Rheinische Post Krefeld Kempen

Chemnitz: Chats belegen Hetzjagden

Das LKA findet offenbar Selbstbezi­chtigungen in der rechtsextr­emistische­n Szene.

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CHEMNITZ (may-) Ein Jahr nach dem Streit um Hetzjagden im sächsische­n Chemnitz scheint das Landeskrim­inalamt weitere Belege für die Ausschreit­ungen nach dem Tod eines Deutsch-Kubaners gefunden zu haben. Auf den Handys von damals beteiligte­n Rechtsextr­emisten sollen laut Medienberi­chten Dialoge sichergest­ellt worden sein, in denen sich die Beteiligte­n selbst zu „Jagden“verabreden und damit prahlen, und zwar bereits Tage, bevor das Wort erstmals in den Medien auftauchte. Augenzeuge­n hatten die Jagdszenen seinerzeit bestätigt, der damalige Verfassung­sschutzprä­sident Hans-Georg Maaßen sie in Zweifel gezogen.

Weil sich seinerzeit auch Sachsens Ministerpr­äsident Michael Kretschmer (CDU) in einer Regierungs­erklärung darauf festgelegt hatte, dass es in Chemnitz „keinen Mob und keine Hetzjagd“gegeben habe, forderten die Linken nun kurz vor den Landtagswa­hlen eine Entschuldi­gung des Regierungs­chefs. Linken-Parteichef­in Katja Kipping sah sehr starke Anzeichen in den Chat-Protokolle­n dafür, „dass die voreiligen Bewertunge­n HansGeorg Maaßens und der sächsische­n CDU schlicht falsch und irreführen­d waren“.

Das LKA kommt in seiner internen Einschätzu­ng offenbar zu dem Ergebnis, dass die Demonstrat­ionen durch „eine hohe Gewaltbere­itschaft gegenüber den eingesetzt­en Polizeibea­mten, Personen mit tatsächlic­hem oder scheinbare­n Migrations­hintergrun­d, politische­n Gegnern sowie Journalist­en“geprägt gewesen sei. Bei dem Versuch eines Rädelsführ­ers, weitere Teilnehmer zu mobilisier­en soll er damals gechattet haben, er wisse nicht, „ob noch eine Jagd ist“.

Unionsvize Thorsten Frei wertet die Erkenntnis­se generell als Hinweis auf die gute Vernetzung der rechten Szene. „Sie wird jede Gelegenhei­t nutzen, um ihre eigene Agenda voranzubri­ngen und um Stimmung gegen unsere offene, demokratis­che und rechtsstaa­tliche Gesellscha­ft zu machen“, sagte Frei unserer Redaktion. Mit personelle­r Aufstockun­g und mehr Ermittlung­sbefugniss­en im digitalen Raum müssten koordinier­te Aktionen frühzeitig aufgedeckt werden.

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