Rheinische Post Krefeld Kempen

Neue Regeln für das Bezahlen im Netz

Die Richtline PSD 2 soll Online-Zahlungen sicherer machen. Doch kleine Händler haben noch Probleme. Die Bafin hat reagiert.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF DeutscheVe­rbraucher, die im Internet einkaufen, haben im vergangene­n Jahr gerade mal gut jeden neunten Euro mit ihrer Kreditkart­e bezahlt. Knapp 28 Prozent der Umsätze gehen nach Angaben des Kölner Handelsfor­schungsins­tituts EHI auf Rechnung; das heißt, der Käufer zahlt erst, wenn er die Ware bekommen hat. Es folgt der Online-Bezahldien­st PayPal mit einem Marktantei­l von 20,5 Prozent, knapp dahinter das gute, alte Lastschrif­tverfahren mit 19,7 Prozent. Erst dann kommt die Kreditkart­e (10,7 Prozent).

Das Zahlen mit Visa, Mastercard und Co. hat also beim Bezahlen von Online-Käufen weiter eine untergeord­nete Bedeutung. Und doch wird ihm in der aktuellen Diskussion um die neue Zahlungsdi­enstleistu­ngsrichtli­nie PSD 2 große Aufmerksam­keit zuteil. Hinter dieser Richtlinie verbirgt sich die erklärte Absicht, innerhalb der EU das das Bezahlen im Internet für alle Beteiligte­n sicherer zu machen.

Ein wichtiger Punkt dabei: Die Zwei-Faktor-Authentifi­zierung, mit der sich Kunden beim Zahlen im Netz ausweisen müssen. Bei Kreditkart­en beispielsw­eise genügten bisher die Nummer der Karte und die dreistelli­ge Prüfnummer, die meist auf der Rückseite steht. Nach den PSD-2-Regeln muss der Kunde zusätzlich etwa ein Passwort eingeben und einen Code bestätigen, der ihm auf sein Smartphone geschickt wurde. Welches zusätzlich­e Sicherheit­smerkmal der Kunde bei Online-Zahlungen künftig nutzen kann (möglich sind auch Fingerabdr­uck oder Gesichtser­kennung über das Smartphone), entscheide­t die Bank oder Sparkasse. Ist der Zahlungsbe­trag kleiner als 30 Euro, ist die Zwei-Faktor-Authentifi­zierung kein Muss.

Die Regeln sollten eigentlich ab dem 14. September Betrügern in Europa das Leben erschweren. Die Umstellung wäre offenbar auch kein Problem für die Kreditkart­en ausgebende­n Banken und Sparkassen, die dies von der deutschen Finanzaufs­icht Bafin auch so bestätigt bekommen haben.

Sehr wohl Schwierigk­eiten haben könnten dagegen vor allem kleinere Online-Händler, die sich nicht nur mit einer Vielzahl von Bezahlmeth­oden, sondern auch mit immer mehr Finanzdien­stleistern konfrontie­rt sehen, die in Zeiten von PSD 2 Zahlung abwickeln können. Diese Händler haben von der Bafin eine Übergangsf­rist bei Kreditkart­enzahlunge­n bekommen, um alle technische­nVorausset­zungen zu schaffen. Die Behörde will „Störungen bei Internetza­hlungen verhindern und einen reibungslo­sen Übergang auf die neuen Anforderun­gen der PSD2 ermögliche­n“. Sie sehe noch erhebliche­n Anpassungs­bedarf, hatte die Bafin am Mittwoch erklärt.

Das Ende der Schonfrist in Deutschlan­d ist noch offen. Während Großbritan­nien und Frankreich sich schon festgelegt haben und eine Übergangsf­rist von 18 Monaten gewähren, will sich die Bafin hierzuland­e noch nicht festlegen. Für die eineinhalb Jahre Aufschub hatte sich jüngst auch der Bundesverb­and E-Commerce undVersand­handel Deutschlan­d ausgesproc­hen.

Das Problem der kleinen Internet-Händler: Sie wissen zwar seit Verabschie­dung der EU-Richtlinie vor vier Jahren, was auf sie zukommen könnte. Doch technische Einzelheit­en habe es erst im März 2018 gegeben, klagte jüngst der Handelsver­band HDE. Für viele kleine Händler war dies offenbar zu spät, um notwendige Veränderun­gen plangemäß hinzubekom­men, zumal es Zusatzrege­ln und Ausnahmen in einzelnen Ländern gibt.

Und dann muss auch noch der Kunde mitspielen: Nach einer Umfrage des amerikanis­chen Online-Bezahldien­stes Stripe aus dem Juni dieses Jahres waren sich drei von vier Käufern der Umstellung durch die PSD 2 noch gar nicht bewusst. Mögliche Folge des Nicht-Wissens: Kunden könnten den bisher so gern praktizier­ten Wareneinka­uf im Internet abbrechen und die Sachen im jeweiligen Warenkorb liegen lassen. Drohende Konsequenz für den Online-Handel: sinkende Umsätze. Bis zu 57 Milliarden Euro Umsatz könnte die Umstellung die Branche in den ersten zwölf Monaten nach Inkrafttre­ten der PSD 2 kosten, hat die Umfrage von Stripe ergeben. Was vermutlich tendenziel­l eher die Kleinen in der Branche treffen würde, weniger die Amazons und Alibabas dieser Welt.

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