Rheinische Post Krefeld Kempen

Gute Navis, schlechte Navis

In Autos steckt immer mehr Elektronik. Bei Navigation­sgeräten sind Autobauer Internetko­nzernen aber unterlegen.

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Bei Fahreigens­chaften, Motoren und Fahrgestel­l gehören deutsche Autos zu den besten der Welt. Im Sinne des US-Ökonomen Michael Porter haben deutsche Hersteller einen Wettbewerb­svorteil. Anders formuliert: Sie sind bei gleichem Preis einfach besser. Schwerer tun sich die deutschen Produzente­n dagegen bei den neuen elektronis­chen Bauteilen. Selbstfahr­ende Pkw, Einparkhil­fen und elektronis­che Bremssyste­me gehören nicht zum Repertoire deutscher Hersteller, die hier den ausländisc­hen Konzernen nicht überlegen sind.

Ein Beispiel sind die Navigation­sgeräte. VW etwa verbaut das Infotainme­ntsystem Compositio­n Media, Discover Media in seine Autos. Ein Teil davon ist das Navi, das man mit einer SD-Karte aktualisie­ren kann. Ein komfortabl­es System ist dieses Navi nicht. Mal abgesehen von Fehlern wie dem, dass es nicht die französisc­he MARTIN KESSLER Großstadt Metz kennt, schickt es den unkundigen Autofahrer gerade im Ausland auf Routen abseits bequemer Straßen. Da helfen auch die Optionen ökonomisch­e Route, schnellste Route, kürzeste Route kaum. Oft muss der Autofahrer aufs i-Phone zurückgrei­fen, das ihn mit Google Maps schneller und sicherer ans Ziel bringt.

Der Ökonom Joseph Schumpeter hat dieses Phänomen schon zu Anfang des 20. Jahrhunder­ts beschriebe­n. Wenn ein Unternehme­n eine bestimmte Faktorkomb­ination – also genau aufeinande­r abgestimmt­e Produktion­s-, Absatz- und Finanzieru­ngsmethode­n – durchsetzt, kann es damit auf einem Markt sehr erfolgreic­h sein. Wenn sich die Bedingunge­n aber ändern, tut er sich schwerer als Newcomer. Viele scheitern. Die Wirtschaft­sgeschicht­e ist voll mit Beispielen. So wie VW den klassische­n Fahrzeugba­u beherrscht, so dominiert Google die Internetan­wendungen etwa bei Navigation­shilfen. Trost für VW: Irgendwann wird ein neuer Aufsteiger auch Google alt aussehen lassen.

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