Rheinische Post Krefeld Kempen
Spatenstich für die Moschee am 3. Oktober
Die Ditib-Gemeinde Fatih Camii benötigt noch Spenden, um das fünf Millionen Euro teure Großvorhaben zu finanzieren. Bislang hat sie gut eine Millionen Euro gesammelt. Das Projekt soll 2023 oder 2024 realisiert sein.
Es kann losgehen: Am Tag der deutschen Einheit beginnt der Bau der fünf Millionen Euro teuren Moschee der Ditib-Gemeinde Fatih Camii in der Innenstadt. Das teilten am Donnerstag die Vorstandsmitglieder Ibrahim Öztürk, Halide Özkurt, Veysel Arsoy und Imam Yüksel Bayalan in den Räumen an der Saumstraße mit. Die Jahre, in denen muslimische Krefelder ihre Religion in Hinterhöfen zelebrieren mussten, seien in absehbarer Zeit vorbei, erklärte Arsoy, der eine Art Projektleiter für das Vorhaben ist.
Die Krefelder Gemeinde ist seit Bekanntwerden ihrer Baupläne von 200 auf 450 Mitglieder gewachsen. Einige hundertausend Euro seien als Spenden bereits eingegangen. Andere Zusagen hängen gewissermaßen vom Baustart ab. „Die potenziellen Spender wollen sehen, dass sich etwas tut, ehe sie ihre Absicht, uns zu unterstützen, wahr machen“erklärte Halide Özkurt, die für die SPD im Rat der Stadt Krefeld sitzt, warum der erste Spatenstich erfolgt, bevor die Gesamtfinanzierung gesichert ist. Transparenz sei oberstes Gebot auch für die Akzeptanz des Moschee-Baus in der Krefelder Gesamtbevölkerung, erklärte sie.
Im Jahr 2014 reifte die Idee, eine neue Moschee zu bauen. Die bisherigen Räume sind zu klein geworden. Die Gläubigen hätten unter freiem Himmel auf dem Hof beten müssen, beschreibt Halide Özkurt die Zustände. Bei der Suche nach einem Grundstück stießen sie auf das Areal am Deutschen Ring, Ecke Gladbacher Straße. Eine ideale Fläche, weil sich der Bau perfekt gen Mekka ausrichten lässt. 2015 habe die Gemeinde das 2200 Quadratmeter große Grundstück für 316.000 Euro netto von der Deutschen Bahn erworben, informierte Arsoy. Hinzu sei ein kleines, aber wichtiges 157 Quadratmeter großes Stück für 37.500 Euro von der Stadt gekauft worden. Alles in allem sei bereits eine gute halbe Million Euro investiert, ohne dass viel zu sehen sei.
Derzeit wird die Baustelle eingerichtet, Zäune aufgestellt und der Boden sondiert. Der Kampfmittelräumdienst untersucht den Standort nach gefährlichen Weltkriegsüberbleibseln. Etwa 400.000 Euro lägen auf den Konten, um die Ausschachtungsarbeiten sowie das Fundament der Moschee mit einem Gebetsraum für 560 Personen und des so genannten Wirtschaftsgebäudes zu finanzieren. Überschlägig fehlten der Gemeinde aktuell noch rund vier Millionen Euro, um das Projekt komplett zu realisieren. „Banken geben für Sakralbauten keine Kredite. Sie stellen in dem Sinne keine Sicherheit für die Geldinstitute dar“, informierte Arsoy.
Lediglich von der Kreditanstalt für Wiederaufbau sei ein Darlehen zu erwarten. Die Moschee und das zugehörende Wirtschaftsgebäude mit Restaurant, zwei Ladenlokalen, Büros und mehreren Lehrräumen würden nach Energieeffizienstandards errichtet. DieVolkshochschule habe bereits interesse an der Nutzung der Schulungsräume bekundet. „Mit den Mieteinnahmen für Büros und Ladenlokale muss die Gemeinde die Unterhaltskosten für die Immobilien begleichen“, sagte Arsoy. Außerdem baut die Gemeinde eine Tiefgarage mit 53 Stellplätzen und Ladesäulen für Elektroautos. Der Innenhof der Moschee erhält einen Zugang zur Krefelder Promenade.„Wir sind eine offene Moschee und werden in naher Zukunft auch Predigten in deutscher Sprache hören“, sagte Halide Özkurt.
Das gesamteVorhaben werde mit Spenden finanziert, Geld von der türkischen Religionsbehörde Diyanet gebe es ebensowenig wie Geld vom deutschen Staat“, betonte sie. Für die Spenden-Akquise ist derVorstandsvorsitzende Ibrahim Öztürk zuständig. Er werbe auch bei anderen Krefelder Moschee-Gemeinden um finanzielle Unterstützung.
Die Arbeiten mit Erdbewegungen dauern geplant rund sechs Monate, die für den Rohbau zwölf bis 18 Monate. Die meiste Zeit nimmt der Innenausbau in Anspruch. 2023 oder 2024 möchte die Gemeinde ihre Moschee eröffnen.