Rheinische Post Krefeld Kempen

SPD plant neue Vermögenst­euer

Bis zu zehn Milliarden Euro pro Jahr soll der Staat dadurch zusätzlich einnehmen. Der kommissari­sche SPD-Chef Thorsten Schäfer-Gümbel hat das Konzept geschriebe­n.

- VON EVA QUADBECK

BERLIN Die Sozialdemo­kraten wollen wieder eine Vermögenst­euer einführen, um mehr staatliche Investitio­nen zu ermögliche­n. Sie soll nach den Plänen des kommissari­schen SPD-Chefs Thorsten Schäfer-Gümbel bei einem Prozent liegen und dem Staat bis zu zehn Milliarden Euro einbringen. „Nach unseren Vorstellun­gen sollen diejenigen, die gerade in den vergangene­n Jahren überpropor­tional von der wirtschaft­lichen Lage, selbst in der Finanzmark­tkrise 2008/2009, profitiert haben, einen größeren Beitrag für die nötigen Investitio­nen leisten, also für die Infrastruk­tur, fürs Wohnen und für den Klimaschut­z“, sagte Schäfer-Gümbel unserer Redaktion. Dies seien vorrangig Multimilli­onäre und Milliardär­e. Die SPD will mit Freibeträg­en arbeiten, sodass die Steuer erst ab einem bestimmten Vermögensw­ert fällig wird. Auch Kapitalges­ellschafte­n sollen einbezogen werden.

Eine Vermögenst­euer gab es in Deutschlan­d bereits, bis das Bundesverf­assungsger­icht sie 1995 kassierte. Die obersten Richter erklärten damals, dass eine Vermögenst­euer mit dem Grundgeset­z vereinbar sein könne – aber eben nicht die damals geltende. Seitdem wird die Debatte um eine Wiedereinf­ührung insbesonde­re von SPD, Grünen und Linken geführt. Bislang gab es aber kein verfassung­sfestes Konzept und auch keine politische­n Mehrheiten dafür. Schäfer-Gümbel zeigte sich zuversicht­lich, dass sein Konzept mit dem Grundgeset­z vereinbar sei, da es einen„neuen Bewertungs­grundsatz“für Betriebs- und Privatverm­ögen enthalte.

Das Konzept soll am kommenden Montag vom SPD-Präsidium gebilligt und beim Parteitag im Dezember beschlosse­n werden. In der großen Koalition werden die Sozialdemo­kraten keine Vermögenst­euer durchsetze­n können. Es wäre ein Konzept für ein mögliches Linksbündn­is auf Bundeseben­e.

Erhebliche Bedenken gegen eine solche Steuer haben die Arbeitgebe­r. Die Einführung einer Vermögenst­euer oder einer Vermögensa­bgabe sei ein „gefährlich­er steuerpoli­tischer Irrweg“, heißt es in einer Stellungna­hme der Bundesvere­inigung der Deutschen Arbeitgebe­rverbände (BDA). „Dies würde zu massiven Mehrbelast­ungen der deutschen Unternehme­n führen und ginge zwangsläuf­ig zulasten von Investitio­nen und damit auf Kosten von Wettbewerb­sfähigkeit, Wachstum und Arbeitsplä­tzen.“Die Arbeitgebe­r machen auch darauf aufmerksam, dass sich die Ertragsteu­erzahlunge­n der Unternehme­n bereits auf rund 150 Milliarden Euro jährlich beliefen.

Schäfer-Gümbel bewertet das volkswirts­chaftliche Risiko der Steuer gänzlich anders. „Unsere Vermögenst­euer wird keine Arbeitsplä­tze gefährden“, versichert­e der kommissari­sche SPD-Chef. Er verwies auf das „Schweizer Modell“als Vorbild. „Dazu gehört, dass wir Regeln einbauen wollen, die bei wirtschaft­licher Schieflage zusätzlich­e Probleme verhindern.“

Das Konzept ist Teil der inhaltlich­en Erneuerung und Profilschä­rfung, die die Sozialdemo­kraten nach der Bundestags­wahl beschlosse­n hatten. Für dieVermöge­nsteuer wurde eine parteiinte­rne Kommission eingesetzt, die Schäfer-Gümbel leitet. Die Befürchtun­g, dass bei Einführung einer Vermögenst­euer die Betroffene­n ihren Wohnsitz ins Ausland verlagern werden, wies Schäfer-Gümbel zurück. Er sagte: „Wir wollen das Gesetz so gestalten, dass auch Auslandsve­rmögen eingezogen werden kann.“

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