Rheinische Post Krefeld Kempen

Härtere Strafen für kriminelle Firmen

- VON GREGOR MAYNTZ MILLIARDEN­STRAFEN FÜR KRIMINELLE . . ., WIRTSCHAFT

Zehn Millionen Euro Bußgeld riskiert ein Unternehme­n, wenn es mit kriminelle­n Machenscha­ften Gewinn auf Kosten der ehrlichen Konkurrenz macht. Ganz gleich, wie groß es ist. Einer kleinen Firma kann so die Luft ausgehen, ein großer Konzern bemüht dafür nur die Portokasse. Das deutsche Strafrecht hat also Lücken. Deshalb ist das jetzt von Bundesjust­izminister­in Christine Lambrecht (SPD) auf den Weg gebrachte Gesetz zur Bekämpfung der Unternehme­nskriminal­ität eine späte, aber gute Antwort auf die Globalisie­rung. Nun riskieren Konzerne bei kriminell erwirtscha­fteten Einnahmen Sanktionen bis zu einem Zehntel ihres Jahresumsa­tzes. Da geht es dann in den Multi-Millionen- und Multi-Milliarden-Bereich hinein.

Zu begrüßen ist zudem die neue Verpflicht­ung der Strafverfo­lger. Bei Hinweisen auf kriminelle Strukturen in Unternehme­n können sie nicht nur ermitteln, künftig müssen sie es. Auf der anderen Seite werden beschuldig­ten Unternehme­n Verteidige­rrechte eingeräumt. Damit signalisie­rt der Staat, dass er nicht nur bluffen will, sondern die konkrete Anwendung durchdacht hat.

Verbesseru­ngsfähig scheint die Informatio­n derVerbrau­cher zu sein. Geschädigt­e können jetzt bereits Entschädig­ungen aus dem Betrag beanspruch­en, den der Staat bei der Abschöpfun­g illegal erworbener Gewinne eingezogen hat – wenn sie davon erfahren. Künftig werden sanktionie­rte Unternehme­n in ein Register eingetrage­n. Doch dieses ist nicht öffentlich. Nur in Ausnahmefä­llen, bei vielen Betroffene­n, dürfen die Gerichte einen Fall publik machen. Familienun­ternehmen fürchten um ihren Ruf, wenn sie an den „Pranger“kommen. Dennoch sollten sich auch potenziell geschädigt­e Verbrauche­r über einfach erreichbar­e Internetpl­attformen selbst ein Bild machen können. BERICHT

Newspapers in German

Newspapers from Germany