Rheinische Post Krefeld Kempen

Dresdner Abgründe

Die Das Dresdnerne­ue Ermittleri­nnen-Duo „Tatort“-Ermittleri­nnen startete werdenfuri­os – mit ihr dem zweiter Mord Fall, an das einem Psychodram­a Gastronom „Nemesis“, konfrontie­rt. kann nicht ganz mithalten.

- VON MARLEN KESS

DRESDEN Ein Mann sitzt am Schreibtis­ch, die Haare und die Wand dahinter sind voller Blut. Schnitt zu einer Frau und ihrem Sohn, die gemeinsam im Bett einer luxuriösen Villa liegen. Sie ist besorgt, greift immer wieder zum Telefon, spricht auf einen Anrufbeant­worter: „Bitte melde dich, ich mache mir Sorgen.“Es geht wieder einmal drastisch zu in Dresden. Denn schnell ist klar: Hier hat gerade eine Frau ihren Mann verloren, ein Sohn seinen Vater.

Schon der erste gemeinsame Fall der Dresdner Ermittleri­nnen Karin Gorniak (Karin Hanczewski) und Leonie Winkler (Cornelia Gröschel), „Das Nest“um einen mordenden Arzt, glänzte mit aufregende­n Bildern: Man erinnere sich an das im Wald gelegene Haus, in dem der Täter Menschen ausbluten ließ, um sie puppenähnl­ich in Sitzgruppe­n zu drapieren. Der Psychothri­ller, bei dem der Zuschauer mit Täterwisse­n den Ermittleri­nnen bei der Arbeit zusehen konnte, gilt unter Fans als einer der besten des Jahres.

Auch der neue Fall„Nemesis“, mit dem der „Tatort“aus der Sommerpaus­e zurückkomm­t, beschäftig­t sich mit der Psyche seiner Protagonis­ten – diesmal aber mit weniger Thriller-Elementen und eher als Drama aufgezogen. Das gelingt auch teilweise, richtig spannend wird es aber leider nicht. Doch der Reihe nach: Der Tote ist Joachim „Jojo“Benda, Geschäftsf­ührer eines Szenelokal­s in Dresden, in dem nicht nur undurchsic­htige Baulöwen wie Levon Nazarian (Marko Dyrlich) verkehren, sondern pikanterwe­ise auch Kommissari­atsleiter Peter Schnabel (Martin Brambach) und Polizei-Legende Otto Winkler (Uwe Preuß) zu den Stammgäste­n gehören. Nazarians schwarze Kreditkart­e liegt blutversch­miert auf dem Schreibtis­ch, insgesamt sieben Schusswund­en lassen die Ermittler schnell an eine Hinrichtun­g und Organisier­te Kriminalit­ät denken.

Dazu passt, dass Bendas Witwe Katharina (überzeugen­d kalt: Britta Hammelstei­n) und ihre beiden SöhneValen­tin (Caspar Hoffmann) und Viktor (Juri SamWinkler) von einem Überfall vor einerWoche berichten. Um Schutzgeld sei es gegangen, erzählt sie, ihr Mann sei erpresst worden. Zwei Männer hätten die Familie nachts in ihrem Haus bedroht, schwarz maskiert, mit osteuropäi­schem Akzent. Und dann wird auch noch die Tatwaffe identifizi­ert, vor Jahren bei einem Milieumord in Amsterdam zum Einsatz kam.

Klare Sache also – oder auch nicht, wie Kommissari­n Winkler vermutet. Die Abgründe sieht sie nicht im Mafiasumpf, sondern in der Familie selbst. Schließlic­h übernachte­te Joachim Benda schon seit einer Woche im Restaurant – und die Geschichte vom Überfall wirke von den Kindern doch arg strukturie­rt erzählt.

Die bereits angerissen­e schwierige Beziehung Winklers zu ihrem Vater, dem auch Jahre nach seinem Ruhestand immer noch legendären Polizisten, wird auch diesmal thematisie­rt. Winkler und Gorniak sind skeptisch, was die gute Beziehung des Vaters und auch ihres Chefs Schnabel zu Benda und Nazarian anbelangt. Und am Ende drückt Winkler den Vater am Handy einfach weg – ein Spannungsb­ogen, der noch nicht auserzählt ist.

„Tatort: Nemesis“, Das Erste, So., 20.15 Uhr

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FOTO: MDR/W&B TELEVISION/DANIELA INCORONATO ?? Die Befragung von Witwe Katharina Benda (Britta Hammelstei­n, 2. v.r.) und den Söhnen Valentin (Caspar Hoffmann, r.) und Viktor (Juri Sam Winkler) durch die Kommissari­nnen Gorniak (Karin Hanczewski, l.) und Winkler (Cornelia Gröschel) erweist sich als schwierig.
FOTO: MDR/W&B TELEVISION/DANIELA INCORONATO FOTO: MDR/W&B TELEVISION/DANIELA INCORONATO Die Befragung von Witwe Katharina Benda (Britta Hammelstei­n, 2. v.r.) und den Söhnen Valentin (Caspar Hoffmann, r.) und Viktor (Juri Sam Winkler) durch die Kommissari­nnen Gorniak (Karin Hanczewski, l.) und Winkler (Cornelia Gröschel) erweist sich als schwierig.

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