Rheinische Post Krefeld Kempen

Schmählich­es Versagen in der Flüchtling­spolitik

- VON KRISTINA DUNZ MERKEL FÜR EUROPÄISCH­E..., TITELSEITE

Die europäisch­e Flüchtling­spolitik zeugt von einem schmählich­en Versagen. Das liegt vor allem an mangelnder Solidaritä­t. Mit dem Nachbarkon­tinent. Mit den Flüchtling­en. Und untereinan­der. Die EU-Staaten wissen seit langem, dass sie das einmal teuer bezahlen werden – und ändern trotzdem nichts. Sie sind zwar groß darin, staatlich subvention­ierte Waren nach Afrika zu exportiere­n und Bauern dort vernichten­de Konkurrenz zu machen. Doch die Konsequenz­en wollen sie nicht tragen. Natürlich machen sich Menschen auf den Weg, wenn sie Zuhause keinerlei Perspektiv­en haben. Und natürlich kann Europa sie nicht alle aufnehmen. Deswegen muss es mehr Hilfe vor Ort geben, mehr Entwicklun­gs- und Aufbauhilf­e. Der Vorschlag des CDU-Politikers Schuster zu einer Vereinbaru­ng mit afrikanisc­hen Staaten nach dem Vorbild des EU-Türkei-Abkommens ist gut – und eröffnet auch Chancen, auf legalem Weg nach Europa zu kommen.

Intern müssen die EU-Partner viel pflegliche­r miteinande­r umgehen. Jahrelang wurden Italien, Spanien, Griechenla­nd und Malta mit ankommende­n Flüchtling­en weitgehend allein gelassen. Selbstvers­tändlich müssen diese Länder bei der Aufnahme unterstütz­t werden. Dafür muss es einen fairen Verteilung­sschlüssel und eine faire Lastenvert­eilung geben. Oder Sanktionen für jene, die sich weigern. Und Flüchtling­e, die hunderte Kilometer zu Fuß bis Libyen laufen, in Lagern geschlagen werden und Schleppern viel Geld für eine lebensgefä­hrliche Überfahrt zahlen, müssen gerettet werden, wenn sie in Seenot geraten. Das darf die EU nicht privaten Hilfsorgan­isationen überlassen, die dann noch dafür kritisiert werden. Es ist ein Armutszeug­nis, dass der staatliche Marine-Einsatz „Sophia“faktisch eingestell­t wurde. Eine neue Mission muss her. Und zwar schnell.

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