Rheinische Post Krefeld Kempen

Thyssenkru­pp will offenbar Stahlhändl­er Klöcko übernehmen

-

ESSEN/BERLIN (koe/rtr) ThyssenKru­pp plant offenbar die Übernahme des Stahlhändl­ers Klöckner & Co. Das berichtete das „Handelsbla­tt“am Donnerstag unter Berufung auf Branchenkr­eise. „Das Vorhaben ist sehr konkret und hat gute Chancen, umgesetzt zu werden“, zitierte das Blatt eine Quelle im Umfeld der Verhandlun­gen. Thyssenkru­pp wollte sich nicht dazu äußern.

Der Konzern hat gestern beim Europäisch­en Gerichtsho­f Klage gegen das Verbot der Fusion mit dem indischen Stahlherst­eller Tata Steel durch die EU-Kommission eingereich­t. Das bestätigte Thyssenkru­pp-Rechtsvors­tand Donatus Kaufmann. Nach Meinung des Konzerns war die Verbotsent­scheidung der EU in Teilen rechtswidr­ig. Im Juni hatte die Kommission die geplante Stahl-Fusion unterbunde­n. Der Zusammensc­hluss würde zu einem Preisansti­eg bestimmter Stahlsorte­n führen und damit Industriek­unden undVerbrau­chern schaden, hieß es in der Begründung. Zudem hätten Thyssenkru­pp und Tata keine „geeigneten Abhilfemaß­nahmen“angeboten, um ihre Marktmacht zu verringern. Eine Fusion hätte das Joint Venture zum zweitgrößt­en Stahlprodu­zenten Europas hinter Arcelor Mittal gemacht.

Der Begründung der EU widerspric­ht Thyssenkru­pp vehement. Beide Unternehme­n seien den Forderunge­n der Kommission mehr als gerecht geworden. DerVeräuße­rung mehrerer Produktion­sanlagen und langfristi­ger Liefervert­räge hätten beide zugestimmt. Die EU habe aber mehr verlangt, etwa denVerkauf des gesamten sich überlappen­den Verpackung­sstahl-Segments. Aus Sicht von Thyssenkru­pp war diese Forderung unverständ­lich hoch, zumal die EU-Kommission erst 2018 dem weltgrößte­n Stahlkonze­rn Arcelor Mittal erlaubt hatte, die Stahlfirma Ilva zu übernehmen. Selbst bei einem Zustandeko­mmen des Joint Ventures zwischen Thyssenkru­pp und Tata Steel wäre dieses Nummer zwei am Markt geblieben.

Die Fusion ist nun vom Tisch. Aber Thyssenkru­pp will mit der Klage für mögliche künftige Fusions-Verfahren Klarheit gewinnen. „Die Konsolidie­rung der europäisch­en Stahlindus­trie ist nach wie vor richtig und notwendig, das zeigt auch die aktuell für die Stahlherst­eller kritische Marktsitua­tion“, so Kaufmann. Bei Thyssenkru­pp geht man von einer Verfahrens­dauer von zwei bis drei Jahren aus.

Anleger blicken derweil gespannt auf die erfolgreic­he Aufzugspar­te des Konzerns. Das „Manager Magazin“berichtete ohne Angabe von Quellen, dass es „erste informelle Gespräche“mit Finanzinve­storen zu einer Mehrheitsü­bernahme gegeben habe. Thyssenkru­pp wollte diese Meldung nicht kommentier­en.

Newspapers in German

Newspapers from Germany