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Gamescom: Aus alt mach neu

Videospiel­er aus der ganzen Welt blicken derzeit nach Köln. Einmal mehr im Fokus steht dabei das polnische Langzeitpr­ojekt „Cyberpunk 2077“. Die Branche haucht zudem zahlreiche­n Klassikern neues Leben ein.

- VON CHRISTIAN ALBUSTIN

KÖLN Am Mittwoch öffnet die Gamescom ihre Pforten für Spieler, Youtuber und Cosplayer, die aus der ganzen Welt anreisen. Mit rund 1150 Aussteller­n aus mehr als 50 Ländern und auf 218.000 Quadratmet­ern übertrifft die weltweit größte Spielemess­e erneut die Zahlen aus dem Vorjahr. Erwartet werden können, gemessen am bisherigen Trend, wohl etwa 370.000 Besucher. Der Andrang auf die Messe ist riesig, beinahe alle Kartenkont­ingente sind erschöpft, lediglich die neu eingeführt­en Abendkarte­n sind für einzelne Tage noch verfügbar.

Spiele-Fans, die wenig Lust auf stundenlan­ges Anstehen an den Ständen haben, konnten in diesem Jahr die Eröffnungs­show am Montagaben­d live im Internet sehen – die ersten Weltpremie­ren inklusive.

Am Dienstag hatten dann zunächst Medienvert­reter und diejenigen Fans, die eine der wenigen Wildcard-Eintrittsk­arten ergattern konnten, den Vortritt. Welches Spiel das am sehnlichst­en erwartete sein dürfte, war schnell klar: Obwohl die Hallen noch vergleichs­weise leer waren, gab es die längste Schlange am Stand von „Cyberpunk 2077“. Das Rollenspie­l im düsteren Science-Fiction-Szenario ist bereits seit Jahren beim polnischen Entwickler CD Projekt Red in Arbeit. Das auf Rollenspie­le spezialisi­erte Studio hat sich mit den drei Teilen der „Witcher“-Serie einen Namen gemacht. Auf der Gamescom zeigte CD Projekt ein 45-minütiges Video mit Spielinhal­ten. Selbst spielen konnte die Fachpresse auch auf der Gamescom noch nicht.

Google stellt an seinem Stand seine Spiele-Streamingp­lattform „Stadia“vor, mit der der Konzern im Herbst in Deutschlan­d an den Start gehen will. Damit können Spiele von einem leistungss­tarken Server auf Handys, Tablets, Smart-TVs und den Computer gestreamt werden. Der Vorteil ist Google zufolge, dass die Berechnung­en auf dem Server stattfinde­n, dass Heimgerät keine hohe Rechenleis­tung haben muss. Kritiker bemängeln jedoch, dass die Verzögerun­g von der Eingabe zum Server und wieder zurück zu groß sei und nicht alle Haushalte über die nötige Internetan­bindung verfügen. „Stadia“hatte der Suchmaschi­nenanbiete­r bereits im März angekündig­t.

Ein Sammelsuri­um unterschie­dlichster Spiele bietet das neu geschaffen­e Indie-Village. Auf einem Viertel der Halle 10 steht teilweise ein Laptop neben dem anderen. Kleine Entwickler können dort mit vergleichs­weise geringem Aufwand ihre Spiele präsentier­en. Viele der dort gezeigten Ideen können zwar grafisch nicht mit den millionens­chweren Produktion­en von Microsoft oder Sony mithalten, sind dafür aber oft risikofreu­diger was die Spielmecha­nik oder das Thema angeht. Der deutsche Entwickler Rockfisch-Games etwa präsentier­t dort seine Fortsetzun­g von „Everspace“in einem sehr frühen Stadium. Das fertige Spiel, in dem der Spieler ein kleines Raumschiff durch ein offenes Weltall steuert, soll erst 2021 auf den Markt kommen. Bis dahin soll es noch eine Kickstarte­r-Kampagne durchlaufe­n.

Mehr noch als Fortsetzun­gen stehen in diesem Jahr Neuauflage­n alter Titel im Fokus. Nintendo zeigte beispielsw­eise „The Legend of Zelda - Link’s Awakening“für die Konsole Switch. Das Spiel erschien vor 26 Jahren für den Game Boy, soll aber nach einer Frischzell­enkur in quietschbu­nter Optik Nostalgike­r wie Neukunden auf der aktuellen Nintendo-Konsole Switch ansprechen. Eine ähnliche Strategie verfolgt Square Enix mit dem japanische­n Rollenspie­l„Final FantasyVII“, das vor 22 Jahren erschien und nun noch einmal für die aktuelle Konsolenge­neration auf den Markt kommt.

Dass Branchenri­ese Blizzard seinen 4000-Quadratmet­er-Stand in diesem Jahr leer gelassen hat, dürfte zwar die Betreiber der Kölnmesse nicht gefreut haben, einige Besucher jedoch. Der frei gewordene Bereich wurde kurzum zur Ruhezone umgewidmet. Für Spieler, die an allen vier Messetagen in Köln dabei sind, ist das zumindest eine gute Nachricht. Auch wenn sicherlich einige von ihnen gerne einen Blick auf die neuen „World of Warcraft Classic“-Server geworfen hätten.

 ?? FOTOS: CD PROJEKT/ SQUARE ENIX/NINTENDO ?? Das polnische Entwickler-Studio CD Projekt ist bekannt für opulente Rollenspie­le – bislang vor allem in Fantasy-Welten. Das Science-Fiction-Spiel „Cyberpunk 2077“soll im April 2020 erscheinen. Die Szenerie erinnert verdächtig an „Blade Runner“.
FOTOS: CD PROJEKT/ SQUARE ENIX/NINTENDO Das polnische Entwickler-Studio CD Projekt ist bekannt für opulente Rollenspie­le – bislang vor allem in Fantasy-Welten. Das Science-Fiction-Spiel „Cyberpunk 2077“soll im April 2020 erscheinen. Die Szenerie erinnert verdächtig an „Blade Runner“.
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Das japanische Rollenspie­l „Final Fantasy VII“hat schon 22 Jahre auf dem Buckel. Square Enix verpasst ihm nun einen neuen Anstrich.
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Und noch ein Recycling-Produkt aus Japan: Nintendo belebt für seine Konsole Switch den Game-Boy-Klassiker „Legend of Zelda – Link‘s Awakening“.

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