Rheinische Post Krefeld Kempen
Neue Regeln für das Bezahlen im Netz
Die Richtline PSD 2 soll Online-Zahlungen sicherer machen. Doch kleine Händler haben noch Probleme. Die Bafin hat reagiert.
DÜSSELDORF DeutscheVerbraucher, die im Internet einkaufen, haben im vergangenen Jahr gerade mal gut jeden neunten Euro mit ihrer Kreditkarte bezahlt. Knapp 28 Prozent der Umsätze gehen nach Angaben des Kölner Handelsforschungsinstituts EHI auf Rechnung; das heißt, der Käufer zahlt erst, wenn er die Ware bekommen hat. Es folgt der Online-Bezahldienst PayPal mit einem Marktanteil von 20,5 Prozent, knapp dahinter das gute, alte Lastschriftverfahren mit 19,7 Prozent. Erst dann kommt die Kreditkarte (10,7 Prozent).
Das Zahlen mit Visa, Mastercard und Co. hat also beim Bezahlen von Online-Käufen weiter eine untergeordnete Bedeutung. Und doch wird ihm in der aktuellen Diskussion um die neue Zahlungsdienstleistungsrichtlinie PSD 2 große Aufmerksamkeit zuteil. Hinter dieser Richtlinie verbirgt sich die erklärte Absicht, innerhalb der EU das das Bezahlen im Internet für alle Beteiligten sicherer zu machen.
Ein wichtiger Punkt dabei: Die Zwei-Faktor-Authentifizierung, mit der sich Kunden beim Zahlen im Netz ausweisen müssen. Bei Kreditkarten beispielsweise genügten bisher die Nummer der Karte und die dreistellige Prüfnummer, die meist auf der Rückseite steht. Nach den PSD-2-Regeln muss der Kunde zusätzlich etwa ein Passwort eingeben und einen Code bestätigen, der ihm auf sein Smartphone geschickt wurde. Welches zusätzliche Sicherheitsmerkmal der Kunde bei Online-Zahlungen künftig nutzen kann (möglich sind auch Fingerabdruck oder Gesichtserkennung über das Smartphone), entscheidet die Bank oder Sparkasse. Ist der Zahlungsbetrag kleiner als 30 Euro, ist die Zwei-Faktor-Authentifizierung kein Muss.
Die Regeln sollten eigentlich ab dem 14. September Betrügern in Europa das Leben erschweren. Die Umstellung wäre offenbar auch kein Problem für die Kreditkarten ausgebenden Banken und Sparkassen, die dies von der deutschen Finanzaufsicht Bafin auch so bestätigt bekommen haben.
Sehr wohl Schwierigkeiten haben könnten dagegen vor allem kleinere Online-Händler, die sich nicht nur mit einer Vielzahl von Bezahlmethoden, sondern auch mit immer mehr Finanzdienstleistern konfrontiert sehen, die in Zeiten von PSD 2 Zahlung abwickeln können. Diese Händler haben von der Bafin eine Übergangsfrist bei Kreditkartenzahlungen bekommen, um alle technischenVoraussetzungen zu schaffen. Die Behörde will „Störungen bei Internetzahlungen verhindern und einen reibungslosen Übergang auf die neuen Anforderungen der PSD2 ermöglichen“. Sie sehe noch erheblichen Anpassungsbedarf, hatte die Bafin am Mittwoch erklärt.
Das Ende der Schonfrist in Deutschland ist noch offen. Während Großbritannien und Frankreich sich schon festgelegt haben und eine Übergangsfrist von 18 Monaten gewähren, will sich die Bafin hierzulande noch nicht festlegen. Für die eineinhalb Jahre Aufschub hatte sich jüngst auch der Bundesverband E-Commerce undVersandhandel Deutschland ausgesprochen.
Das Problem der kleinen Internet-Händler: Sie wissen zwar seit Verabschiedung der EU-Richtlinie vor vier Jahren, was auf sie zukommen könnte. Doch technische Einzelheiten habe es erst im März 2018 gegeben, klagte jüngst der Handelsverband HDE. Für viele kleine Händler war dies offenbar zu spät, um notwendige Veränderungen plangemäß hinzubekommen, zumal es Zusatzregeln und Ausnahmen in einzelnen Ländern gibt.
Und dann muss auch noch der Kunde mitspielen: Nach einer Umfrage des amerikanischen Online-Bezahldienstes Stripe aus dem Juni dieses Jahres waren sich drei von vier Käufern der Umstellung durch die PSD 2 noch gar nicht bewusst. Mögliche Folge des Nicht-Wissens: Kunden könnten den bisher so gern praktizierten Wareneinkauf im Internet abbrechen und die Sachen im jeweiligen Warenkorb liegen lassen. Drohende Konsequenz für den Online-Handel: sinkende Umsätze. Bis zu 57 Milliarden Euro Umsatz könnte die Umstellung die Branche in den ersten zwölf Monaten nach Inkrafttreten der PSD 2 kosten, hat die Umfrage von Stripe ergeben. Was vermutlich tendenziell eher die Kleinen in der Branche treffen würde, weniger die Amazons und Alibabas dieser Welt.