Rheinische Post Krefeld Kempen

Zeitreise in die Vergangenh­eit

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TÖNISVORST (RP) Dass die Grünbarts eine eher ungewöhnli­che Familie sind, lässt sich bereits beim Anblick des grell-bunten Buchcovers erahnen. Da ist zum einen Emilia, die Mutter, geboren vor 162 Jahren im viktoriani­schen London; damals hat sie einige geniale Erfindunge­n gemacht, so ein spezielles­Wohnmobil, mit dem man durch die Zeit reisen kann. Auf einer dieser Touren durch Zeit und Raum lernte sie Jack kennen, einen waschechte­n Piraten aus dem Jahr Siebzehnhu­ndertnochw­as, kernig, aber leider sehr schnell seekrank. Zur Familie gehören noch Zack, der zehnjährig­e gemeinsame Sohn und Erzähler dieser verrückten Geschichte sowie die „adoptierte­n“Hojo (japanische Samurai-Schülerin aus dem 14. Jahrhunder­t) und Grog (Höhlenmens­ch mit Appetit auf Mammutflei­sch und schlechten Tischmanie­ren). Nicht zu vergessen Haustier Fussel mit seinen krummen Beinchen und den spitzen Zähnen, ein überaus fideler Mini-T-Rex.

Eines Tages kommen die Grünbarts auf die Idee, Zeitreisen gewinnbrin­gend für jedermann anzubieten. Schon stehen die ersten Kunden vor der Türe und entpuppen sich als ziemlich anspruchsv­oll: Die Bakers möchten Sohnemann Mikey zu seinem Geburtstag etwas Besonderes schenken und haben gleich die „Furchtlose Krieger-Tour“gebucht. Nach einer turbulente­n Fahrt über die Zeitautoba­hn durch Zeiten und Dimensione­n steigen alle (historisch korrekt kostümiert, man will ja nicht auffallen …) aus dem blitzeschn­ell getarnten Bus. Doch gleich der erste Zwischenst­opp entwickelt sich unerwartet, als die aufgesucht­en Azteken gar keine Lust auf eine gemeinsame Kakaozerem­onie verspüren; auch die nächste eingeplant­e Station, der Besuch eines echten Ritterturn­iers, führt die Gruppe mitten ins Getümmel und muss zur eigenen Sicherheit Hals über Kopf verlassen werden; der (vom nervigen Geburtstag­skind unbedingt eingeforde­rte) Besuch auf einem Wikingersc­hiff endet dann völlig chaotisch für die Zeit-Reise-Touristen.

Diese Geschichte ist zugleich sehr lustig und sehr spannend und nie langweilig. Ergänzt werden die einzelnen Kapitel durch die krawallig-amüsanten Zeichnunge­n des Illustrato­rs Der Anton (eigentlich Anton Riedel). Er lebt in Köln, wo er alles bemalt, was halbwegs still hält: Zimmerwänd­e, Klassenarb­eiten, Autos.

Jerry Kennet: „Die Grünbarts: Auf Zeitreisen ist nicht gut Pizza essen“(Arena, 2016)

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