Rheinische Post Krefeld Kempen
Fachleute: Dürre im Boden ist „extrem“
Der Regen der letzten Tage brachte nur Tropfen auf den heißen Stein. Die Böden sind bis in eine Tiefe von 1,80 Meter extrem trocken. Ein Leipziger Institut stellte in seinem „Dürremonitor“die Lage erschreckend deutlich dar.
Vorbei die Zeiten, in denen der Niederrhein als Feuchtbiotop, getränkt von ewigem Nieselregen, durchgehen konnte: Die nun schon ins zweite Jahr gehende Dürre hat auch die Böden in Krefeld und am Niederrhein im Griff. Wie dramatisch die Lage in der Region ist, zeigt eindringlich der sogenannte Dürremonitor, den das in Leipzig ansässige Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) auf seiner Internetseite veröffentlicht und ständig aktualisiert. „Die Dürre von 2018 hat gar nicht aufgehört“, sagt Andreas Marx, promovierter Experte für den Dürremonitor beim UFZ. Der Regen der vergangenen Tage trügt dem
„Wir hatten über den Winter keine Grundwasserneubildung“ aufnehmen. „Dann ist der Boden nass“, sagt Marx. Heißt: Um einen Quadratmeter Boden bis in eine Tiefe von 1,50 Meter zu nässen, braucht es 600 Liter Regenwasser. Küskens ergänzt, dass erst dann, wenn der Boden durchnässt ist, auch Wasser ins Grundwasser gelangt. „Wir hatten über den Winter aber keine Grundwasserneubildung“, sagt er.
Aus Sicht des Helmholtz-Zentrums kann das, was die nun ins zweite Jahr gehende Trockenheit bedeutet, für die Landwirtschaft als „nationale Katastrophe“(Marx) bezeichnet werden. Im Osten, wo viel Getreide angebaut wird, kann man die Trockenheit nicht durch Beregnung ausgleichen; die Flächen sind zu groß, das Grundwasser liegt zu tief.
Fast schlimmer noch und bislang weniger beachtet sind für Marx die Konsequenzen für den deutschen Wald.„Die wirtschaftlichen Schäden sind im Forst wesentlich höher als in der Landwirtschaft“, sagt Marx. Viele Bäume gehen langsam an der Trockenheit zugrunde; dass es bald in Deutschland keine Fichten mehr geben wird, ist bekannt. Trockene Bäume können sich auch nicht mehr gegen Schädlinge wehren. „Gesunde, ausreichend mit Wasser versorgte Bäume können Schädlingen deutlich mehr entgegensetzen als kranke, von Trockenheit geplagte Bäume“, sagte er, „gesunde Bäume verharzen Schädlinge.“Heißt: Der
Krefeld Baum sondert gegen Angreifer auf der Rinde klebrigen Harz ab, fixiert so Insekten und macht ihnen den Garaus. „Wenn es regional zu regelrechten Plagen mit Eichenprozessionsspinnern kommt, dann liegt das auch daran, dass die Bäume geschwächt sind.“
Auch die Auswirkungen auf die Flüsse sind nach Marx’ Einschätzung schlimm bis katastrophal. Die Elbe sei auf demWege, kein schiffbarer Fluss mehr zu sein. „Im Vergangenen Jahr musste die Schifffahrt acht Monate ruhen“, berichtet er. Der Rhein werde zwar immer noch durch Gletscherwasser aus den Alpen gespeist, habe aber auch über Monate mit Niedrigwasser zu kämpfen gehabt – mit Millionenverlusten im dreistelligen Bereich für die chemische Industrie am Rhein, damit auch in Uerdingen (wir berichteten).
Mittel- und Westeuropa müssen sich, davon ist, Kreislandwirt Küskens überzeugt, wieder daran gewöhnen, dass es Missernten geben wird. „Das ist bislang nicht ins allgemeine Bewusstsein gerückt, weil Schwankungen bei der Getreideernte in Deutschland keine Auswirkungen auf den Brotpreis haben, denn der Weltmarkt konnte Verluste bei uns ausgleichen“, berichtet Küskens.
Im weltweiten Maßstab gibt es noch genug Getreide – jedenfalls für die Menschen der westlichen Welt.