Rheinische Post Krefeld Kempen
Die Steineverstecker von Krefeld
Sie suchen Steine, malen sie an und verstecken sie irgendwo im Stadtgebiet: Die Facebook-Gruppe „KReativ Steine“möchte anderen Menschen damit eine Freude machen. Mehrere hundert Exemplare haben sie schon gefertigt.
Aus der Ferne sieht es aus wie ein Farbenmeer – bunte Kringel und Tupfen so weit das Auge reicht. Erst wer genau hinsieht, erkennt, dass die vielen Punkte einen prächtigen Baum ergeben. „An dem habe ich lange gesessen“, erzählt Heike Rütten. Die 51-Jährige hat sich mit ihrer Schwester und ihren Kindern verabredet. Zusammen bemalen sie handgroße Steine, versehen sie mit bunten Mustern, Tieren, Blumen oder Sprüchen. Danach werden sie ihreWerke irgendwo im Krefelder Stadtgebiet auslegen.Warum? „Um anderen Menschen eine Freude zu machen“, sagt Heike Rütten. Die Familie ist kein Einzelfall: Weltweit bemalen Menschen derzeit Steine, verstecken sie und posten ihre Funde bei Facebook. Der Trend kommt aus Amerika. Vor vier Jahren hat dort eine Frau namens Megan Murphy einen Stein mit einem Zitat am Strand versteckt. Als einer ihrer Freunde ihn fand, begann sie, immer mehr Kiesel mit inspirierenden Sprüchen auszulegen. Kurz darauf gründete sie die Facebook-Gruppe „Kindness Rocks“. Der Trend schwappte nach England, eroberte die norddeutsche Küste und ist nun auch in der Seidenstadt angekommen. Dort hat Familie Rütten im Juli die Facebook-Gruppe KReativSteine gegründet. Bundesweit gibt es rund 1000 solcher Gruppen. In die Krefelder sind schon knapp 300 Mitglieder eingetreten, sie zeigen ihre Kreationen, geben Materialtipps und schreiben, wenn sie einen Stein gefunden haben. Das ist gar nicht immer so leicht. Denn bei derWahl der Orte lassen sich die Krefelder einiges einfallen. „Wir legen sie zum Beispiel an Briefkästen, an Bushaltestellen, am Gehwegrand oder auf Baumstämmen auslegen“, erzählt die 19-jährige Michelle. Wichtig dabei: „Die Steinen dürfen keinen anderen gefährden“, fügt ihr Bruder Marco hinzu. Auch sollte nichts auf den Stein geklebt werden – aus Umweltschutzgründen.
Mitmachen kann jeder: Im ersten Schritt werden schöne Steine gesammelt – wer kein Finderglück hat, kann sie im Baumarkt kaufen. Dann geht es ans Malen. „Dabei kann ich richtig gut abschalten“, erzählt Marita Hindges, „oft gibt der Stein durch seine Form vor, was er werden wird.“Am besten eignen sich Acrylfarben auf Wasserbasis – feine Details können mit Acrylstiften gemalt werden. Danach werden sie lackiert. „Sobald ich einen Stein ausgelegt habe, schaue ich nach, ob ihn schon einer mitgenommen hat“, erzählt Michelle. Am schönsten sei es, wenn tatsächlich über Facebook eine Rückmeldung des Finders komme. Einen positiven Nebeneffekt hat das Hobby in jedem Fall.„Man sieht seine Umgebung mit anderen Augen“, sagt Heike Rütten. Etwa 250 Steine hat sie schon bemalt. Ihre Kinder hat sie mit ihrem neuen Hobby schnell infiziert. „Anfangs habe ich sie für verrückt gehalten“, erinnert sich ihr Sohn,„aber es ist wie ein Virus. Man kann sagen, wir sind steininfiziert.“Auch viele andere Gruppenmitglieder malen regelmäßig:„Dabei kommen ganz tolle Ergebnisse raus“, sagt Heike Rütten und fügt hinzu, „es ist so schön, dass viele Leute mitmachen. Wir sind eine richtige Harmoniegruppe.“