Rheinische Post Krefeld Kempen
Landwirt plant Cabrio-Schweineställe
2500 Tiere auf dem Pötterhof in Brüggen leben in offenen Ställen, stehen dort auf Stroh. Landwirt Willi Steffens will das Dach öffnen.
BRÜGGEN Schweine, die auf Stroh in offenen Ställen stehen – für Landwirt Willi Steffens und seine Frau Susanne vom Pötterhof ist das die ideale Haltung. Und die will Steffens unter dem Motto „Pötterhof 2020“optimieren. „Wir planen neue Ställe für 1500 Tiere, mit teilweise festen Wänden, darüber und am Dach grüne Folien “, erklärt der Landwirt. Vorbild dafür seien Gewächshäuser. Der Clou: „Bei unseren Cabrio-Ställen kann das Dach geöffnet werden, dazu gehört ein Schlecht-Wetter-Sensor. Unsere Schweine können dann auch nachts in die Sterne schauen“, sagt Landwirt Steffens.
Diesen Plan mit einem Investitionsvolumen von 700.000 Euro stellte der Brüggener Landwirt jetzt Heinrich Bottermann, NRW-Staatssekretär im Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz aus Düsseldorf, vor. Bottermann gefiel diese Idee; er lobte Steffens‘ Art der Tierhaltung. Allerdings gebe es auch Probleme zu beseitigen. Das Ziel der Landesregierung sei, in NRW eine angemessene Tierproduktion zu erhalten. „Bei der Tierhaltung und deren Genehmigung schwankt man stets zwischen dem Tierwohl und den Anforderungen an den Emissionsschutz“, sagte der Staatssekretär. Bottermann besuchte den Hof als Vertreter von NRW-Ministerin Ursula Heinen-Esser, die zurzeit eine Sommertour absolviert.
Willi Steffens und seine Frau Susanne führen in der vierten Generation den Pötterhof in Brüggen. Die rund 2500 Schweine unterschiedlicher Rassen stehen in offenen Ställen auf Stroh. Steffens versucht, durch das Futter den Stoffwechsel der Tiere zu beeinflussen. Durch neue Naturstoffe könne der Kot trockener werden, so dass weniger Gülle (und damit Ammoniak) anfalle.
Der Brüggener Landwirt setzt auf eine regionale Kette von der Tierhaltung bis zum Verkauf der Waren: „Wir kümmern uns mit zwei Fahrzeugen selbst um den Transport der Tiere zum Schlachthof“, sagt er. Am Abend vor der Schlachtung würden seine Schweine zum Schlachthof in Nettetal oder Wachtendonk gebracht. Er setze zudem auf die Zusammenarbeit mit inhabergeführten Firmen. „Bei einem Familienbetrieb weiß ich, dass ich immer jemanden erreichen kann“, sagt Willi Steffens.
Transparenz sei ihm auch mit Blick auf die eigenen Kunden und die Tierhaltung wichtig. So befindet sich am Hof ein SB-Automat mit Produkten von seinen Schweinen – ein Angebot, das beliebt sei. Durch eine große Glasscheibe haben die Automatennutzer zudem die Gelegenheit, einen Blick in die offenen Ställe zu werfen.
Die neuen Cabrio-Ställe für seine Schweine möchte Willi Steffens „am liebsten gestern“auf den Weg bringen. Vorbild für diese Idee seien Ställe in Großbritannien gewesen. Dort hat der Brüggener sich nicht nur umgesehen, sondern auch einige Tage selbst gearbeitet, um „ein Gefühl für den Stall zu kriegen“. Für sinnvoll hält er etwa einen hohen Gang (“Catwalk“) durch den Stall. Denn die Kontrolle der Schweine sei wichtig. Über den Laufsteg könne man jedes Tier sehen und habe einen besseren Überblick, als bei einer Kontrolle auf Augenhöhe. Für den 16 Meter breiten und 18 Meter langen Bau mit einer Firsthöhe von sechs Metern hat Willi Steffens schon ein geeignetes Grundstück in Nettetal ausgemacht; jetzt will er der Stadt seine Pläne für eine artgerechte Stallhaltung vorstellen. Eine Fläche in Brüggen gebe es auch, diese sei aber zweite Wahl.
„Artgerechtere Haltung bedeutet in der Regel auch mehr Emissionen, die nicht in die Atmosphäre gelangen sollen. Mit unserer Projektgruppe Nutztierstrategie wollen wir hierfür Lösungen finden“, kündigte der Staatssekretär an.