Rheinische Post Krefeld Kempen
Bolsonaro wirft Macron kolonialistisches Denken vor
BRASÍLIA (dpa) Angesichts der verheerenden Brände im Amazonas-Regenwald verstärken die Europäer den Druck auf Brasiliens rechtspopulistischen Staatschef Jair Bolsonaro. Der französische Präsident Emmanuel Macron kündigte am Freitag an, das jüngst ausgehandelte Mercosur-Freihandelsabkommen zwischen EU und vier südamerikanischen Staaten abzulehnen. Er will zudem beim G7-Gipfel im französischen Biarritz über die Feuerkatastrophe sprechen. Präsident Bolsonaro verbat sich Ratschläge aus dem Ausland. Er warf Macron eine „kolonialistische Denkweise“vor. Bolsonaro erwägt nun den Einsatz von Soldaten im Kampf gegen die schwerstenWaldbrände seit Jahren.
Der Amazonas-Regenwald gilt als grüne Lunge derWelt und ist für den globalen Klimaschutz von hoher Bedeutung. Umweltschützer werfen Bolsonaro vor, ein politisches Klima geschaffen zu haben, in dem sich Bauern zu immer mehr Abholzung und Brandrodung ermutigt sehen. Der Staatschef hat immer wieder klar gemacht, dass er die Amazonasregion vor allem als ungenutztes wirtschaftliches Potenzial sieht.
Die EU-Kommission beobachte die Feuer im größten Regenwald der Erde mit großer Sorge und sei bereit zu helfen, sagte Sprecherin Mina Andreeva. Das beste Instrument der EU, Einfluss auf die brasilianische Regierung auszuüben, sei das Mercosur-Abkommen. Dieses verpflichte die Vertragspartner, darunter Brasilien, auf Einhaltung von Umweltstandards und des Pariser Klimaabkommens von 2015.
Angesichts der sich immer weiter ausbreitenden Brände und des internationalen Drucks machte die brasilianische Regierung die Brandbekämpfung zur Chefsache. Soldaten könnten bei der Brandbekämpfung helfen, sagte Bolsonaro dem Nachrichtenportal G1. Er unterzeichnete zudem eine Anordnung, die alle Minister dazu auffordert, die erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, um Brände im Amazonasgebiet zu überwachen und zu bekämpfen. Ziel sei die„Erhaltung und Verteidigung des Regenwaldes im Amazonasgebiet, unseres nationalen Erbes“, hieß es. Zudem wurden zusätzliche Feuerwehrleute in die betroffenen Bundesstaaten verlegt.
In Brasilien wüten die schwersten Waldbrände seit Jahren. Seit Januar nahmen die Feuer und Brandrodungen im größten Land Südamerikas imVergleich zumVorjahreszeitraum um 83 Prozent zu, wie „Folha de S. Paulo“berichtete. Insgesamt wurden 72.843 Brände registriert. In den meisten Fällen waren Flächen in Privatbesitz betroffen, aber auch in Naturschutzgebieten und Ländereien der indigenen Bevölkerung brechen immer wieder Feuer aus.