Rheinische Post Krefeld Kempen
„Hans im Glück“im Test: Gewinn für die City
Das Burger-Restaurant zieht viel junges gutbürgerliches Publikum an; die Küche kann sich sehen (besser: schmecken) lassen.
Für Krefeld ist es ein Glücksfall, dass „Hans im Glück“in den Schwanenmarkt gekommen ist. Das Burger-Restaurant ist beliebt bei der bürgerlichen Generation 20 plus X, auch: generationsübergreifend, denn man sieht dort auch ältere Semester, die Spaß an der ungezwungenen Atmosphäre haben. Zudem hat die gesamte Eingangssituation vor dem Schwanenmarkt und der kleine Platz rund um den Schwanenbrunnen erheblich an Aufenthaltsqualität und positiver Belebung gewonnen. So müssen Plätze in der Stadt sein. Und wie ist nun das Essen?
„Hans im Glück“hat einen rasanten Aufstieg hinter sich: Konzept und erstes Restaurant wurden 2010 von Thomas Hirschberger, der auch „Sausalitos“erfunden hat, ins Leben gerufen. Heute gibt es 64 Restaurants in Deutschland. Gehobene Burger-Küche, ergänzt um vegetarische Elemente, in originellem Wohlfühl-Ambiente: „Hans im Glück“macht nur auf den ersten Blick McDonald’s oder Burger King Konkurrenz; eigentlich geht es um Leute, die sonst zum Italiener, zum Griechen oder sonstwo essen gehen. Denn ein billiger Fastfood-Jakob ist das Restaurant nicht. Gehen wir die einzelnen Aspekte durch.
Ambiente: Prägnant ist der Einfall, den Restaurantraum durch Birkenstämme zu strukturieren. Um die Idee gab es sogar einen Prozess. Das Outfit war zunächst für das erste Restaurant entworfen; Gründer Hirschberger hat das Potenzial erkannt und das Design kurzerhand zum Markenzeichen für alle Restaurants gemacht. Dafür erstritt die Designerin Stefanie Rack vor Gericht ein zusätzliches Honorar. Hirschberges Coup war inhaltlich glücklich: Baumstämme und Holzoptik Service: Der Service ist ansprechend und gut. Man wird zu einem Tisch (eigener Wahl) geleitet, Bestellungen werden prompt aufgenommen, das Essen wird nach akzeptabler Wartezeit serviert, und zwar zusammen für einen Tisch (was nicht immer selbstverständlich ist in deutscher Gastronomie). Man ist allgemein beim Ikea-Du; geht in Ordnung. Ansprechend ist auch das Geschirr. Die Salatschalen sind auffällig designed, das Essen wird auf rechteckigen, schmalen Platten serviert; nichts wirkt altbacken, alles frisch und modern
Das Essen: Fleisch spielt in der gehobenen Burgerküche natürlich eine Rolle, ist aber nicht überdominant. Es gibt vegetarische Burger und Salate, die zur Stärke im Angebot von „Hans im Glück“gehören. Die Portionen sind relevant, die Dressings gut und abwechslungsreich. Kurz: Es ist keine Null-acht-fuffzehn-Kost nach dem Motto „gemischter Salat mit Yoghurt-Dressing“. Als Beispiele seien der Salat „Frohnatur“(mit Ziegenkäse, Walnüssen und Kartoffel-Dressing) oder „Bravur“(mit Hähnchenbrust, Avocadocreme und Apfel-Balsam-Dressing) genannt. Die Mischung aus Fleisch- und Nicht-Fleisch-Angeboten ist so etwas wie ein gelungenes Mann-FrauDing: Wo Männer, wenn sie Hunger haben, erstens, zweitens und drittens„Fleisch“denken, denken Frauen auch schon mal an vegane Bratlinge und Salat.
Bei den Burgern kann man zwischen Rind- und Hühnchenfleisch sowie vegetarischen Burgern wählen. Angenehm: Zu wählen ist auch zwischen zwei Brotsorten; „Sauerteig“ist deutlich aromatischer als die eher profillosenWeichbrötchenhälften, wie man sie sonst so kennt.
Wir testeten drei Burger: Avocado (mit Heumilchkäse und Avocadocreme), Pfeffersack (mit Champignons, einer sogenannten Drei-Pfeffer-Soße und Kräutersalat) sowie den vegetarischen „Hornträger“(ein Bratling aus Walnüssen, Ziegenkäse und Feigenmarmelade). Beim Burger kann man zwischen zwei Grö
ßen wählen; es gibt (gegen geringen Aufpreis) Zusatzangebote wie eine Pfefferkruste. Der Rindfleisch-Burger Avocado und der vegane Hornträger wussten zu überzeugen; die Avocadocreme gab dem Ganzen eine erfreuliche eigene Note, und der Walnussbratling funktionierte zwischen Süße und leichter Schärfe wunderbar.
Der Pfeffersack blieb dafür, dass drei Pfeffersoßen Verwendung finden, blass. Weder geschmacklich noch optisch waren die drei Soßen zu unterscheiden, und wer auf den Geschmack frisch gemahlenen Pfeffers hoffte, wurde enttäuscht. Auch die Pfefferkruste, die dazuzubuchen ist, blieb im Übrigen blass. Also: In Sachen Pfeffer muss die Hans-imGlück-Küche noch lernen, ihre eigenen Ankündigungen ernstzuneh
men.
Ordentlich ist alles, was mit Fritten zu tun hat. Freunde der gebackenen Kartoffelprodukte kommen voll auf ihre Kosten.
Fazit: Zu zweit landet man mit Salat (einer für zwei; die Portion ist ordentlich), zwei Burgern (mit Extragröße und Pfefferkruste) und Getränken bei rund 40 Euro. Das ist, wie gesagt, kein billiger Fastfood-Jakob und keine preisliche Alternative zu den einschlägigen Burgerketten. Aber als Alternative zu Italienern, Griechen oder Chinesen mit ihren teils altbackenen Restaurantinnenräumen ist„Hans im Glück“mit seinem jungen Ambiente und einer mit Salaten und einigen Akzenten angereicherten Burger-Küche eine ansprechende Alternative.