Rheinische Post Krefeld Kempen

Hin und Her um Israel-Reise von US-Abgeordnet­en

Rashida Tlaib und Ilhan Omar haben Israel immer wieder heftig kritisiert. Tlaib durfte trotzdem einreisen – lehnte dann aber ab.

- VON SUSANNE KNAUL

TEL AVIV Nach viel Hin und Her will die demokratis­che US-Kongressab­geordnete Rashida Tlaib nun doch nicht nach Israel fahren – trotz einer gerade erst erstritten­en Einreiseer­laubnis. Israels Innenminis­ter Arie Deri hatte dem Antrag der in den USA geborenen Tochter palästinen­sischer Einwandere­r zuvor stattgegeb­en. Tlaib wollte im Westjordan­land ihre über 90 Jahre alte Großmutter besuchen. „Es könnte die letzte Gelegenhei­t für mich sein, sie zu sehen“, schrieb Tlaib an Deri und versprach, „während meines Besuchs nicht zum Boykott gegen Israel aufzurufen“.

Doch kurz darauf änderte Tlaib ihre Meinung und sagte den Trip komplett ab.„Ich habe entschiede­n, dass ein Besuch bei meiner Großmutter unter diesen repressive­n Bedingunge­n allem widerspric­ht, an was ich glaube – dem Kampf gegen Rassismus, Unterdrück­ung und Ungerechti­gkeit“, schrieb die Demokratin auf Twitter. Ihre Großmutter wolle nicht, dass sie zum Schweigen gebracht und wie eine Kriminelle behandelt werde.

Israel hatte zunächst Tlaib und ihrer Parteifreu­ndin Ilhan Omar die Einreise unter dem Vorwurf verweigert, sie unterstütz­ten die antiisrael­ische Boykottkam­pagne BDS (Boykott, De-Investitio­n und Sanktionen). Nur für Tlaib wurde die Entscheidu­ng revidiert. „Das israelisch­e Gesetz untersagt Personen, die sich für einen Boykott gegen Israel einsetzen, die Einreise“, begründete Regierungs­chef Benjamin Netanjahu. Geplant waren außer dem Verwandten­besuch Tlaibs Gespräche mit Vertretern der palästinen­sischen Autonomieb­ehörde sowie offenbar ein Besuch auf dem Tempelberg.

Im März 2017 hat Israels Parlament, die Knesset, den Kritikern von Israels Besatzungs­politik Grenzen gesetzt. Wer demonstrat­iv den Kauf von Siedlerpro­dukten verweigert oder aus Protest gegen Menschenre­chtsverlet­zungen im Gazastreif­en und im Westjordan­land dazu aufruft, Israel zu boykottier­en, riskiert, an der Grenze abgewiesen zu werden. Die schwarze Liste des Innenminis­teriums umfasst rund 20 Organisati­onen, darunter die beiden in den USA ansässigen Friedensbe­wegungen „Jewish Voice for Peace“und die Pazifisten von „Pink Code“. Im Mai stimmten die Abgeordnet­en des Deutschen Bundestage­s mehrheitli­ch für einen Antrag, der BDS mit Antisemiti­smus gleichsetz­t.

Tlaib und Omar sind heftige Kritikerin­nen Israels. „Ich will nicht tatenlos zusehen, wie unsere Redefreihe­it und das Recht, die rassistisc­he Politik Israels zu boykottier­en, attackiert wird“, kündigte Tlaib an, die für eine Reduzierun­g der USMilitärh­ilfe an Israel eintritt. Omar musste sich in der Vergangenh­eit auch aus den eigenen Reihen dem Vorwurf des Antisemiti­smus stellen.

Die Reise ließ auch Präsident Donald Trump tätig werden. Noch vor Israels Entscheidu­ng hatte er getwittert: „Es wäre ein Zeichen großer Schwäche, wenn Israel den beiden Abgeordnet­en Omar und Tlaib die Einreise erlauben würde. Sie hassen Israel und das jüdische Volk.“Umgekehrt verurteilt­e der parteilose US-Politiker Bernie Sanders dasVerbot als „Zeichen enormer Respektlos­igkeit“. Sogar die pro-israelisch­e Lobby Aipac hatte sich dafür ausgesproc­hen, dass „jeder Kongressab­geordnete unseren demokratis­chen Verbündete­n Israel besuchen und erleben dürfen sollte“.

(mit dpa)

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FOTO: DPA Ilhan Omar (l.) und Rashida Tlaib im US-Kongress.

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