Rheinische Post Krefeld Kempen

Machen wir’s den Störchen nach

Dramatisch­e Felsen und weite Sandstränd­e: Die portugiesi­sche Algarveküs­te hat zwei Gesichter und ein einzigarti­ges Klima.

- VON INGE AHRENS

Tavira, die Anmutige. Properes Städtchen an beiden Ufern des Gilao. Tavira liegt nicht unmittelba­r am Atlantik sondern am östlichen Ende der Ria Formosa, dem der Sandalgarv­e vorgelager­ten Naturschut­zgebiet an Portugals südlichem Saum. Sotavento nennen die Portugiese­n den im Windschatt­en liegenden östlichen Küstenstre­ifen der Algarve im Gegensatz zur felsigen Barlavento-Küste im atlantisch­en Sturmwind.

Pudersandi­nseln, Lagunen und Kanäle ziehen sich von Olhao bei Faro im Westen bis nach Tavira das nur zwanzig Kilometer von der spanischen Küste entfernt ist. Ein Paradies fürVögel im Reich der Muscheln und Pflanzen. Aber auch Urlauber mit Sinn fürs Natürliche sind hier glücklich in kleinen weißen Örtchen wie CacelaVelh­a mit den gekalkten Zinnen der alten Festung. Der Besucher hört die Stille, den singenden Wind auf der Höhe und speist am Abend mit den Fischern.

Wer mit dem Flugzeug nach Faro einschwebt, sieht unter sich zahlreiche Silberreih­er und andere Vögel knietief in Salzgras und Sumpf stehen. Kraniche und Kormorane finden reichlich Nahrung in der Ria Formosa. So manchen Storch veranlasst ein so reichlich gedeckter Tisch dazu, sich den Weiterflug nach Afrika zu sparen. Die Lagunenlan­dschaft entstand nach dem großen Seebeben 1755 und ist naturgesch­ützt. Hier in den Salzgärten wird auch das kostbare Meersalz abgebaut, dessen zerbrechli­che Kruste auf den Seen „Nato do Sal“heißt.

Wer an die Algarve denkt, kennt meist nicht die Sandalgarv­e, sondern meint die spektakulä­re felsige Küste, das Barlavento. Mächtige Sedimentpa­kete aus hartem Kalk, Dolomitges­tein und weichem Mergel, die in der untergehen­den Sonne wie Zimt und Curry leuchten, haben das Bild dieser Region geprägt. Hier hat sich auch der Tourismus zuhauf angesiedel­t. Der Küste tut das aber keinen Abbruch. Weiß schimmern vielfältig­e Muschelsch­erben im Gestein der Felsen. Nach und nach spülen sie Wind und Meer frei. Fossiliens­ammler kommen auf ihre Kosten.

Die Felsalgarv­e zwischen Faro und Sagres kann man auf seiner porösen Kante unter Schirmpini­en und Erdbeerbäu­men entlang spazierend erleben und dabei den Seemöwen im Flug zuschauen. Darunter liegen die Strände aus goldgelbem Sand, zu denen manchmal ein steiler Weg führt und die früh im Jahr noch fast menschenle­er sind. Etliche sind nur mit dem Boot zu erreichen. Echte Traumsträn­de. Bei allzu stürmische­m Wetter können sie schon mal vom Meer überspült werden. Am spektakulä­rsten ist die Küste vom Meer aus. Hotels wie das Vila Vita Parc und andere Veranstalt­er bieten Bootsfahrt­en an, während der man eine fantastisc­he Grottenwel­t kennenlern­t.

Mit viel Geschick fahren die Schiffer noch in das winzigste Felsenöhr, und eine Märchenwel­t tut sich auf. Die Jahrhunder­te alten Ablagerung­en in den Felsen haben viele Farben. Die Stille macht atemlos. Man hört nur das Plätschern der Wellen. Die himmelwärt­s durchlöche­rten Felsen sind der natürliche­n Erosion geschuldet. Sonnenspot­s beleuchten kleine weiße Strände im Innern und malen das glasklare Wasser türkisblau. Nicht nur eine Höhle ist so spektakulä­r, sondern unzählige. Da kann Capri mit seiner blauen Grotte doch einpacken.

Das Wort Algarve kommt aus dem Arabischen. Al-Gharb bedeutet so viel wie „Im Westen“. Die arabischen Namensgebe­r wurden bereits im 13. Jahrhunder­t vertrieben. Die kleinste und vielleicht bekanntest­e Landschaft Portugals ist gerade mal 50 Kilometer breit und zieht sich über gut 150 Kilometer hin: von der spanischen Grenze am Rio Guadiana bis zum westlichst­en Punkt am stürmische­n Atlantik, dem Cabo Sao Vicente.

Jenseits der touristisc­hen Ballungsrä­ume ist noch vieles ursprüngli­ch geblieben. Beschaulic­he Dörfer wie Alte und kleine Städtchen wie Salir liegen zwischen den Hügeln. Auch das nahe Örtchen Loulé mit seinen vielen Handwerker­n und dem bunten Samstagsma­rkt ist einen Ausflug wert. Wer ankommt, um zu bleiben, ist im Vila Vita Parc Resort auf der Klippe über dem Meer wunderbar aufgehoben. Die Anlage ist familienfr­eundlich und liegt fast verwunsche­n in einem wunderschö­nen Park.

Mit dem Auto kann man leicht ausschwärm­en. Die Distanzen sind nicht groß, und es lohnt sich, mehr als nur die Felsalgarv­e zu sehen.Wanderer und Radfahrer auf der Via Algarviana erleben eine ganz andere Region. Sie sind hautnah mit Flora und Fauna, genießen das stille Hinterland und schweifen immer mal wieder zum Meer hinab. Die Algarveküs­te ist zwar nicht alles, aber eben doch besonders schön.

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FOTO: GETTY IMAGES/DEBOVE SOPHIE Die Algarve ist die südlichste Region Portugals. Der arabische Name bedeutet so viel wie „Im Westen“.

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