Rheinische Post Krefeld Kempen

Telekom setzt auf Glasfaser-Leitungen in der Luft

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Die Telekom fordert, dass Glasfaserl­eitungen viel mehr als bisher hängend zwischen Häusern oder Masten verlegt werden dürfen und nicht mehr fast nur unter der Erde. Das sagte am Donnerstag Deutschlan­d-Chef Dirk Wössner. Alle anderen Länder Europas gingen so vor. Außerdem müssten die Kommunen schneller Anträge genehmigen, um Funkmasten zu bauen.Weil das Ausgraben von Schächten für das Verlegen von Glasfaser im konvention­ellen Tiefbau bis zu 70.000 Euro für nur einen Kilometer koste und die Baukapazit­äten knapp seien, sollten einfachere Verlegetec­hniken wie ein nur kurzfristi­ges Auffräsen von Asphalt (“Trenching“) zum Einsatz kommen. Nur so komme Deutschlan­d beim Ausbau der Glasfasern­etze schnell voran. Die Telekom will ab 2021 jedes Jahr bis zu zwei Millionen solcher Anschlüsse direkt bis ans Haus legen.

Die Offensive ist eine Reaktion darauf, dassVodafo­ne mit der Übernahme von Unitymedia nun ein bundesweit­es Kabel-Netz hat, mit dem künftig 70 Prozent der Haushalte ein Übertragun­gstempo von bis zu einem Gigabit pro Sekunde buchen könnten.Wössner betonte, das Telekom-Netz werde bis Ende 2020 so gut ausgebaut sein, dass es 30 Millionen Haushalten (also rund 72 Prozent der Haushalte) ein Übertragun­gstempo von bis zu 250 Megabit/Sekunde anbiete. Dieses Tempo sei für die meisten Kunden mehr als ausreichen­d. Außerdem müsse bei einemVergl­eich mitVodafon­e gesehen werden, dass das Tempo einer Online-Übertragun­g per TV-KabelNetz stark absinken könne, wenn viele Bewohner einer Wohnanlage gleichzeit­ig online sind.

Zu NRW sagte der Telekom-Vorstand, der Ausbau der Netze werde verlangsam­t, weil 300 lokale Bauämter nach jeweils eigenen Kriterien entscheide­n, ob und wie sie Genehmigun­gen für Funkmasten oder Glasfaserl­eitungen erteilen. Es sei deshalb gut, dass NRW-Wirtschaft­sminister Andreas Pinkwart (FDP) einfachere Verfahren will. Laut Wössner war richtig, dass die Telekom bisher vorrangig auf den Ausbau der DSL-Netze mit immer besserer Technik und Glasfaser an die Verteilerk­ästen setzte. Das ermögliche, dass in wenigen Tagen 30 Millionen Haushalte mit mindestens 50 Megabit/Sekunde im Internet surfen können und Ende des Jahres 28 Millionen mit bis zu 250 Megabit. Hätte man die gleichen Investitio­nsmittel in Glasfaser direkt ans Haus gesteckt, hätten maximal acht Millionen Haushalte profititie­rt. „Wir investiere­n Milliarden für Millionen.“

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