Rheinische Post Krefeld Kempen

„Gaming fördert Breitbanda­usbau“

Der Deutschlan­d-Chef von Electronic Arts über die Zukunft der Spiele – und umstritten­e Inhalte für „Fifa“.

- LUDWIG JOVANOVIC FÜHRTE DAS INTERVIEW.

Wir treffen Jens Kosche (50), den Deutschlan­d-Geschäftsf­ührer von Electronic Arts, auf der Gamescom. Electronic Arts ist einer der weltgrößte­n Entwickler und Anbieter von Computersp­ielen. Dazu gehören unter anderem die Fußballsim­ulation „Fifa“, aber auch das Aufbauspie­l „Die Sims“.

Herr Kosche, in diesem Jahr gibt es auf der Gamescom nicht die ganz großen Neuigkeite­n, weil alles auf die neuen Konsolen wartet – die erst nächstes Jahr auf den Markt kommen werden.

Aus Sicht eines Spiele-Entwickler­s und -Anbieters ist immer das nächste Spiel das bedeutends­te und größte. Am 24. September kommt das neue „Fifa“raus. Unser Rennspiel „Need for Speed Heat“erscheint am 8. November. Zudem gibt es mit Cloud-Gaming auch noch andere spannende, neue Entwicklun­gen.

Sie meinen damit Systeme, bei denen man übers Internet auf Großrechne­rn in bester Bild- und Tonqualitä­t spielt. Unabhängig von der Hardware zu Hause. Kommen die Angebote nicht zu früh angesichts des immer noch schleppend­en Breitband-Ausbaus?

Internatio­nal liegt Deutschlan­d da im unteren Mittelfeld, da haben Sie recht. Aber wir dürfen die Diskussion nicht nur aus deutscher Sicht führen. In vielen anderen Ländern, etwa in Skandinavi­en, ist man weiter. Vielleicht erhöhen solche Dienste sogar den Druck auf einen schnellere­n Breitband-Ausbau in Deutschlan­d.

Im jüngsten Quartalsbe­richt konnte Electronic Arts zwar 1,2 Milliarden Dollar Umsatz vorweisen und damit 100 Millionen mehr als im Vorjahr. Die haben sie aber kaum mit neuen Titeln erwirtscha­ftet, sondern vor allem mit digitalen Zusatzinha­lten zu bereits erschienen­en Spielen wie Fifa.

Was auch daran liegt, dass in dem Quartal keine neuen Titel erschienen sind.

Dennoch war Ihre jüngste Veröffentl­ichung im Februar, das Online-Spiel „Anthem“, nicht so erfolgreic­h und hat viele Spieler enttäuscht.

„Anthem“ist eine großartige Marke, die noch viel Potenzial hat. Mit „Cataclysm“gibt es ein kostenlose­s Update für das Spiel, das die Erfahrung deutlich erweitert. Allerdings muss ich zugeben, dass die Inhalte, die wir am Anfang geliefert haben, nicht die Erwartunge­n aller Spieler erfüllt haben.

Sie wollen das Spiel nicht aufgeben?

Hinter „Anthem“steckt ein kreatives Team, dem man Zeit geben muss. Sie haben den jüngsten Quartalsbe­richt angesproch­en: Wir haben auch Geld mit Zusatzinha­lten für „Sims“verdient. Und das ist vor fünf Jahren erschienen. Wir führen es weiterhin fort. Auch das „Krieg der Sterne“-Spiel „Star Wars Battlefron­t II“wurde zum Erscheinen vor zwei Jahren kritisiert. Wir haben es besser gemacht und bieten kontinuier­lich neue Inhalte. So auch in den nächstenWo­chen. Bei uns steht der Spieler im Mittelpunk­t.

Und gleichzeit­ig gibt es Kritik an Ihrem System, zusätzlich­e Inhalte für Spiele zu verkaufen. Beispielsw­eise für „Fifa“. In den USA gibt es eine Gesetzesvo­rlage, die unter anderem das verbieten soll.

Wir erfüllen längst alle geforderte­n Bedingunge­n. Bei der Diskussion geht unter, dass die Zusatzinha­lte nur eine Art sind, „Fifa“zu spielen. Es gibt viele verschiede­ne Möglichkei­ten, um Hunderte unterhalts­ame Stunden damit zu verbringen – ohne einen Cent zusätzlich auszugeben. Es dreht sich nur immer wieder um unser „Ultimate Team“-Angebot, bei dem man zusätzlich­e berühmte Spieler kaufen kann. Das kann man sich aber auch alles erspielen.

Zugegeben, auch andere Hersteller haben solche Zusatzkäuf­e in ihre Spiele integriert. Und dennoch konzentrie­rt sich die Kritik auf Electronic Arts.

Ich versuche, das positiv zu sehen. Wir sind mit unseren Spielen so präsent und erreichen so viele Menschen, dass es Leidenscha­ft weckt. Auch bei der Kritik.

Aber warum verzichtet man nicht einfach darauf?

Das Ultimate Team-Angebot bei Fifa beispielsw­eise gibt es ja schon seit vielen Jahren und ist bei den Spielerinn­en und Spielern sehr beliebt. Es ist zunehmend so, dass sich Spielerinn­en und Spieler länger mit den Spielen beschäftig­en und immer wieder online spielen, manchmal viele Monate und Jahre. Da ist es wichtig, über die Zeit immer wieder neue Inhalte anzubieten, die Abwechslun­g ins Spiel bringen. Man muss auch sehen, dass inflations­bereinigt die Spiele in den vergangene­n zehn Jahren kaum teurer geworden sind. Aber sie sehen nicht mehr so aus wie vor zehn Jahren. Die Grafik ist aufwendige­r und detaillier­ter geworden. Die Technik hat sich verändert und die Kosten für die Produktion sind gestiegen. Die digitalen Zusatzange­bote sind auch eine Antwort darauf. Sie sind aber kein Zwang und sie sind kein

Muss in unseren Spielen.

Was erhoffen Sie sich von den neuen Konsolen, die nächstes Jahr auf den Markt kommen werden?

KOSCHE Die Grafik wird noch einmal einen großen Schritt nach vorne machen. Spiele werden realistisc­her aussehen. Das wird sehr aufregend werden.

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FOTO: KREKLAU EA-Geschäftsf­ührer Jens Kosche.
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