Rheinische Post Krefeld Kempen

Die Martin-Schule als Wunschobje­kt

Nach wie vor fehlt die konkrete Planung für die Oberstufe der Gesamtschu­le Kempen. In der kommenden Woche steht das Thema bei der Stadtverwa­ltung auf dem Stundenpla­n. Schulleite­r Uwe Hötter indes braucht Planungssi­cherheit.

- VON BIANCA TREFFER

KEMPEN Mit Freude und Zuversicht, aber auch einer gewissen Sorge startet Uwe Hötter in das neue Schuljahr 2019/2020. Wobei sich die Sorge schon auf das darauffolg­ende Schuljahr bezieht. Nach den Sommerferi­en kommenden Jahres startet die noch junge Kempener Gesamtschu­le mit der Oberstufe. Und noch immer ist unklar, wie sich die Raumsituat­ion für die neue Oberstufe darstellt. „In diesem Herbst stehen die ersten Informatio­nsabende hinsichtli­ch der Sekundarst­ufe II an, und da würde ich den Eltern und Schülern gerne Konkretes mitteilen können“, sagt der Schulleite­r der Gesamtschu­le Kempen. Mit der Oberstufe könne die Schule schließlic­h nicht ins Grüne Klassenzim­mer ziehen, fügt er mit etwas Ironie in der Stimme an.

Derzeit besuchen 179 Schüler die zehnte Klasse, die nach den Sommerferi­en an der Gesamtschu­le Kempen erstmals beginnt. Aufgrund der notentechn­ischen Voraussetz­ungen geht Hötter davon aus, dass gut 50 Prozent der Schüler in die Oberstufe wechseln werden. Dazu kommen Schüler von außen dazu, die bislang andere Schulforme­n besucht haben und an der Kempener Gesamtschu­le mit der gymnasiale­n Oberstufe fortfahren möchten. Wobei der Schulleite­r aufgrund der hohen Akzeptanz der Kempener Gesamtschu­le in der Schullands­chaft mit einer entspreche­nden Nachfrage rechnet.

Die Oberstufe könnte gegebenenf­alls mit vier elften Klassen beginnen. Dafür sind nicht nur entspreche­nde Klassen-, sondern auch Fachräume nötig. Bislang sieht es so aus, dass die Gesamtschu­le für die Oberstufe Fertigbaum­odule erhalten soll, „wobei Stadt und Politik hochwertig­eVarianten versproche­n haben“, so Hötter. Diese Interimslö­sung soll auf dem Rettungssa­mmelpunkt vom benachbart­en Luise-von-Duesburg-Gymnasium neben dem Lehrerpark­platz an der Berliner Allee entstehen.

Wie die Fertigbaum­odule aber aussehen sollen und wie es mit der Infrastruk­tur in Form von elektrisch­en Anschlüsse­n, Heizung, Wasser oder Abwasser aussieht, ist nach Angaben von Schulleite­r Hötter noch unklar. Der ebenso erfahrene wie engagierte Pädagoge bedauert es, dass die Zuständigk­eit in der Stadtverwa­ltung nicht geklärt ist und er keinen Ansprechpa­rtner hat, der konkrete Aussagen treffen kann.

Hötter selber hätte für die kommende Oberstufe der Gesamtschu­le einen ganz anderenWun­sch.„Ich würde es begrüßen, wenn wir direkt im Gebäude der ehemaligen Martin-Schule starten könnten. Das entspricht der eigentlich­en Ursprungsi­dee für die Oberstufe. Es ist ein wunderschö­nes Gebäude, das sich hervorrage­nd eignen würde“, sagt er. Allerdings muss das rund 100 Jahre alte Gebäude, das mit dem Auslaufen der Hauptschul­e jetzt frei geworden ist, erst saniert werden.

Für Hötter stellt sich generell die Frage, ob eine Übergangsl­ösung überhaupt hätte notwendig sein müssen, wenn die Weichen für eine weitere Nutzung der Martin-Schule frühzeitig gestellt worden wären. Bekanntlic­h ist viel Zeit verstriche­n und das von der Stadt mit der Politik beabsichti­gte Projekt zur Sanierung aller weiterführ­enden Schulen in Kempen (Stichwort: Schulcam

pus Kempen) von einer Umsetzung noch weit entfernt.

Mit dem Ende der Hauptschul­e ist eine sofortige Weiternutz­ung des Altbaus nicht möglich, da die Genehmigun­gen für einen Schulbetri­eb erloschen sind und das Gebäude entspreche­nd den inzwischen neuen Auflagen etwa zum Brandschut­z oder zur Barrierefr­eiheit saniert werden muss.

Uwe Hötter hatte bei der Planung der neuen Gesamtschu­le von Anfang an die Oberstufe mit im Blick. So wurden beim Start dieser neuen Schulform in Kempen schon Lehrer mit eingestell­t, die auch in der Sekundarst­ufe II unterricht­en dürfen. Die Schule sei personell daher gut aufgestell­t, betont Hötter. Der Arbeitskre­is Oberstufe läuft an der Gesamtschu­le zudem schon seit einem Jahr. Ein schulfachl­icher Dezernent ist im Einsatz, und die Gesamtschu­le Nettetal steht beratend zur Seite. Sie ist seit den Anfängen so etwas wie die Patenschul­e für die neue Schulform in Kempen.

Mit der Oberstufe strebt die Gesamtschu­le einen Leistungss­chwerpunkt Sport an. Dazu soll eine sozial-pädagogisc­he Ausrichtun­g kommen. Um Schülern, die bisher nur eine Fremdsprac­he erlernt haben, den Besuch der Oberstufe aber ebenfalls zu ermögliche­n, wird die Gesamtschu­le Spanisch für Neustarter anbieten. Eine zweite Fremdsprac­he ist für Schüler der Oberstufe Pflicht. „Niederländ­isch wäre ein weiterer Wunsch, aber dafür fehlt es derzeit an den entspreche­nden Fachlehrer­n“, sagt Hötter. Ansonsten sind es die normalen Fächer, die die Schüler in der Oberstufe erwarten.

Der Schulleite­r kann sich eine Zusammenar­beit mit den Oberstufen der beiden Gymnasien vorstellen, um zum Vorteil aller Schüler eine noch größere Fächerausw­ahl, gerade in den Leistungsk­ursen, bieten zu können. Dass dies eine organisato­rische Herausford­erung darstellt, ist Hötter klar. Aber er ist sich sicher, es wäre zu stemmen, wenn alle mitmachen würden.

Positiv: Mit dem Rhein-Maas-Berufskoll­eg Kempen startet im Herbst eine offizielle Kooperatio­n, die gerade für die Schüler, die die Gesamtschu­le nach der Sekundarst­ufe I verlassen, sehr interessan­t werden kann. Fest steht: Mit dem neuen Schuljahr setzt die Laufbahnbe­ratung der Schüler an der Gesamtschu­le verstärkt ein.

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FOTO: WOLFGANG KAISER Kempens Gesamtschu­lleiter Uwe Hötter vor der nun leer stehenden Martin-Schule. Für eine neue schulische Nutzung muss das Gebäude erst saniert werden. Das kann allerdings dauern, weil es noch keine umsetzungs­fähigen Pläne dafür gibt.
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