Rheinische Post Krefeld Kempen
Wie Welpen weniger wild werden
Ein Hundeverein aus Fischeln bietet die Teilnahme an Kursen für eine gute Bindung zwischen Mensch und Tier im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie an.
Der Verein für Deutsche Schäferhunde (SV) nimmt im Rahmen der wissenschaftlichen Untersuchung zum Thema „Stressverhalten bei Hunden“noch Welpen von acht bis zwölf Wochen in einem ein- bis zweimal pro Woche stattfindenden Kurs auf, der ein Jahr lang dauert. Dabei soll „durchweg positiv“gearbeitet werden, wie Melanie Keusemann vom SV betont.
Hintergrund ist das „Projekt 365“, bei dem Kristin Lorenz und andere Wissenschaftler unter Federführung des Zoologen Dr. Udo Gansloßer ein speziell der Entwicklung von Welpen angepasstes Ausbildungsprogramm erarbeitet haben. Mittels dieses Programms sollen Hunde später ein geringeres Stressverhalten als in einer vergleichbaren Kontrollgruppe aufweisen. Der Cortisolgehalt im Speichel der Hunde gibt Aufschluss über ihren Stresslevel. In einer Feldstudie soll nun die Wirksamkeit dieses Programms wissenschaftlich untersucht werden. Dafür ist es wichtig, dass ganz junge Hunde, egal welcher Rasse, die nicht älter als zwölf Wochen sein sollen, regelmäßig an den Welpenstunden in Fischeln teilnehmen. Um dieVergleichbarkeit zu gewährleisten, ist die Altershomogenität der Welpengruppen Voraussetzung.
Der erste Kurs hat bereits begonnen, für zwei weitere Kurse, die donnerstags um 18 Uhr stattfinden werden, werden noch Teilnehmer gesucht. Diese Treffen werden rund 45 bis 60 Minuten dauern, abhängig davon, ob die jungen Hunde noch aufnahmefähig und mit Spaß bei der Sache sind. Die Erziehung in den Kursen ist entwicklungsmäßig an das Alter der Hunde angepasst und sollte in Kleinübungen in den Alltag integriert werden. Für die Kursteilnahme ist es nicht nötig, Mitglied des Vereins zu sein. Die Aufgabe der Teilnehmer besteht darin, alle zwei Monate einen Fragebogen auszufüllen und in kleinen Videos Szenen aus dem Alltag der kleinen Hunde aufnehmen.„Besonders wichtig wäre es für uns, wenn gefilmt wird, wie der neue Hund zum ersten Mal sein neues Zuhause betritt“, wünscht sich Melanie Keusemann.
Teilnehmer an der Studie erhalten nach Ablauf des Kursjahres Dreiviertel ihrer 150 Euro zurück, die sie zu Beginn zu bezahlen haben. Was ist nun das Besondere an diesem „Projekt 365“? Es handelt sich nicht um eine reine Konditionierung, um ein einfaches Training der Hunde, bei dem das Tier lernt, auf einen bestimmten Befehl hin gehorsam„bei Fuß“zu gehen, sondern Ziel ist, „dass der Hund das aktiv anbietet durch Blickkontakt, der Hund also selbstständig weiß, was von ihm erwartet wird“, nennt Melanie Keusemann ein Beispiel.
Diese nonverbale Kommunikation zwischen Mensch und Tier kann eine ganz andere sein als zwischen zwei Hunden. Dies lernt das Tier zu unterscheiden. Auch hierzu ein Beispiel: Das Lächeln des Herrchens oder Frauchens kann ein Hund imitieren, indem er die Zähne zeigt; anderen Hunden gegenüber würde dies als Fletschen der Zähne und damit als Aggression gelten.
Wer bald einen kleinen Hund bekommt, kann sich zum Projekt 365 anmelden, denn von Aufbau und Festigung einer guten Bindung zwischen Mensch und Tier profitieren im Endeffekt beide Seiten.