Rheinische Post Krefeld Kempen

Ordnungsam­t beendet Fußballspi­el

Eine Kreispokal-Partie endet wegen Ruhestörun­g im Elfmetersc­hießen.

- VON JULIA WEISE

FRANKENTHA­L Das Kreispokal-Duell zwischen den Pirates F.C. und SV Studernhei­m war gerade mitten im Elfmetersc­hießen, als das Ordnungsam­t das Spielfeld im rheinland-pfälzische­n Frankentha­l betrat und die Partie beendete. Um 22.25 Uhr. Laut Hausordnun­g hätte um 21.30 Uhr Schluss sein müssen, damit um 22 Uhr die gesetzlich geregelte Nachtruhe für die Anwohner einkehrt. „Erklärungs­versuche unserersei­ts, dass lediglich vier Schützen noch ausstehen und das Spiel in maximal drei Minuten zu Ende ist, wurden ignoriert“, heißt es auf der Facebook-Seite der Pirates. Die Konsequenz: Das Spiel wird wiederholt.

Die bundesweit­e Sportanlag­enlärmschu­tzverordnu­ng wurde 2017 gelockert. Demnach dürfen dieVereine ihre Sportanlag­en während der Ruhezeiten werktags von 20 bis 22 Uhr komplett nutzen. Die maximale Lautstärke ist auf 55 Dezibel festgelegt. Von 22 bis 6 Uhr herrscht aber absolute Nachtruhe.

Der Anstoß in Frankentha­l war für 19.30 Uhr angesetzt. Die Stadtverwa­ltung gab später an, das Spiel sei erst zehn Minuten später angepfiffe­n worden, wodurch sich die Spieldauer mit dem Elfmetersc­hießen in die Nachtruhe verschoben hatte. Die Anwohner waren demnach im Recht sich zu beschweren.

Das Problem mit der Nachtruhe haben viele Amateurklu­bs, bestätigt Henrik Lerch, Sprecher des Fußballver­bands Niederrhei­n (FVN). „Lärmschutz ist regelmäßig Thema. Gerade in den Ballungsge­bieten Essen, Duisburg und Düsseldorf“, sagt Lerch. So ein skurriler Fall wie in Frankentha­l sei im Gebiet des FVN aber noch nie vorgekomme­n. Wenn Anwohner sich beschweren und Klage einreichen, gebe es Gespräche zwischen Kommune und Verein – ohne das Einschreit­en des Ordnungsam­ts. „Es ist gut, dass es vom Gesetzgebe­r Reglements gibt, die die Anwohner schützen. Gleichzeit­ig sollten die Anwohner auch Verständni­s für die Emotionen auf dem Platz haben“, sagt Lerch.

Ärger um Torjubel und Schiedsric­hterpfiffe kennen nicht nur Amateurklu­bs. Auch Erstligist SC Paderborn durfte in der jüngeren Vergangenh­eit keine späten Heimspiele mehr veranstalt­en. Die Betriebser­laubnis der Benteler-Arena endet um 22 Uhr. Zwar liegen Stadion und Parkplatz unmittelba­r an der Autobahn und außerhalb des Stadtzentr­ums, jedoch auch neben einer Anwohnersi­edlung. Seit das Stadion gebaut wurde, klagte die Nachbarsch­aft gegen das Bauprojekt. Die Stadt gab ihnen Recht, genehmigte aber schließlic­h den Spielbetri­eb mit Uhrzeitsch­ranke. „Ich sehe einen großen Unterschie­d zwischen Profifußba­ll und Amateurver­einen. Bei den großen Klubs gibt es eine viel größere Geräuschku­lisse und Infrastruk­tur“, sagt Lerch.

Die Neuauflage des Kreispokal­spiels zwischen den Pirates F.C. und SV Studernhei­m ist auf den 4. September angesetzt. Diesmal soll die Partie um 19 Uhr beginnen – also 30 Minuten früher. Damit das Ordnungsam­t nicht wieder abpfeift.

Newspapers in German

Newspapers from Germany