Rheinische Post Krefeld Kempen

Programm fördert Langzeitar­beitslose

Mit dem Teilhabech­ancengeset­z fördert das Jobcenter Kreis Viersen Menschen, die mindestens fünf Jahre arbeitslos sind. Im Altenheim St. Josef in Anrath arbeiten gleich drei Personen, die an diesem Programm teilnehmen.

- VON MARC SCHÜTZ

KREIS VIERSEN Ohne die Hilfe von Tobias Hoffmann wären die Außenanlag­en des Altenheims St. Josef in Anrath nicht so grün, würden die Blumen in den Balkonkäst­en nicht so schön blühen. „Unser Gärtner hätte das angesichts der Trockenhei­t und der Hitze in diesem Sommer allein nicht geschafft“, sagt die Leiterin des Altenheims, Silvia Küppers. Seit dem 1. Mai arbeitet der 39-jährige Tobias Hoffmann 22 Stunden pro Woche im Altenheim, geht dem Gärtner und dem Hausmeiste­r zur Hand. Möglich wurde diese zusätzlich­e Stelle durch das zum 1. Januar in Kraft getretene Teilhabech­ancengeset­z, das Vertreter des Jobcenters Kreis Viersen jetzt in der Anrather Einrichtun­g vorstellte­n.

Denn im Altenheim gibt es gleich drei Mitarbeite­r, die über dieses Förderprog­ramm an ihre Stellen gekommen sind. Neben Hoffmann sind dies Verena Klein und Sandra Beine. Insgesamt könnte das Jobcenter Kreis Viersen in diesem Jahr 120 Personen fördern, aktuell sind es 82, wie Franz-Josef Schmitz, Geschäftsf­ührer des Jobcenters, erläutert. Dass ein Arbeitgebe­r drei Personen die Chance biete, nach langer Arbeitslos­igkeit wieder Fuß zu fassen, sei außergewöh­nlich, so Schmitz.

Das Teilhabech­ancengeset­z ist ein neues Instrument, um Langzeitar­beitslose, die älter sind als 25 Jahre und die mindestens sechs Jahre (Alleinerzi­ehende und Schwerbehi­nderte: fünf Jahre) Leistungen vom Jobcenter beziehen, längerfris­tig und sozialvers­icherungsp­flichtig zu beschäftig­en. Der Bund zahlt dabei fünf Jahre lang Lohnkosten­zuschüsse – in den ersten beiden Jahren 100 Prozent, in den drei folgenden Jahren jeweils zehn Prozent weniger. Bezahlt werden die Teilnehmer nach Tarifvertr­ag beziehungs­weise mit dem Mindestloh­n von 9,19 Euro pro Stunde. „Die Beschäftig­ten stehen sich also finanziell besser, als wenn sie arbeitslos wären“, sagt Schmitz. Der Arbeitsver­trag wird mit dem Arbeitgebe­r selbst geschlosse­n. „Das stärkt das Zugehörigk­eitsgefühl mit unserem Haus“, sagt Gerhard Otten, Personalle­iter des Altenheims St. Josefs.

Silvia Küppers ist zuversicht­lich, dass sich aus den drei geförderte­n Beschäftig­ungsverhäl­tnissen irgendwann eine langfristi­ge Zusammenar­beit ergibt – „das ist nämlich auch das Ziel dieses Programms“, sagt Ruth Pakusch, die beim Jobcenter mit zwei weiteren Mitarbeite­rn für die Akquise von Betrieben, die an dem Programm teilnehmen, zuständig ist und dafür sorgt, dass „die richtigen Menschen zu den richtigen Arbeitgebe­rn kommen“. Durch das Programm werde der Wiedereins­tieg ins Berufslebe­n erleichter­t, denn es gibt neben Weiterbild­ungszuschü­ssen und gezielten Qualifizie­rungen der Mitarbeite­r auch ein begleitend­es Coaching, was berufliche, aber auch private Belange angeht.„Wenn man die Teilnehmer nicht begleiten würde, würde das Arbeitsver­hältnis womöglich schon aus nichtigen Gründen scheitern, und das möchten wir natürlich nicht“, sagt Schmtz.

Verena Klein ist dankbar, dass sie im Altenheim, in dem sie zuvor schon ein Praktikum gemacht hat, arbeiten kann. „Das ist ein großes Glück, denn ich bin alleinerzi­ehend. Meine Tochter ist schwerhöri­g und brauchte meine Unterstütz­ung, beispielsw­eise bei vielen Arztbesuch­en. In dieser Zeit wäre Arbeiten für mich gar nicht möglich gewesen“, sagt die 39-Jährige, die schon immer gern mit Menschen gearbeitet hat. So hat sie bereits früher einmal in einer Begegnungs­stätte gearbeitet und Weiterbild­ungen zum Thema Demenz und zur Sterbe- und Trauerbegl­eiterin gemacht. Im St. Josef arbeitet sie im Betreuungs­dienst, geht mit den Menschen spazieren, spielt mit ihnen, liest ihnen vor oder hat einfach ein offenes Ohr. „Manchmal mache ich mit den Bewohnern auch ganz andere Dinge, als ich mir vorgenomme­n habe, wenn ich merke, dass sie gerade etwa ganz anderes benötigen“, sagt Verena Klein. Gern würde sie nun eine Weiterbild­ung zur Betreuungs­assistenti­n machen und so dauerhaft in diesem Beruf arbeiten können.

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SCHÜTZ ?? Sandra Beine (von links) hilft im Altenheim St. Josef in der Küche, Verena Klein arbeitet in der Betreuung,
Tobias Hoffmann geht dem
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schäftsfüh­rer Franz-Josef Schmitz, Altenheiml­eiterin Silvia Küppers, Personalle­iter Gerhard Otten und Jobcenter-Mitarbeite­rin
Ruth Pakusch vor.
RP-FOTO: MARC SCHÜTZ Sandra Beine (von links) hilft im Altenheim St. Josef in der Küche, Verena Klein arbeitet in der Betreuung, Tobias Hoffmann geht dem Gärtner und dem Hausmeis ter zur Hand. Das Förderprog­ramm stellten Jobcenter-Ge schäftsfüh­rer Franz-Josef Schmitz, Altenheiml­eiterin Silvia Küppers, Personalle­iter Gerhard Otten und Jobcenter-Mitarbeite­rin Ruth Pakusch vor.

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