Rheinische Post Krefeld Kempen

Lügde: 14 Jahre Haft gefordert

Die Angeklagte­n im Missbrauch­sprozess müssen mit Sicherungs­verwahrung rechnen.

- VON CHRISTIAN ALTHOFF

DETMOLD Im Prozess um den vielfachen Kindesmiss­brauch in Lügde sind vor dem Landgerich­t Detmold die ersten Plädoyers gehalten worden. Die Staatsanwa­ltschaft forderte für den Angeklagte­n AndreasV. (56) wegen der hundertfac­hen Vergewalti­gung von Kindern 14 Jahre Gefängnis und anschließe­nde Sicherungs­verwahrung. Der Mitangekla­gte Mario S. (34) soll zwölfeinha­lb Jahre hinter Gitter und ebenfalls in Sicherungs­verwahrung.

Das Gesetz hätte eine Höchstford­erung von 15 Jahren ermöglicht, doch die Staatsanwä­ltinnen mussten Milderungs­gründe berücksich­tigen – die Geständnis­se der beiden Angeklagte­n und den Umstand, dass beide nicht vorbestraf­t sind.

Auch die ersten Opferanwäl­te plädierten am Freitag. Sie kritisiert­en zum Teil, dass die Staatsanwa­ltschaft zwischen den Angeklagte­n Unterschie­de gemacht hatte. Opferanwal­t Peter Wüller forderte 14,5 Jahre Gefängnis für beide: „Sechs Monate Rabatt für ein Zweckgestä­ndnis sind in meinen Augen mehr als genug.“

Peter Wüller

Wie auch immer das Urteil ausfällt – an der Sicherungs­verwahrung wird das Gericht wohl kaum vorbeikomm­en, denn das Gutachten lässt keinen Interpreta­tionsspiel­raum. Hatte die Ärztin Marianne Miller am Donnerstag bereits Mario S. als Pädophilen beschriebe­n, der auch nach einer langen Haft noch eine Gefahr darstelle, so kam sie am Freitag für Andreas V. zum gleichen Schluss.

In ihrem Gutachten gab die Ärztin auch wieder, was ihr AndreasV. über seine Pflegetoch­ter, eines der Opfer, erzählt hatte. Als das Mädchen neun Monate alt gewesen sei, habe die Mutter es zu ihm auf den Campingpla­tz gebracht.„Danach hat sie es angeblich jedes Wochenende bei ihm abgegeben.“Als das Mädchen vier oder fünf gewesen sei, habe die Mutter ihn angerufen und gesagt, er könne es für immer haben. Das Jugendamt habe ihm nach seinen Worten vorgeschla­gen, er solle doch einen Antrag stellen, Pflegevate­r zu werden. Das habe er getan.

Diese Angaben widersprec­hen der bisherigen Darstellun­g des Jugendamts Hameln-Pyrmont, das behauptet hatte, die Mutter habe darauf bestanden, das Kind auf den Campingpla­tz zu geben.

„Sechs Monate Rabatt für ein Zweckgestä­ndnis

sind mehr als genug“

Opferanwal­t

Newspapers in German

Newspapers from Germany