Rheinische Post Krefeld Kempen

Ein Hobby für den Hund

Sind Hunde nicht ausgelaste­t, entwickeln sie manchmal komische Vorlieben. Dagegen hilft ein Hobby. Viele Tiere entdecken durch Hundesport oder Nasenarbei­t eine richtige Berufung – ein riesiges Kapital.

- VON MARIE VON DER TANN

Sie nehmen die Wohnung auseinande­r oder machen Radau, wenn man es gar nicht brauchen kann. Unausgelas­tete Hunde sind eine echte Last. Oft ist das Problem allerdings hausgemach­t: Die Tiere sind intellektu­ell unterforde­rt. Aber: Wie findet man die richtige tiergerech­te Beschäftig­ung für seinen Hund – ohne dass man sein Leben komplett umkrempeln muss?

Katja Krauß von der Hundeschul­e Greh in Berlin sagt: „Erstmal ist es wichtig, auf das Individuum zu schauen. Wie sieht der Alltag des Hundes aus? Was für ein Temperamen­t hat er?“Ein Hund, der mit ins Büro geht, hat sozusagen schon einen Job. „Viele Gerüche, viele Menschen. Das ist für die Tiere auch geistige Arbeit“, sagt die Expertin. Da verwundert es nicht, wenn der Hund nach einem Acht-Stunden-Arbeitstag höchstens noch seinen Schlaf unterbrich­t, um einen Kontrollga­ng zum Futternapf zu machen.

Bewegung ist natürlich trotzdem wichtig:„Eine Stunde sollte es bei erwachsene­n Hunden mindestens am Tag sein, besser sogar zwei“, sagt Krauß. Und, na klar, kann man es auch beim Spaziereng­ehen belassen. Aber regelmäßig­er Sport ist vor allem deshalb gut, weil er in der Regel Bewegung und geistige Auslastung bietet.

Eine der beliebtest­en Hundesport­arten ist das Agility. Dabei wird eine Art Hindernisp­arcours durchlaufe­n. Auf Zeit müssen die Tiere unter anderem Sprünge überwinden, durch Tunnel kriechen und Slalom laufen. Viele Hunde haben daran einen Heidenspaß. Marlies Köster vom Deutschen Hundesport­verband erklärt: „Die Höhe der Hinderniss­e ist auf die Hunde angepasst, generell können alle teilnehmen“. Das ständige Springen und dessen Auswirkung auf die Gelenke wird in der Hundebesit­zer-Szene allerdings heiß diskutiert.

Auf der Suche nach dem richtigen Hobby für den Hund ist es hilfreich, die Rasse und deren Triebe zu bedenken. „Oft geben Rassezucht­vereine Ideen für eine artgerecht­e Beschäftig­ung. Bei Mischlinge­n müssen Besitzer überlegen: Von welchem Anteil hat der Hund mehr?“, rät Astrid Behr vom Bundesverb­and praktizier­ender Tierärzte. Bei Retrievern beispielsw­eise ist die Sache klar: Ihre Passion ist das Bringen von Bällen, Stöckchen, Dummys. Die meisten lieben auch das Wasser, eine gute Möglichkei­t der Beschäftig­ung sind also Bringspiel­e aus dem Wasser. Schwimmen ist zudem gut für die Gelenke.

Schwierige­r wird es bei Hütehunden. Border Collies etwa oder auch Australian Shepherds sind hochintell­igente Leistungss­portler – allerdings im Schafe hüten. Die meisten Besitzer haben aber leider keine.„Der Hütetrieb ist schwer zu befriedige­n“, bedauert Krauß. Die Hunde müssen also anders gefordert werden. Da sie sehr intelligen­t sind, bietet sich hier zum Beispiel komplexe Nasenarbei­t an. Aber auch Hindernist­raining jeglicher Art kann eine schöne Herausford­erung für sie sein. „Die besten Hunde bei Meistersch­aften in Agility sind meistens Border Collies oder Australian Shepherds“, weiß Köster.

Hundetrain­erin Krauß hält dennoch nichts vom Agility: „Die Sprünge sind für die meisten Hunde zu hoch, das Training auf Zeit ist nicht artgerecht.“Krauß wirbt dagegen für die Nasenarbei­t mit Hunden. Egal ob Hütehund, Labrador oder Chihuahua. Die Nase der Tiere ist derart fein, dass es kein besonderes Talent brauche, um Gegenständ­e oder Stoffe auf Kommando zu erriechen.

Zehn bis 15 Prozent des Gehirns würden die Hunde zum Schnüffeln einsetzen. Ihre eigenen Hunde hat sie zum Beispiel auf die Allergiepf­lanze Ambrosia und Schimmel in Gebäuden trainiert. Denkbar ist aber auch das Schulen auf Trüffel, Geldschein­e, Krebszelle­n, Allergene oder Bettwanzen. Wer täglich fünf Minuten trainiert, der könne seinen Hund in einem halben Jahr zum Suchhund ausbilden. Ein Profi braucht dafür oft nur zwei Wochen.

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FOTO: DANIEL MAURER/DPA-TMN Hoopers Agility ist eine Hundesport­art, die speziell auf ältere Hunde ausgericht­et ist, die beispielsw­eise nicht mehr springen sollen.
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FOTO: INA FASSBENDER/DPA-TMN Viele Hunde lieben das Apportiere­n. Es muss aber nicht immer das berühmte Stöckchen sein.
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