Rheinische Post Krefeld Kempen

Hoch hinaus

Yannick Flohé und Alexander Megos bescheren dem Alpenverei­n schon zwei Medaillen bei der Kletter-WM. Nun geht es um Startplätz­e für Olympia.

- VON MANUEL SCHWARZ

HACHIOJI (dpa) Nach dem Gewinn der Silbermeda­ille hielt Kletterer Alexander Megos wenig vom anstehende­n Ruhetag bei der WM in Japan. „Ich hätte gern den nächsten Wettkampf oder zumindest trainiert, aber das wird vermutlich nichts“, berichtete der Erlanger. Bundestrai­ner Urs Stöcker winkte ab – über den Freitag ohne offizielle­s Programm freute er sich. „Den Ruhetag braucht gerade jeder hier“, sagte er und blickte auf die anstehende­n finalenWM-Tage in Hachioji. Denn von Samstag an geht es um die so begehrten ersten Startplätz­e für die Olympische­n Spiele 2020.

Mit Megos‘ Silbermeda­ille in der Disziplin Lead, also dem klassische­n Schwierigk­eitsklette­rn mit Seilsicher­ung, und zuvor Bronze durch Yannick Flohé im Bouldern, dem Klettern von schwierige­n Elementen in Absprunghö­he, hat der Deutsche Alpenverei­n bereits ein blendendes Ergebnis erzielt. Das große Ziel aber ist noch nicht erreicht.

Wie fällt das Zwischenfa­zit nach zwei von vier Entscheidu­ngen aus?

Die deutschen Kletterer haben sich bislang sehr stark präsentier­t. Platz drei von Flohé war eine riesengroß­e Überraschu­ng, der Aachener war zuvor noch nie in einem Senioren-Finale gestanden. Auf eine Medaille durch Megos konnte man spekuliere­n, denn der Erlanger ist in dieser Saison einer der besten in der Königsdisz­iplin. Dass er sich am Ende wegen ein paar kleinen Fehlern auf der Final-Route die Chance auf Gold vermasselt hatte, dämpf

te die Freude über Silber ein wenig.

Was folgt noch in den letzten fünf WM-Tagen?

Zunächst steht am Samstag der Speedklett­er-Wettkampf an. Dabei geht es darum, so schnell wie mögliche eine genormte Wand hoch zu klettern. Filigrante­chniker wie Megos mögen die Disziplin nicht, müssen aber wegen der Kombinatio­n-Wertung darin antreten. Am Sonntag und Montag stehen dann für Frauen und Männer die Quali-Runden des Kombi-Events an, am Dienstag und Mittwoch steigen die Finals.

Was ist die Kombinatio­n, und warum ist sie so wichtig? Für die Kombinatio­nswertung werden die Ergebnisse der drei Einzeldisz­iplinen miteinande­r verrechnet. Die besten 20 Athleten qualifizie­ren sich für den Kombi-Wettkampf und klettern dann um einen Platz im Finale der besten Acht. Die in der Endabrechn­ung ersten sieben sichern sich ihr Ticket

für Olympia 2020 in Tokio. Es gibt Einschränk­ungen: Pro Nation und Geschlecht dürfen nur zwei Athleten zu den Sommerspie­len. Landen also mehr als zwei Teamkolleg­en in derWM-Kombi unter den Top 7, rücken andere Sportler auf. Bei den starken Japanern kann sich gar nur einer sportlich qualifizie­ren, weil ein Olympia-Startplatz den Gastgebern automatisc­h zugeteilt wurde.

Wie werden die Einzelerge­bnisse verrechnet?

Die jeweiligen Platzierun­gen der Sportler in den Diszipline­n Boulder, Lead und Speed werden miteinande­r multiplizi­ert. Je kleiner der Wert ist, umso besser. Megos mit dem Faktor 2 (als Zweitplatz­ierter im Lead) und Flohé mit dem Faktor 3 (Dritter im Bouldern) haben sich in gute Ausgangsla­gen manövriert. Auch der dritte deutsche Starter Jan Hojer hofft auf einen Platz im Kombi-Wettkampf – er hatte 2018 bei derWM im Dreikampf Bronze gewonnen.„Es sieht gut aus, dass wir alle drei dabei haben werden“, prognostiz­ierte Bundestrai­ner Stöcker.

Wie ist die Lage bei den Frauen?

Der Deutsche Alpenverei­n hat Afra Hönig als einzige Frau zur WM geschickt. Als bisher 21. im Bouldern und 57. im Lead-Klettern hat sie aber nur noch geringe Chancen, sich mit einer guten Speed-Leistung noch für den Kombi-Wettkampf zu qualifizie­ren.

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C. HONG ?? Der Aachener Yannick Flohé klettert bei der WM im Bouldern zur Bronzemeda­ille.
FOTO: AP/JAE C. HONG Der Aachener Yannick Flohé klettert bei der WM im Bouldern zur Bronzemeda­ille.

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