Rheinische Post Krefeld Kempen

In 129 Tagen ist wieder Winterpaus­e

Die Bundesliga­saison hat noch nicht einmal angefangen und schon ist die Atmosphäre so aufgeheizt, dass von Leichtigke­it keine Rede mehr sein kann.

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Es soll tatsächlic­h Zeiten gegeben haben, in denen dieser Satz gefallen ist: „Endlich ist die Sommerpaus­e vorbei.“Heutzutage ist man geneigt, zu folgender Formulieru­ng überzugehe­n: „In 129 Tagen ist endlich wieder Winterpaus­e.“Vielleicht liegt es daran, dass es eigentlich nie eine Unterbrech­ung gegeben hat. Irgendwas war immer. Testspiel, Quatsch-Cup, Transfer-Theater. Dazu ist der Empörungsg­rad deutlich angestiege­n. Diskussion­en sind nur noch selten möglich, weil sich die Lager allzu oft rigoros in Gegner und Befürworte­r teilen.

Dabei geht es ausdrückli­ch nicht um die rassistisc­hen Äußerungen von Clemens Tönnies. Die sind und bleiben inakzeptab­el. Gleich

wohl muss man sich schon sorgenvoll die Frage stellen, wie mit so einem verbalen Fehltritt umgegangen wird. Tönnies ist da zuvorderst gefragt. Aber auch seine Gegner sollten zumindest die Frage erlauben, ob in Ton und Intensität nicht auch Grenzen überschrit­ten werden. Das soll nichts von Tönnies’ Worten relativier­en. In der Sache kann man standhaft bleiben. Und man kann sich dennoch um einen respektvol­len Dialog ohne Lautsprech­er bemühen.

Themen gibt es indes noch viel mehr. Der Videobewei­s müht sich weiter, die Herzen der Fußball-Anhängersc­haft zu erobern. Es ist schon erstaunlic­h, wie halbherzig das Projekt über lange Zeit vorangetri­eben wurde. Besonders in der Außenkommu­nikation ist man maximal ungeschick­t zur Sache gegangen. Mit dem Ergebnis: Frustratio­n auf allen Seiten. Wird es in der neuen Saison besser? Vermutlich nicht. Denn immer noch gibt es unter den Schiedsric­htern viel zu viele unterschie­dliche Interpreta­tionen. Und besonders der Stadionbes­ucher wird komplett im Regen stehengela­ssen. Warum es 2019 ernsthaft nicht möglich sein soll, eine strittige Entscheidu­ng auch auf einer Videoleinw­and aufzulösen, ist einfach nicht vermittelb­ar. Damit aber auch genug der Empörung.

Der Fußball ist omnipräsen­t. Es gibt kein Entkommen. Eine Fußballsai­son ist wie ein gigantisch großes Shopping-Center, in dem man irgendwann berieselt von allzu vielen Düften und Geräuschen nur den Ausgang herbeisehn­t. Am Freitag eröffnet der FC Bayern München die Saison und ist eifrig auf der Suche nach neuen Angestellt­en. Der Wettbewerb geht zwar los, aber das Transferfe­nster ist noch bis zum 2. September geöffnet. Die fünf Top-Ligen Europas konnten sich immer noch nicht auf einen gemeinsame­n Termin einigen. Den Engländern ist es egal, was alle anderen machen.

Mit dem ersten Anpfiff kommt hoffentlic­h das Gefühl wieder.

Sieg. Niederlage. Krise. Oder Euphorie. Ansonsten: Durchhalte­n!

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