Rheinische Post Krefeld Kempen
Uerdingen im Aufwärtstrend
Eine private Initiative sorgt seit rund drei Jahren dafür, dass leerstehende Geschäfte gepflegt erscheinen und dekoriert werden. Das wertet die Umgebung auf und sorgt für Vermietung. Ein mögliches Modell auch für die Krefelder City?
Die Oberstraße in Uerdingen, das Herz der Uerdinger Fußgängerzone, erstrahlt in neuem Glanz. Die Zahl der Leerstände von Ladenlokalen ist deutlich reduziert. Die Händler sind optimistisch, und die Kunden fühlen sich wohl und kaufen gern ein. Das war vor nicht allzu langer Zeit ganz anders. „Es gab vor einiger Zeit eine Initiative, die die Oberstraße für den Autoverkehr freigeben und die Ladenlokale in Wohnimmobilien umwandeln wollte. Die Leute hatten aufgegeben“, erzählt Karl-Heinz Eiberg. Der Rentner wollte sich mit dieser Situation nicht abfinden und entschied sich, etwas dagegen zu unternehmen.
Eiberg war einst selbst im Einzelhandel aktiv, hatte eigene Teppichgeschäfte und arbeitete in verschiedenen Möbelhäusern. Vor elf Jahren zog der heute 65-Jährige mit seiner Frau Monika von Hüls nach Uerdingen.„Wir sind oft durch die Fußgängerzone gelaufen und waren von der Situation erschüttert. Wir wollten etwas tun“, erinnert er sich. Kurzerhand kontaktierte er Kaufmannsbund und Bürgerverein und startete eine Initiative. Er sprach die Vermieter leerstehender Ladenlokale an und vereinbarte, dass die Schaufenster von ihm dekoriert werden konnten. „Wichtig ist das Erscheinungsbild. Das wirkt sich einerseits auf die Attraktivität der gesamten Umgebung aus. Andererseits steigert ein schön hergerichtetes Objekt aber auch die Wahrscheinlichkeit der Vermietung“, sagt Eiberg.
Gemeinsam mit seiner Frau und einigen weiteren Helfern putzte er Schaufenster und kontaktierte Künstler undVereine, die sich in den Ladenlokalen präsentieren. „Etwa alle zwei Monate ändern wir die Ausstellung. Aktuell zeigt sich zum Beispiel der Ruderverein in einem Leerstand. Das sieht toll aus und ist für alle Beteiligten ein Vorteil. Der Verein kann Mitglieder werben, das Geschäft sieht einladend und die ganze Umgebung hochwertiger aus. Gemeinsam mit anderen Projekten wie Rhine Side Gallery oder Feierabendmarkt hat sich das Erscheinungsbild klar gebessert“, sagt Eiberg.
Zustimmung erhält er von Uwe Rutkowski, dem Vorsitzenden des Kaufmannsbundes. „Die Stimmung unter den Händlern hat sich deutlich gebessert. Dazu haben viele Aktionen und Gruppierungen beigetragen. Ganz sicher aber auch die Arbeit von Herrn Eiberg. Das an Umsätzen festzumachen, ist schwer, denn hier spielen zu viele Faktoren bis hin zuWetter oder Lage von Feiertagen und Urlaub herein. Aber deutlich ist: Bei Kunden wie Händlern herrscht heute eine um Größenordnungen bessere Stimmung“, sagt er.
Wäre die Initiative auch auf die Krefelder Innenstadt übertragbar? „Ich bin davon überzeugt“, sagt Eiberg, fügt aber hinzu: „Aufgrund der Zahl der Objekte bräuchte man hier sicher eine größere Gruppe. Und auch etwas Kreativität. Es müssen einfach alle zusammenarbeiten. Das beginnt bei Sauberkeit. Jeder Geschäftsinhaber sollte auch zunächst einmal selbst vor seinem Geschäft dafür sorgen, dass alles sauber ist. Wenn jeder mitmacht, ist das Erscheinungsbild schon viel besser“, sagt er.
Allerdings habe er in Uerdingen gemerkt: Die Händler selbst resignieren. „Das ist, denke ich, der größte Effekt unserer Initiative. Vorher hatten sie eigentlich aufgegeben. Heute sehen sie positiv in die Zukunft und ergreifen auch selbst die Initiative“, sagt Eiberg.
Er selbst will in jedem Falle dranbleiben und weiterhin dafür sorgen, dass die Schaufenster leerer Ladenlokale ansehnlich und abwechslungsreich bleiben.„Ich habe seinerzeit zur Frage, die Fußgängerzone aufzulösen, gesagt‚ gebt uns etwas Zeit. Wenn wir zwei bis drei Geschäfte vermitteln, dann ändert sich alles. Ich denke, ich habe Recht gehabt“, sagt er. Noch betreut er neun Leerstände. Und auch hier gibt es Interessenten. Uerdingen könnte also wirklich zum Modell nicht nur für Krefeld werden.