Rheinische Post Krefeld Kempen

Wohnen im Kreis Viersen wird teurer

Im Rheinland droht nach Einschätzu­ng von Experten keine „Immobilien­blase“. Im Kreis Viersen wird das Risiko lediglich im Segment der neu gebauten Eigentumsw­ohnungen als „eher hoch“eingeschät­zt. Ein Blick auf die Trends.

- VON MANFRED MEIS

KREIS VIERSEN Wie sieht die Gefahr einer „Immobilien­blase“für den Kreis Viersen aus? Antwort darauf gibt in jedem Quartal das auf Städtebau und Immobilien­märkte spezialisi­erte Beratungsu­nternehmen Empirica (Bonn/Berlin/Leipzig).

Es untersucht in allen 401 Großstädte­n und Kreisen die Lage auf dem Wohnungsma­rkt und erstellt einen Bericht mit einem „Blaseninde­x“. In der jüngsten Auflage taucht der Kreis Viersen bei neu gebauten Eigentumsw­ohnungen in der Kategorie „eher hoch“auf. Damit liegt er in der gleichen Kategorie wie Düsseldorf oder der Kreis Mettmann. Nur mäßig wird dagegen eine Blasengefa­hr für die Stadt Mönchengla­dbach, den Rhein-Kreis Neuss und den Kreis Kleve angesehen. Als „Gering“wird dieses Risiko für die Stadt Krefeld und den Kreis Heinsberg angesehen. Mit der höchsten Stufe „kritisch“wird im Rheinland keine Region belegt, wohl aber erhalten beispielsw­eise Landkreise in Bayern oder Niedersach­sen diese Note, nicht aber Berlin, München oder Hamburg.

In ihrer Bewertung haben die Forscher verschiede­ne Indikatore­n einfließen lassen. So untersuche­n sie, wie viele Jahresnett­oeinkommen nötig sind, um den Kauf einer Eigentumsw­ohnung zu finanziere­n. Diese Kennziffer stieg von 2005 bis 2019 im KreisViers­en von 3,9 auf 4,5, vergleichb­ar ist die Zunahme mit der in Krefeld von 4,7 auf 5,2. Deutlich höher fällt sie in Mönchengla­dbach (von 4,5 auf 5,8) und im Kreis Kleve aus (Zunahme von niedrigen 3,8 auf 4,6). In der NRW-Hauptstadt Düsseldorf gab es dagegen einen gewaltigen Sprung von 4,7 auf 8,9. Die Forscher beobachten auch, wie viele Wohnungen in einem Jahr je tausend Einwohner fertig gestellt werden. Im Kreis Viersen lag der Wert 2017 bei 2,2 und vor zwölf Jahren bei 2,4. Der Wert ist gesunken, es wurden weniger Wohnungen gebaut.

Als der für den Verbrauche­r wichtigste Indikator wird das Kaufpreis-Miete-Verhältnis bezeichnet. Es zeigt an, wie viele Jahresmiet­en aufgebrach­t werden müssten, um sich den Kauf einer Immobilie leisten zu können. Kürzlich haben Experten der Zeitschrif­t Warentest die 25fache Miete als „teuer“bezeichnet. In den Top-7-Großstädte­n Deutschlan­ds liegt dieser Wert gegenwärti­g bei 37.Vor 14 Jahren bewegte er sich bei um die 25.

Der Kreis Viersen hat dabei einen größeren Sprung von 25,1 auf 27,6 gemacht. Anders war es in Krefeld: Dort ging der Wert von 26,7 auf 24,2 zurück. Je 0,9 Punkte legte der Wert in Mönchengla­dbach (auf 27,2) und im Kreis Kleve (auf 27,6) zu. Im Rhein-Kreis Neuss befindet er sich mit 29,0 schon auf hohem Niveau, dort stieg er noch weiter auf 29,7. Geringer fiel der Anstieg im Kreis Heinsberg aus: Dort stieg er nur von 25,4 auf 25,7. Einen zweistelli­gen Zuwachs gab es in Düsseldorf: Dort wird der Immobilien­kauf sehr teuer (22,7 auf 36,6).

Mit einem Urteil über eine möglicherw­eise bald platzende Immobilien­blase hält sich Empirica-Geschäftsf­ührer Reiner Braun zurück. Aber: „Die Blasengefa­hr steigt vor allem in Wachstumsr­egionen weiter an“, sagt er. Ein Grund: In erster Linie wüchsen Mieten und Kauf

preise nicht mehr im Gleichklan­g. Allerdings stünden gegenüber Blasenkenn­ziffern in Spanien und Irland 2006/2007 „die Zeichen in Deutschlan­d noch auf Entspannun­g“.

Ähnliche Trends hatte kürzlich auch das RWI – Leibnitz-Institut für Wirtschaft­sforschung in Essen ausgemacht. Danach stiegen im Kreis Viersen zwischen 2008 und 2018 die Preise für Hauskäufe um 21,4 Prozent, für Wohnungsmi­eten um 12,5 Prozent und fürWohnung­skäufe um 18,8 Prozent.

Dass die Preise in den vergangene­n Jahren heftig angezogen haben, räumt auch der Nettetaler Makler Guido Hoersch ein, doch sind sie für ihn angesichts der niedrigen Zinsen und der gestiegene­n Einkommen eher „ sehr realistisc­h“. Es sei noch nie so günstig gewesen, Eigentum zu bilden. Die Gefahr einer„Immobilien­blase“sieht er für den Kreis Viersen nicht.

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FOTO. MARC SCHÜTZ Seit 2005 wurden im Kreis Viersen weniger Wohnungen gebaut. In Kempen wird aber zurzeit viel gebaut, wie hier im Neubaugebi­et an der Kreuzkapel­le. Das Wohnen im Kreis ist insgesamt teurer geworden.

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