weiter verknappen. Das wirkt sich auf die Strompreis­e aus“, erklärte RWE-Finanzvors­tand Markus Krebber.

Beim Energiekon­zern schaut man derzeit zudem besonders gespannt auf die anstehende Transaktio­n mit Konkurrent Eon. RWE will die Netzund Vertriebsg­eschäfte seiner Tochter Innogy an Eon übergeben und dafür alle erneuerbar­en Energien beider Unternehme­n übernehmen.„Die nächsten Monate werden mit zu den spannendst­en Momenten unserer Geschichte gehören, darauf freuen wir uns riesig“, sagte Schmitz. Ein Abschluss der Transaktio­n wird für September erwartet. Es fehlt noch die Genehmigun­g der EU-Kommission.

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