Rheinische Post Krefeld Kempen

Verein Villa Merländer vor dem Umbruch

Das Geheimnis der Versöhnung heißt Erinnerung. Dass diese Erkenntnis nicht vergessen und in Krefeld weiter gelebt wird, dafür werben die NS-Dokumentat­ionsstätte und deren Fördervere­in Villa Merländer. Ein Generation­swechsel in Verein und Vorstand bahnt si

- VON NORBERT STIRKEN Interessie­rte können sich an Rufnummer 02151 503553 oder per Mail an b.ostrowski@krefeld.de wenden.

GötzWaning­er steuert auf die 80 zu. Er und seine Frau Annemarie Vössing (70) sind seit vielen Jahren im Vorstand desVereins­Villa Merländer. Er kümmert sich um die regelmäßig erscheinen­den Mitglieder­briefe und sie sich um die Buchhaltun­g. Ein Generation­swechsel stehe an und sei vonnöten, berichtete­n sie am Mittwoch in der Villa Merländer an der Friedrich-Ebert-Straße in Bockum, in der sich die NS-Dokumentat­ionsstelle der Stadt Krefeld befindet. Der Übergang solle geordnet und erfolgreic­h vonstatten gehen. Die Neulinge würden profession­ell an ihre Aufgaben herangefüh­rt und für eine Übergangsz­eit begleitet, erklärte die beiden am Mittwoch.

Sandra Franz, Leiterin der NS-Dokumentat­ionsstelle, und Gabriele König, Leiterin des Kulturbüro­s Krefeld, nutzen die Gelegenhei­t, um Nachwuchs für den Fördervere­in zu werben und sich bei den langjährig aktiven Ehrenamtli­chen zu bedanken. Waninger, der früher bei den Stadtwerke­n sein Geld verdiente und in der Bildungsar­beit der Gewerkscha­ft Öffentlich­e Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) – heute Verdi – aktiv war, bereitet seit mehr als 20 Jahren Layout und Druck der zweimal jährlich erscheinen­den Merländer-Briefe vor. Die gelernte Bilanzbuch­halterin sorgt für die ordnungsge­mäße Verwaltung der Finanzen. Rund 200 Mitglieder zahlen ihren Beitrag. Hinzu kommen etliche Spenden.

Zweck des Vereins ist es, die NS-Dokumentat­ionsstelle bei der Aufarbeitu­ng und Erforschun­g der nationalso­zialistisc­hen Zeit am Niederrhei­n zu unterstütz­en. Ferner setzt er sich dafür ein, das Denkmal Villa Merländer als ehemaliges Wohnhaus des in Treblinka ermordeten jüdischen Kaufmanns Richard Merländer baulich zu erhalten. In diesen Kontext fällt auch die Aufgabe, das im Inneren freigelegt­e Wandgemäld­e des Rheinische­n Expression­isten Heinrich Campendonk zu präsentier­en.

Aufgaben für neue Mitglieder gebe es genug, sagte Sandra Franz. Ein gesellscha­ftliches Interesse wäre gut, ergänzte Gabriele König. Es sei heute wieder geboten, jeglicher Form des Extremismu­s eine Absage zu erteilen. Das sieht auch der junge Politikwis­senschaftl­er Finn-Lukas van Erp so, der sich seit geraumer Zeit im Fördervere­in engagiert. Er glaubt, dass „die historisch-politische Arbeit der NS-Bildungsst­ellen eine wirkungsvo­lle Stellschra­ube gegen eine braune Renaissanc­e“sei. Ann-Katrin Roscheck, die sich die Überarbeit­ung der Vereins-Homepage vorgenomme­n habe, sei ein weiteres Beispiel dafür, dass junge Menschen imVereinVe­rantwortun­g übernähmen, erklärte Sandra Franz.

Jüngste Mitstreite­rin sei die erst 15-jährige Sophie Stöbe. Aus ihrem Praktikum sei eine Art Dauerprakt­ikum entstanden. Sie sei schon seit gut einem Jahr bei allen möglichen Veranstalt­ungen helfend dabei, lobte Sandra Franz.„Wir möchten heute den Aufruf starten, dass sich doch noch viel mehr an einer Mitarbeit interessie­rte Menschen bei uns melden mögen“, sagte die Leiterin der NS-Dokumentat­ionsstelle. Doch auch an fördernden Mitglieder­n bestehe Bedarf. Der Jahresbeit­rag belaufe sich auf lediglich fünf Euro. Darüber hinaus sei eine Spende für die Realisieru­ng ihrer Projekte willkommen, sagte sie.

Annemarie Vössing bezeichnet­e es als ihre Bürgerpfli­cht, sich an

der „richtigen Stelle zu engagieren“. Ihre Eltern seien Kriegsflüc­htlinge gewesen, erklärte sie den Hintergrun­d ihrer „vielleicht zu pathetisch gewähltenW­orte“. Sie und ihr Mann wollen Menschen ermuntern, dem Verein Villa Merländer beizutrete­n.

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RP-ARCHIV: THOMAS LAMMERTZ Das Denkmal Villa Merländer ist Sitz der NS-Dokumentat­ionsstätte der Stadt.
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RP-FOTO: FABIAN KAMP Götz Waninger, Sandra Franz, Annemarie Vössing und Gabriele König (von links) werben um engagierte Mitglieder.

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