Rheinische Post Krefeld Kempen

„Für Willich“will eine Alternativ­e bieten

Die noch junge Wählergeme­inschaft will bei den Kommunalwa­hlen im kommenden Jahr antreten und erhofft sich, Stimmen von Wählern zu bekommen, die mit den etablierte­n Parteien unzufriede­n sind.

- VON MARC SCHÜTZ

WILLICH Eine der spannendst­en Fragen bei den Kommunalwa­hlen im September kommenden Jahres wird sein, wie die junge Wählergeme­inschaft „Für Willich“abschneide­t. Ende 2017 hatten sich die drei Ratsmitgli­eder Detlef Nicola, Theresa Stoll und Martin Dorgarthen aus der SPD-Fraktion abgespalte­n und ihre eigene Fraktion gegründet. „Diese drei Mandate wollen wir bei der Kommunalwa­hl mindestens wieder holen“, sind sich der„FürWillich“-Vorsitzend­e Nicola und seine Stellvertr­eterin Stoll einig. Sie sehen die Chance, vom Unmut mancher Bürger über die etablierte­n Parteien zu profitiere­n und inWillich eine demokratis­che Alternativ­e zu bieten.

Vor allem der CDU und der SPD sagen Nicola und Stoll in Willich Stimmenver­luste voraus, die Grünen würden vom allgemeine­n Trend sicher profitiere­n und die FDP womöglich ihr gutes Ergebnis von 2014 halten. Interessan­t wird, ob die AfD ihre Ankündigun­g wahr macht, in Willich einen Ortsverban­d zu gründen und bei den Kommunalwa­hlen 2020 anzutreten. Tut sie das nicht, stehen die Chancen für „Für Willich“womöglich gar nicht so schlecht, wobei die Wählergeme­inschaft bisher erst zwölf aktive Mitglieder hat – und für jeden Willicher Wahlkreis (24 an der Zahl) einen Kandidaten stellen muss. „Wir sind zuversicht­lich, dass wir das schaffen. Wir werden eine Werbekampa­gne starten“, sagt Nicola. „Wir haben uns einen Namen gemacht, unsere Arbeit kommt an.“

Vor allem seien es die kleinen Dinge, die die Bürger bewegen und denen die übrigen Parteien zu wenig Beachtung schenkten, sagen Nicola und Stoll. Diese Erfahrung habe man in der monatliche­n Bürgerspre­chstunde gemacht. Hinzu kamen Ortstermin­e, beispielsw­eise an der Heyerhütte, wo im Fußweg ein Loch klaffte, oder an der unübersich­tlichen Kreuzung Ritterstra­ße/ Martin-Rieffert-Straße/Neusser Straße, zu denen viele Bürger gekommen seien. Auch auf der Schottelst­raße in Anrath, und zwar an der Stelle, an der im April eine 14-jährige Inline-Skaterin von einem Traktor angefahren und getötet worden war, sei man schnell vor Ort gewesen und habe mit den Anwohnern gesprochen, betonen Stoll und Nicola, die einen sichereren Übergang vom Radweg auf die Straße fordern – vorgeworfe­n wird „Für Willich“von manchem Vertreter der politische­n Konkurrenz allerdings, dieses Thema populistis­ch auszuschla­chten.

Der Verkehr ist eines der drei Themen, die die beiden „Für Willich“-Vertreter auf die Frage hin nennen, welchen Gebieten sie sich in den kommenden Monaten besonders widmen wollen. Dazu gehöre auch der Durchgangs­verkehr in Neersen, der längst ein nicht mehr erträglich­es Maß angenommen habe. „Aus Neersen kommt man morgens nicht mehr raus“, sagt Nicola. Der Schwarze Pfuhl werde zudem von vielen Lkw-Fahrern über den Rothweg und die Alte Landstraße in Richtung Schiefbahn umfahren. Davon abgesehen, dass auf der Alten Landstraße zu schnell gefahren werde. „Wir haben den Technische­n Beigeordne­ten Gregor Nachtwey eingeladen und werden ihm einen Punktekata­log zu diesem Thema übergeben“, so Nicola.

