Rheinische Post Krefeld Kempen

Eine schwierige Zeit für Michael Klee

Die Kempener SPD und Grünen wollen Klarheit. Für die Oktober-Sitzung des Stadtrates beantragen sie die Wiederwahl des Beigeordne­ten Michael Klee. Bereits im März hatten CDU, FDP und Linke eine Wiederwahl abgelehnt. Ein Analyse.

- VON ANDREAS REINERS

KEMPEN Michael Klee ist in keiner beneidensw­erten Position. Der Kempener Beigeordne­te – zuständig für Jugend, Schule, Sport, Soziales und Senioren – scheint derzeit beruflich ein Mann„auf Abruf“zu sein. Der 58 Jahre alte Verwaltung­sfachmann, der mit seiner Familie in Krefeld lebt, muss damit rechnen, dass seine Tage in Kempen gezählt sind. Ende März kommenden Jahres läuft seine achtjährig­e Amtszeit als Wahlbeamte­r aus. Und bereits seit dem vergangene­n März weiß er, dass er bei einerWiede­rwahl möglicherw­eise nicht mit den Stimmen von CDU, FDP und Linksparte­i rechnen kann. Lediglich SPD und Grüne haben sich stets für den Juristen mit großerVerw­altungserf­ahrung starkgemac­ht. Auch jetzt wieder stärken sie ihm den Rücken, wollen seine Wiederwahl für eine zweite Amtsperiod­e in Kempen bereits in der Ratssitzun­g im Oktober diskutiere­n.

Klee war im April 2012 in Kempen als eine Art Hoffnungst­räger angetreten, verkrustet­e Strukturen im Rathaus aufzubrech­en. Auch die CDU versprach sich viel von dem Krefelder, der anfangs eine sehr gute Figur machte. Beim Ausbau der Kita-Plätze konnte Klee beispielsw­eise Erfolge verbuchen, die Flüchtling­swelle hat er weitgehend gut gemanagt. Das Kempener Jugendamt wurde urplötzlic­h mit einer Vielzahl unbegleite­ter minderjähr­iger Flüchtling­e konfrontie­rt, nur weil die Bundespoli­zei, die sie bei der Einreise von den Niederland­en nach Deutschlan­d aufgegriff­en hatte, ihren Sitz in Kempen hat. Klee kümmerte sich, wie er überhaupt ein „Kümmerer“ist, er kümmert sich um seine Mitarbeite­r, hat ein offenes Ohr für die Belange der Bürger. Er stellte viel Eigeniniti­ative unter Beweis.

Doch bei einigen Projekten kam er dann nicht so voran, wie er es sich selbst gewünscht hätte. Die Weiterentw­icklung der Sportstätt­en konnte bislang nicht in dem Maße vorangebra­cht werden, wie vor allem von den Vereinen erhofft. Ähnliches gilt für die Modernisie­rung der Schulen. Hier wie bei anderen Themenfeld­ern ist Klee auf die Zusammenar­beit mit der Bauverwalt­ung angewiesen. Sein Verhältnis zu dem früheren Technische­n Beigeordne­ten Stephan Kahl war nicht das Beste. Das wurde beim geplanten Begegnungs­zentrum im alten Schulhaus in St. Hubert nur allzu deutlich. Klee hatte das Projekt mit sehr viel Engagement vorangetri­eben, hatte sich um öffentlich­e Zuschüsse gekümmert, die es auch geben sollte. Doch Klee scheiterte letztlich daran, dass er nicht frühzeitig den Kollegen Kahl einbezog. Der blockte ab mit Hinweis auf die fehlenden Kapazitäte­n im Hochbauamt.

Diese verzögerte­n bis heute auch die Modernisie­rung der Schulen oder den weiteren Ausbau der Kinderbetr­euungsplät­ze. Klee und sein Team waren stets bemüht, das Beste zu geben. Doch als im Frühjahr selbst die CDU von ihm abrückte, erhielt sein Image schwere Kratzer. Die Christdemo­kraten werfen ihm unter anderem auch vor, seit einem Jahr keine neue Leitung für das Jugendamt gefunden zu haben. Klee leitet das Amt seit demWeggang von Heike Badberg nach Krefeld im vorigen Sommer kommissari­sch selbst.

Für SPD und Grüne ist eine Wiederwahl von Klee indes dringend geboten. Sie schätzen seine Arbeit sehr. Und angesichts der Tatsache, dass Kempen alsbald einen neuen Technische­n Beigeordne­ten und demnächst einen neuen Ersten Beigeordne­ten braucht, wäre eine Vakanz in Klees wichtigem Ressort grob fahrlässig, meinen sie.

Klee selbst gibt nicht auf. Er will sich zur Wiederwahl stellen, komme da, was wolle. Er freut sich über die Unterstütz­ung von SPD und Grünen.

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FOTO (ARCHIV): KAISER Michael Klee ist seit April 2012 Beigeordne­ter in Kempen.

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