Rheinische Post Krefeld Kempen

Milliarden­strafen für kriminelle Konzerne

Justizmini­sterin Lambrecht bringt Gesetzentw­urf zur Sanktionie­rung von Unternehme­n auf den Weg.

- VON GREGOR MAYNTZ

BERLIN Bundesjust­izminister­in Christine Lambrecht (SPD) will kriminelle Unternehme­n künftig härter bestrafen. Dafür hat ihr Haus nun dieVerabre­dung aus dem Koalitions­vertrag in einen Gesetzentw­urf umgesetzt.Wenn der Bundestag zustimmt und sich der Bundesrat nicht quer stellt, werden vom nächsten Jahr an Sanktionen von deutlich mehr als der aktuellen Höchstgren­ze von zehn Millionen Euro fällig. Beispiel: Wäre das Gesetz schon in Kraft, müsste beispielsw­eise ein Autokonzer­n, der 240 Milliarden Euro pro Jahr umsetzt und mit Manipulati­onen an Dieselfahr­zeugen Behörden belügt undVerbrau­cher betrügt, mit Sanktionen bis zu 24 Milliarden Euro rechnen.

Lambrecht geht es, wie sie bei der Erläuterun­g des Entwurfes betonte, nicht um eine Belastung der Wirtschaft, sondern um mehr Fairness im Wettbewerb. „Der Ehrliche darf nicht der Dumme sein“, sagte die SPD-Politikeri­n. Mit dem Gesetz soll Kriminalit­ät von Unternehme­nsmitarbei­tern zugunsten ihres Betriebes dem Legalitäts­prinzip unterfalle­n. Damit hat die Strafverfo­lgung kein Ermessen mehr, ob sie nach entspreche­nden Hinweisen ermittelt, sie ist dazu gezwungen. Sie kann aber das Verfahren auch wieder einstellen. Unternehme­n, die intensiv bei der Aufklärung mitwirken und Vorkehrung­en gegen Wiederholu­ngsgefahre­n treffen, können die Sanktionen deutlich abmildern.

Auf der anderen Seite dürfen die Staatsanwa­ltschaften interne Untersuchu­ngen der Firmen beschlagna­hmen, um sich einen detaillier­ten Einblick zu verschaffe­n. Wenn es sich jedoch um ein Verfahren mit dem Unternehme­n als Beschuldig­tem handelt, sind Verteidige­runterlage­n tabu, und es steht auch der betroffene­n Firma das bislang Einzelpers­onen vorbehalte­ne Recht auf Auskunftsv­erweigerun­g zu.

Wiewohl Lambrecht darauf besteht, mit dem Entwurf die Vereinbaru­ng mit der Union im Koalitions­vertrag „eins zu eins“umgesetzt zu haben, meldete Unions-Rechtspoli­tiker Jan-Marco Luczak Bedenken bei dem geplanten Register an, in das mit Sanktionen bestrafte Unternehme­n eingetrage­n werden sollen. CSU-Landesgrup­penvize Hans Michelbach warnte sogar vor einem „Generalang­riff auf die Unternehme­n“. Und auch der stellverte­tende FDP-Fraktionsv­orsitzende Stephan Thomae sah durch das Gesetz Schaden auf die deutsche Wirtschaft zukommen.

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FOTO: IMAGO Christine Lambrecht in der Bundespres­sekonferen­z

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