Rheinische Post Krefeld Kempen
Klopp-Kumpels unter sich
Gladbach-Trainer Marco Rose und Schalke-Coach David Wagner kennen den heutigen Liverpool-Chef aus Mainz. Im Mai feierten sie mit ihm den Champions-League-Titel, am Samstag will jeder von ihnen den eigenen Sieg einfahren.
MÖNCHENGLADBACH Im Mai feierten Marco Rose, der neue Trainer von Borussia Mönchengladbach, und David Wagner, seit dieser Saison der Mann an der Linie bei Schalke 04, gemeinsam den Champions-League-Sieg. Nicht ihren eigenen, denn beide durften noch kein Königsklassen-Team trainieren, aber den ihres gemeinsamen Freundes Jürgen Klopp.
Rose kennt „Kloppo“seit seiner Zeit als Spieler bei Mainz 05, als er einer der Führungsspieler des heutigen Trainers des FC Liverpool war. „Klopp hat mich geprägt“, sagt Rose, der heute mit dem ehemaligen Dortmund-Coach befreundet ist. Bei Wagner geht die Beziehung noch einen Schritt weiter. „Wir sind eher Familienmitglieder als Freunde“, sagte er einst. „Wir verstehen uns wie Brüder“, so Klopp. Sie spielten gemeinsam in Mainz, waren dann beide Trainer beim BVB und trafen sich in England als Gegner, als Wagner Huddersfield Town coachte.
Am Samstag duellieren sich Rose undWagner nicht um die Gunst von Klopp, sie kämpfen mit ihren Teams um drei Punkte. Diesmal wollen sie nicht gemeinsam das Erreichen eines anderen feiern, sondern nach dem Spiel jeweils den eigenen Erfolg. Gladbach empfängt Schalke im Borussia-Park, das Spiel ist ausverkauft.
Beide Männer stehen vor ihrem ersten Bundesliga-Spiel als Trainer. Rose und Wagner sind jedoch alles andere als Novizen, sie hatten in Deutschland ihre Anfänge, Rose bei Lok Leipzig, Wagner bei der U17 und U19 von 1899 Hoffenheim sowie der Dortmunds Zweitvertretung, und feierten dann Erfolge im Ausland. Gladbach verpflichtete Rose als Double-Gewinner, mit RB Salzburg holte der 42-Jährige in der vergangenen Saison den Pokal und wurde Meister. Letzteres gelang ihm auch im Jahr zuvor.Wagner war in Huddersfield der doppelte Wunder-Macher, der 47-Jährige stieg mit dem Kleinstadt-Klub in die Premier League auf und schaffte im folgenden Jahr völlig unerwartet den Klassenerhalt.
An diese Erfolge wollen Rose und Wagner nun in Deutschland anknüpfen. Ihre Spielideen sind ähnlich und basieren auf der kloppschen Idee vom aggressiven Pressing und vertikalen Spiel nach vorne. Spektakulär soll es möglichst sein, vor allem aber erfolgreich. In Nuancen unterscheiden sich diese Vorstellungen aber. Rose favorisiert das 4-4-2 mit Raute, Wagner das 4-3-2-1, einer (Rose) will also die Mitte dominieren, einer (Wagner) über die Außenpositionen gefährlich werden.
Der größte Unterschied liegt aber in den Voraussetzungen, die sie bei ihren Klubs vorfanden, als sie in diesem Sommer ihren Job antraten. Gladbach wurde Fünfter in der vergangenen Saison, Rose übernimmt einen auf allen Ebenen intakten Klub. Seine Aufgabe ist es, Gladbach auf die nächste Stufe zu führen, sie noch ein Stück besser als „gut“zu machen. Wagner dagegen fand einen Schalker Scherbenhaufen vor. Der Klub stieg beinahe ab, der Kader passte sportlich gar nicht, ein neuer Sportvorstand wurde gerade erst installiert, der den gesamten Verein neu aufstellte. Wagner muss neben Jochen Schneider der Bauherr auf Schalke sein, Rose kann sich dagegen auf seine sportliche Aufgabe konzentrieren.
Angesichts dessen sind die Rollen klar verteilt: Gladbach ist der Favorit. Doch am ersten Spieltag weiß kein Team so recht, wo es steht, speziell wenn neue Spielideen eingeführt werden. Rose betont, dass noch viel Arbeit vor ihm und seinem Team liege, Wagners Worte waren ähnlich. Ihr gemeinsamer Freund Klopp dürfte auch äußerst gespannt sein, welcher seiner beiden Kumpels sich am Ende durchsetzen wird. Im Stadion wird er das Rose-Wagner-Duell nicht verfolgen können, jedoch auf der Rückreise von Southampton. Dort spielt Klopps FC Liverpool am Samstag. Ein Remis zwischen seinen Kumpels würde ihm vielleicht gefallen. Vermutlich auchWagner. Rose wäre es wohl zu wenig.