Rheinische Post Krefeld Kempen
„Ich war es leid zu scheitern“
Thomas Broich galt als großes Fußballtalent, aber auch als trotziger Freigeist. Ein Gespräch über seine Läuterung, sein Australien-Abenteuer und den Wunsch, Trainer zu werden.
Thomas Broich, der Trainer. Wie wäre der? „Ich habe das Gefühl, dass alle guten Trainer auch gute Geschichtenerzähler sind. Charismatisch. In Teilen stur. Mein erster Trainer in Brisbane (Ange Postecoglou, d. Red.) hat aus einer zusammengewürfelten Looser-Mannschaft mit einem eisernen Konzept eine Meister-Mannschaft gemacht. Das hat mich tief beeindruckt. Aber ich will mir keinen Druck machen. Natürlich wäre es toll, irgendwann einmal zum Beispiel für Köln oder Mönchengladbach zu arbeiten, aber die Welt da draußen wartet ja nicht auf mich als Trainer. Das Kommentieren und Analysieren macht mir derzeit sehr viel Spaß. Ich bin für alles selbst verantwortlich, das ist sehr spannend und so ganz anders als das Leben eines Profifußballers.“
Da ist sie wieder, die Muße, die Broich so schätzen gelernt hat und die nichts mit dem Broich von früher zu tun hat. Mozart ist tot. Heute spielt Thomas Broich auf der Gitarre Bob Dylan. „Mit Klassik kann ich eigentlich gar nicht so viel anfangen“, sagt er und lacht. Manchmal aber, wenn er die Klampfe in die Hände nehme und ein wenig darauf spiele, frei, ohne ein bestimmtes Stück zu üben, ertappe er sich dabei, wie er Songs spiele, die er damals gespielt habe. Als trotziger Freigeist, der er einmal war. „Ich möchte den alten Thomas Broich hinter mir lassen und gleichzeitig für das geradestehen, was ich damals alles gesagt habe. Wenn man mit unterschiedlichen Trainern nicht zurecht kommt, dann besteht irgendwann auch der Verdacht, dass es an einem selbst liegt“, sagt Broich: „Ich bin heute an einem Punkt angekommen, an dem meine Werte nicht besonders spektakulär sind, aber mir besonders viel bedeuten: Einfühlungsvermögen und Fleiß – damit ist schon extrem viel gewonnen.“