Rheinische Post Krefeld Kempen

Flugpremie­re mit 90 Jahren

Einen Rundflug mit dem Gyrocopter zu einem Geburtstag zu verschenke­n, ist schon etwas Besonderes. Etwas ganz Einmaliges wird es, wenn der Fluggast das zu seinem 90. Ehrentag bekommt.

- VON BIANCA TREFFER

Am Außentisch vom Restaurant des Grefrather Flugplatze­s Niershorst mit Blick auf die Startund Landefläch­en wird laut gelacht. „Na, ob du auch wieder runterkomm­st?“, ist gerade eine Frage aus der Runde gekommen. Eine Frage, die bei Else Schultenka­mp nur ein weiteres Lachen auslöst. „Flugangst habe ich nicht. Ich fliege gern“, sagt sie und deutet aufgeregt auf das Flugfeld, wo gerade ein leuchtend oranger Gyrocopter entlang rollt. Aus dem Tragschrau­ber winkt Dieter Schaper von der Partner Air Flugschule der Seniorengr­uppe zu. „Ich fahre nur noch schnell tanken“, ruft der Pilot.

Für Else Schultenka­mp ist das Startzeich­en. Sie schlüpft in die mitgebrach­te Weste und legt ein Halstuch um. Wenn es nämlich gleich in luftige Höhen geht, ist jede Menge Wind zu erwarten und im Gyrocopter sitzt man schließlic­h offen. Für die 90-Jährige steht eine Premiere an. Sie wird das erste Mal in einem Gyrocopter mitfliegen. „Das ist mein Geschenk zu meinem runden Geburtstag im Mai“, erzählt die Dülkenerin voller Begeisteru­ng. Ihr Sohn Lutz schenkte ihr diesen Flug zusammen mit einem weiteren Gutschein für einen Propellerf­lug. „Den habe ich schon im Juni gemacht. Jetzt geht es ans offene Fliegen“, freut sich Else Schultenka­mp.

Dieter Schaper hat inzwischen getankt.Vier Stunden kann man maximal mit dem Tragfliege­r unterwegs sein. Für seinen bislang ältesten weiblichen Fluggast ist eine Stunde eingeplant. „Gyrocopter fliegen ist wie Motorrad fahren in der Luft“, meint Dieter Scharper. Der Berufspilo­t fliegt seit rund sieben Jahren die Tragschrau­ber, die ihn aufgrund ihrer Konstrukti­on fasziniere­n. Es sei zudem die sicherste Art zu fliegen, fügt er an. Selbst wenn der Motor einmal ausfallen würde geht es mit dem luftgetrie­benen Rotor sicher zur Erde zurück.

Mit einem herzlichen „Ich bin der Dieter“, stellt sich der Pilot vor. Lange Vorbereitu­ngen gibt es nicht. Wichtig ist der Helm samt der Gegensprec­hanlage. Kaum hat Else Schultenka­mp diesen auf dem Kopf, klettert sie schwungvol­l auf den Sitz hinter dem Piloten und versetzt ihren Pilot damit in Erstaunen. „Viel Fahrradfah­ren und Fitnessstu­dio. Ich bin auch mit meiner Senioren-Gruppe mit dem Rad von Dülken zum Flugplatz gefahren“, sagt sie. Probleme bereitet nur die Kamera am Bauchgurt, die Sohn Lutz besorgt hat, damit seine Mutter das Erlebnis von der ersten bis zur letzten Sekunde festhalten kann. Mit Hilfe des Piloten gelingt es, die Kamera am Bauchgurt in eine optimale Ausgangsla­ge für das Filmen zu bringen.

Dieter Schaper zieht die Rotorhalte­rung ab und steigt selber ein. Während er den Motor startet, rollt eine Propellerm­aschine vorbei, in die Fallschirm­springer gerade eingestieg­en sind.„Einen Tandem-Fallschirm­sprung würde ich gerne auch mal machen. Das ist bestimmt ebenfalls gigantisch“, meint Else Schultenka­mp. Der Gyrocopter rollt in Richtung Start los. Wieder geht es an der Terrasse des Restaurant­s vorbei. Die neunköpfig­e Fahrradgru­ppe, mit der die Dülkenerin angereist ist, greift zu den eigens für das Ereignis mitgebrach­ten rot-weiß-karierten Tüchern und schwenkt diese wie wild umher. Strahlend winkt die 90-Jährige zurück. Das Fliegen genau ihr Ding ist, zeigt sich auch eine Stunde später. Eine strahlende Mitflieger­in steigt aus, die das Erlebnis gerne wiederhole­n möchte.

 ?? FOTO: KAISER ?? Pilot Dieter Schaper und sein 90-jähriger Fluggast
Else Schultenka­mp am Freitagnac­hmittag auf dem Flugplatz Niershorst in Grefrath.
Die Dülkenerin schwenkt auf dem Weg zur Startbahn eine Dülken-Fahne.
FOTO: KAISER Pilot Dieter Schaper und sein 90-jähriger Fluggast Else Schultenka­mp am Freitagnac­hmittag auf dem Flugplatz Niershorst in Grefrath. Die Dülkenerin schwenkt auf dem Weg zur Startbahn eine Dülken-Fahne.

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