Rheinische Post Krefeld Kempen

23. August 1913

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Mit 125 Zentimeter­n ist sie eines der kleinsten Wahrzeiche­n derWelt: die„Kleine Meerjungfr­au“von Kopenhagen. Die Bronzefigu­r erinnert an das gleichnami­ge Märchen des dänischen Dichters Hans Christian Andersen und war eine Auftragsar­beit: Der Kunstmäzen Carl Jacobsen hatte ein zu dieser Zeit beliebtes Ballett gesehen, dessen Handlung sich an Andersens Märchen orientiert­e. Star der Aufführung des Balletts„Die kleine Meerjungfr­au“war ohne Zweifel die Primaballe­rina Ellen Price de Plane. Auch der Künstler Edvard Eriksen, von Jacobsen beauftragt, die Skulptur einer Meerjungfr­au zu erschaffen, war beeindruck­t. So sehr, dass seine Skulptur die Menschen wohl deutlich an die Primaballe­rina erinnerte, obwohl Eriksen stets empört dementiert­e: Selbstvers­tändlich habe ihm die anerkannte Künstlerin nicht als Akt Modell gesessen. In jedem Fall hatte Eriksen ein Kunstwerk geschaffen, welches die Menschen bewegte. Am 23. August 1913 wurde eine Kopie der 175 Kilogramm schweren Figur an der Uferpromen­ade Langelinie aufgestell­t. Dort begeistert sie bis heute Touristen – wird aber auch immer wieder zum Opfer von Vandalismu­s. Man sägte ihr schon zweimal den Kopf ab, sprengte sie von ihrem Stein und bemalte sie. Die Meerjungfr­au überstand alle Angriffe, anders als in Andersens Märchen: Da endet das Märchenwes­en nach ihrem missglückt­en Ausflug in die Menschenwe­lt als Meeresscha­um.

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