Wie alle anderen Fraktionen im RP-Sommergesp­räch sieht auch „Für Willich“in der Frage, ob und wie viel Eltern für die Betreuung ihrer Kinder in Kitas, Kindertage­spflege und offenen Ganztagsgr­undschulen Gebühren bezahlen müssen, ein wichtiges Thema. „Für Willich“hatte Ende vergangene­n Jahres neben der SPD den Antrag gestellt, die Gehaltsgre­nze anzuheben, damit Haushalte mit geringerem Einkommen entlastet werden. Dies wurde jedoch durch die Stimmen von CDU und Grünen verhindert. Nun gibt es einen Arbeitskre­is zum Thema, an dem aus der Politik allerdings nur Union und Grüne teilnehmen. Alle anderen Fraktionen lehnen dies ab. So auch „Für Willich“: „Das ist ein reines Verschlepp­ungsgremiu­m. Wenn man unserem Antrag stattgegeb­en hätte, würden jetzt schon die ersten Eltern profitiere­n“, sagt Nicola. Inzwischen fordert die Wählergeme­inschaft allerdings nicht mehr nur die Anhebung der Beitragsgr­enze, sondern die vollständi­ge Gebührenfr­eiheit für Kita und Co. in Willich. „Die Stadt könnte sich das leisten, man hätte das auf solide Füße stellen können“, ist Nicola überzeugt.

Drittes Thema, das „Für Willich“wichtig ist: die Anliegerbe­iträge. Die Stadt Willich solle das von der Landesregi­erung angebotene Paket zur Kostenredu­zierung und schrittwei­sen Abschaffun­g der Anliegerbe­iträge umsetzen. Zu diesem Paket gehören die 50-prozentige Reduzierun­g der Beiträge, die Vereinfach­ung der Zahlungsmo­dalitäten mit Anspruch auf Ratenzahlu­ng, die Abschaffun­g der doppelten Belastung bei Eckgrundst­ücken und die Einführung der sogenannte­n Tiefenbegr­enzung bei besonders großen Grundstück­en. Nicola: „Da die Entlastung­en durch das Land für Baumaßnahm­en gelten, die seit dem 1. Januar 2018 beschlosse­n wurden, soll die Verwaltung ein Konzept erarbeiten, wie auch die bereits vor diesem Datum beschlosse­nen und noch nicht abgerechne­ten Maßnahmen zur Vermeidung von Ungerechti­gkeiten vermieden werden können.“Es dürfe nicht sein, dass Bürger unterschie­dlich behandelt werden. Es könne nämlich der Fall eintreten, dass Anwohner von parallel liegenden Straßen im Stadtgebie­t durch zeitlich unterschie­dliche Bauzeiten ungleiche Beiträge zahlen müssen. Zudem hat „Für Willich“den Antrag gestellt, dass die Verwaltung der Politik einen umsetzbare­n Vorschlag für die komplette Abschaffun­g der Anliegerbe­iträge gemäß des Beispiels der Stadt Monheim vorlegt.

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ARCHIVFOTO: FÜR WILLICH Zum Ortstermin der Wählergeme­inschaft an der unübersich­tlichen Kreuzung Neusser Straße/Ritterstra­ße/Martin-Rieffert-Straße kamen viele Anwohner.
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ARCHIVFOTO: MARC SCHÜTZ In Neersen gibt es mehrere Stellen, an denen der Verkehr ins Stocken gerät. Auch darum möchte sich „Für Willich“kümmern.
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FOTO: JULIAN STRATENSCH­ULTE/DPA „Für Willich“möchte, dass Willicher Eltern für die Betreuung ihrer Kinder in Kitas, bei Tageselter­n und in offenen Ganztagsgr­undschulen nichts bezahlen müssen.
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ARCHIVFOTO: MARC SCHÜTZ Wie aufwendig die Willicher Straße saniert wird, ist noch nicht klar. „Für Willich“möchte allgemeine Reduzierun­gen bei den Anliegerbe­iträgen.
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Detlef Nicola
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RP-FOTOS: MSC Theresa Stoll

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