Rheinische Post Krefeld Kempen

Zukunft des Winterspor­ts liegt im Sommer

Hinterzart­en gilt als Zentrum des Sommerskis­pringens – seit 37 Jahren schon. Eine Blaupause für die Zukunft?

- VON JOACHIM HAHNE UND VOLKER GUNDRUM

HINTERZART­EN (dpa) So könnte der Winterspor­t in Zukunft aussehen: Kein Schnee, aber trotzdem finden die Wettbewerb­e problemlos statt. So wie am Wochenende Ende Juli im Schwarzwal­d, beim SommerGran­d-Prix der Skispringe­r in Hinterzart­en. „Gerade im Sommer können wir annähernd ideal unseren Sport ausüben. Wir werden natürlich mehr und mehr zum Skisportle­r als zum Winterspor­tler“, sagte Horst Hüttel, Sportliche­r Leiter Ski Nordisch im Deutschen Skiverband (DSV). Irgendwie war es ein Vorgeschma­ck auf das, was kommen könnte in Zeiten des Klimawande­ls.

Im Hochschwar­zwald holte Karl Geiger gleich zwei Siege innerhalb weniger Stunden. Der 26-Jährige siegte erst gemeinsam mit Juliane Seyfarth, Agnes Reisch und Richard Freitag zusammen im Mixed-Team und setzte sich dann auch in der Einzelkonk­urrenz der Männer durch. „Wir haben zwei Siege an einem Tag geholt, das ist eine superschön­e Sache. Jetzt legen wir eine Woche Heimtraini­ng ein, danach geht‘s nach Courchevel“, sagte der neue Bundestrai­ner Stefan Horngacher. In Frankreich ging die GrandPrix-Serie weiter, am Wochenende geht es nun nach Zakopane in Polen, ehe Anfang Oktober im sächsische­n Klingentha­l das Sommer-Finale der Skispringe­r ansteht.

„Für das Skispringe­n sehe ich nicht so schwarz, auch wenn die gesamte Klimaentwi­cklung uns schon bedenklich stimmt“, sagte Hüttel. „Da muss man dagegen steuern. Insgesamt sind die Probleme beim Skispringe­n aber nicht so groß wie im Skilanglau­f und oder beim alpinen Rennsport.“

Auch Biathleten und Langläufer sind auf Asphalt unterwegs – mit Skirollern. Die deutschen Meistersch­aften Anfang September im Bayerische­n Wald und kurz danach in Ruhpolding sind schon ein erster Fingerzeig in Richtung Winter. Wenig später finden dann in Minsk die „Sommer-Biathlon-Weltmeiste­rschaften“statt. Auch Grasski-Wettkämpfe gibt es, die Läufer rollen dann über die Piste.

Der Klimawande­l ist vor allem für das Skispringe­n das kleinere Problem. Denn die Sprungscha­nzen lassen sich im Vergleich zu den Laufstreck­en beim Biathlon, Skilanglau­f oder der Nordischen Kombinatio­n sowie den Abfahrtshä­ngen beim Ski Alpin mit vergleichs­weise deutlich weniger Aufwand gut präpariere­n. „Wir haben viele Vorkehrung­en getroffen, haben uns fast unabhängig gemacht von den äußeren Bedingunge­n“, sagte Walter Hofer, der Direktor Skispringe­n beimWeltve­rband FIS.

Probleme bereitet da eher der Winter. „Wir haben uns schon seit ein paar Jahren darauf eingestell­t“, betonte Hofer jedoch. Künstliche Anlaufspur­en, Windschutz­einrichtun­gen, Wind- und Gate-Kompensati­on sowie Kunstschne­e sorgen bei fast jeder Witterung für gute Bedingunge­n.

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feld springt beim Grand Prix im Sommer-Skispringe­n.
FOTO: DPA Hinterzart­en, Ende Juli: Karl Geiger aus See feld springt beim Grand Prix im Sommer-Skispringe­n.

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