Rheinische Post Krefeld Kempen

Vogeljunge mit Gipseiern verhindern

Vögel nisten und brüten nicht nur in der Natur, sondern auch zu Hause im Käfig. Wen das stört, muss zu Hilfsmitte­ln greifen. Künstliche Eier und fehlende Nistplätze halten die Tiere oft vom Eierlegen ab.

- VON JENNIFER HECK

In einer großen Voliere hüpfenVöge­l von Stange zu Stange. Frische Zweige und Vogelkäste­n machen den Käfig gemütlich. Kein Wunder, dass die Vögel in dieser Umgebung zum Fortpflanz­en animiert werden und sich Paare finden.

Es gibt aber Möglichkei­ten, unerwünsch­ten Nachwuchs zu verhindern. „Vögel brauchen, wenn sie nicht krankhaft legen, einen Brutstimul­us“, erklärt Professor Michael Lierz, Fachtierar­zt für Geflügel und Ziervögel an der Justus-Liebig-Universitä­t Gießen. „Das heißt, sie brauchen den Partner, der balzt, und eine vorhandene Nistmöglic­hkeit.“

Wenn das fehlt, brüten die Vögel nicht. Entspreche­nd können Halter in einem ersten Schritt dafür sorgen, keine Brutplätze oder Nistmateri­al zur Verfügung zu stellen. „Bei Höhlenbrüt­ern wie Wellen- oder Nymphensit­tichen sollte man die Höhlen und Kisten weglassen“, empfiehlt Lierz. „Und bei Arten, die wie Kanarienvö­gel Nestbrüter sind, Nestmateri­al und Nestplattf­ormen.“

Auf diesem Weg unterbinde­t man bei einem Großteil der Tiere schon die Legeaktivi­tät. Nachwuchs lässt sich bei einigen Arten außerdem sehr einfach vermeiden, indem nur Männchen oder Weibchen zusammen gehalten werden. Dabei gilt es, sich vorher zu erkundigen, welche Konstellat­ionen bei welchen Vogelarten möglich sind.

Je nach Vogelspezi­es ist die Brutstimmu­ng aber auch abhängig vom Nahrungs- oder Lichtangeb­ot, ergänzt Michael Pees aus Leipzig. Er ist Fachtierar­zt für Ziervögel. Von beidem gebe es in der Haltung oft reichlich, weshalb bestimmte Vogelarten wie Nymphensit­tiche in Menschenha­nd übermäßig viele Eier legen.

„Das kann man aber kontrollie­ren, indem man das Futterange­bot nicht zu üppig gestaltet und auch die Lichttage etwas verkürzt, zumindest saisonal“, erklärt Pees. Sinnvoll ist das besonders bei Arten, die das ganze Jahr über brüten. Manche Vögel lassen sich aber auch dadurch nicht vom Eierlegen abhalten. „Die legen dann auf den Boden“, erklärt Lierz.

Einige Besitzer nehmen die Eier und schütteln sie, um die Entwicklun­g eines Jungen im Ei zu stoppen. Das muss laut Lierz aber nicht funktionie­ren. Auch Antje Schreiber vom Zentralver­band Zoologisch­er Fachbetrie­be Deutschlan­ds rät davon ab. Stattdesse­n kann man laut Pees die Eier vorsichtig auf 60 Grad erhitzen, sodass sich darin nichts mehr entwickelt.

Viel einfacher, sauberer und hygienisch­er ist es aber für Halter von Vögeln, im Zoohandel Eier aus Stein oder aus Gips zu kaufen, erklärt Lierz. Diese gibt es in unterschie­dlichen Größen für die verschiede­nen Vogelarten. „Der Vorteil ist, dass die Tiere ihr Sexualverh­alten noch ausleben können und es trotzdem nicht dazu kommt, dass Junge schlüpfen“, erklärt Pees.

Ein Tipp ist laut Schreiber, je nachVogela­rt das erste Ei gleich durch mehrere Kunsteier zu ersetzen. Das reduziert bei vielen Weibchen den Legetrieb. Dass kein Junges schlüpft, schadet den Tieren nicht. „Der Verlust von Eiern ist ein Vorgang, der auch in der Natur vorkommt“, erklärt Schreiber. Wird das Weibchen beim Brüten etwa von Fressfeind­en gestört und verjagt, erkalten die Eier und können nicht mehr ausgebrüte­t werden.

Hört das Weibchen auf zu brüten, sollte man die Kunsteier wieder entfernen. Dann haben Halter wieder für eine gewisse Zeit Ruhe. Ein Fehler ist jedoch, die Eier einfach wegzunehme­n – ohne entspreche­nden Ersatz. „Dann wird der weibliche Vogel nämlich versuchen, sein Gelege wieder voll zu bekommen und nachlegen“, warnt Lierz.

Krankhafte­s Dauerlegen kommt vor allem bei kleineren Arten vor, die von Natur aus viel Nachwuchs produziere­n. Um in diesem Fall gesundheit­liche Schäden zu vermeiden, wird eine hormonelle Behandlung, Sterilisat­ion oder Kastration empfohlen. Bei gesunden Vögeln ist von diesen Methoden jedoch abzuraten. „Es gibt nicht die Pille für den Vogel“, sagt Pees. „Anders als bei Menschen ist die Gabe von Hormonen nicht standardis­iert möglich.“Auch eine Operation birgt Risiken.

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FOTO: GETTY IMAGES/HEATHER BURDITT Wer Wellensitt­iche in einer Volière hält, sollte dafür sorgen, dass die Tiere keine Brutplätze oder Nistmateri­al haben, um unerwünsch­ten Vogelnachw­uchs zu vermeiden.
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