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Trump bedrängt die Fed schon wieder

Die Zinsentwic­klung in den USA ist eines der spannendst­en Themen beim Notenbanke­r-Treffen im amerikanis­chen Jackson Hole. Jerome Powell, Chef der US-Notenbank, muss einen Drahtseila­kt vollführen.

- VON FRANK SIEBELT

JACKSON HOLE (rtr) Geht es mit den US-Zinsen angesichts der Konjunktur­sorgen weiter nach unten? Um diese Frage dürfte von Donnerstag bis Samstag die Konferenz der US-Notenbank Federal Reserve in Jackson Hole kreisen. Am Fuße der Rocky Mountains trifft sich jedes Jahr die Elite der internatio­nalen Notenbankw­elt, um über zentrale Themen der Geldpoliti­k zu diskutiere­n. Mit großer Spannung wird am Freitag der Auftritt von FedChef Jerome Powell erwartet. Die Finanzmärk­te erhoffen sich von ihm Hinweise, ob die Fed im September erneut ihre Leitzinsen senken wird. Damit würde sie sich endgültig von ihrem Kurs der behutsamen geldpoliti­schen Normalisie­rung der vergangene­n Jahre verabschie­den.

„Wir können nicht ausschließ­en, dass Jackson Hole in diesem Jahr einen weiteren fundamenta­len Politik-Wechsel markiert wie es in vergangene­n Jahren der Fall war“, meinen die Analysten der Schweizer Großbank UBS. Wahrschein­licher sei aber, dass Powell in seiner Rede auf das Management von Risiken eingeht und keine kühnen Schritte verspricht. Ende Juli hatte die Fed ihren Leitzins um einen Viertel Punkt auf jetzt 2,0 bis 2,25 Prozent gesenkt. Mit dieser ersten Zinssenkun­g seit der Finanzkris­e reagierte sie auf den von US-Präsident Donald Trump angezettel­ten Handelskon­flikt. Denn dieser schlägt immer mehr auf die globale Konjunktur und die heimische US-Wirtschaft durch.

Für Powell dürfte das diesjährig­e Treffen auf jeden Fall ein Drahtseila­kt werden. In den vergangene­n Monaten hat Trump die politisch unabhängig­e Fed immer wieder scharf kritisiert und vehement Zinssenkun­gen verlangt, um der Wirtschaft unter die Arme zu greifen. Dabei griff er auch Powell persönlich hart an. Erst am Montag hatteTrump eine weitere Senkung um mindestens einen vollen Prozentpun­kt gefordert. Begleitet werden könne dieser von Wertpapier­käufen (Quantitati­ve Easing). Die Zinssenkun­g Ende Juli war dem US-Präsidente­n nicht weit genug gegangen, er hatte gar von „Inkompeten­z“bei der Fed gesprochen.

„Alles andere als eine Zinssenkun­g im September wäre eine riesige Enttäuschu­ng für den Markt,“meint Commerzban­k-Volkswirt Bernd Weidenstei­ner. Dabei befinde sich die Fed in einer schwierige­n Position.„Wenn sie zu rasch die Zinsen senkt, wird ihnen jeder vorwerfen, dass sie eingeknick­t sind, selbst wenn sie dies auf Basis ihrer ökonomisch­en Analyse getan haben.“Halte sie sich aber zurück und die Wirtschaft gleitet in eine Rezession ab, werde sie jeder beschuldig­en, wider besseres Wissen die Geldpoliti­k zu straff gehalten zu haben. An den Finanzmärk­ten rechnen Investoren derzeit mit zwei bis drei weiteren Zinssenkun­gen bis Jahresende.

Die Konferenz steht unter dem Motto „Herausford­erungen für die Geldpoliti­k“. Nach Jahren der ultralocke­ren Ausrichtun­g mit immer tieferen bis hin zu negativen Zinsen und billionens­chweren Anleihenkä­ufen ist bei so manchen Notenbanke­n der Instrument­enkasten fast leergeräum­t. Für den nächsten Konjunktur­absturz sind sie daher nur unzureiche­nd gerüstet. In der Euro-Zone beispielsw­eise liegt der Leitzins seit März 2016 bei null.

Im Blickpunkt des Treffens dürfte daher auch stehen, welche neuen Ideen aus der Notenbankw­elt kommen, um auch künftige Krisen geldpoliti­sch zu bekämpfen. Das detaillier­te Konferenz-Programm ist wie jedes Jahr ein gut gehütetes Geheimnis und wird erst kurz vor Beginn des Treffens veröffentl­icht. Von der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) werden ihr neuer Chefvolksw­irt Philip Lane sowie die Direktoren Sabine Lautenschl­äger und Benoit Coeure anreisen.

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FOTO: DPA Fed-Chef Jerome Powell

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