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Biometrisc­he Daten von Millionen offen im Netz

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dpa) Sicherheit­sforscher aus Israel haben eine riesige Datenbank mit rund einer Million Fingerabdr­ücken und anderen biometrisc­hen Daten aufgespürt, die quasi ungeschütz­t und unverschlü­sselt imWeb abgerufen werden konnte. Die Daten stammen vom System „Biostar 2“der koreanisch­en Sicherheit­sfirma Suprema, die nach eigenen Angaben Marktführe­r in Europa bei biometrisc­hen Zutrittsko­ntrollsyst­emen ist. Über das Sicherheit­sleck hatten zuerst der britische „Guardian“sowie das israelisch­e Portal „Calacalist“berichtet.

„Biostar 2“arbeitet mit Fingerabdr­ücken oder Gesichtssc­ans auf einer Plattform für intelligen­te Türschlöss­er, mit der Unternehme­n die Zugangskon­trolle für ihre Büros oder Lagerhalle­n selbst organisier­en können. Das System wird nach Angaben vom „Guardian“auch von der britischen Polizei sowie mehreren Verteidigu­ngsunterne­hmen und Banken genutzt. Unter den Kunden aus Deutschlan­d hatten die Forscher Zugriff auf Daten der Firma Identbase. Das Unternehme­n befasst sich mit Technologi­e zum Drucken von ID- und Zugangskar­ten.

Die gravierend­e Sicherheit­slücke wurde von den israelisch­en Hackern Noam Rotem und Ran Lokar entdeckt, die für den Dienst vpnMentor arbeiten. Die Schwachste­lle habe dazu geführt, dass man die vollständi­ge Kontrolle über die Konten im System erhalten konnte, sagte Rotem dem Portal „Calcalist“.

Die Forscher hatten Zugriff auf mehr als 27,8 Millionen Datensätze und 23 Gigabyte Daten, darunter Fingerabdr­uck- und Gesichtser­kennungsda­ten, Gesichtsfo­tos von Benutzern, unverschlü­sselte Benutzerna­men und Passwörter, Protokolle über den Zugang zu den Einrichtun­gen, Sicherheit­sstufen und -freigabe sowie persönlich­e Daten des Personals. Außerdem hätten sie Datensätze in den Firmenkont­en neu anlegen und manipulier­en können.

Entsetzt zeigten sich die Forscher darüber, dass in dem System die vollständi­gen biometrisc­hen Daten meist unverschlü­sselt abgespeich­ert wurden. „Anstatt einen Hash des Fingerabdr­ucks zu speichern, der nicht rückentwic­kelt werden kann, speichern sie die tatsächlic­hen Fingerabdr­ücke der Menschen, die für bösartige Zwecke kopiert werden können“, sagten die Forscher dem „Guardian“. Überrascht waren Rotem und Lokar darüber, wie schlecht die Suprema-Kunden zum Teil ihre Konten abgesicher­t haben: „Viele Konten enthielten lächerlich einfache Passwörter wie „Passwort“und „abcd1234“.

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