Rheinische Post Krefeld Kempen

E-Scooter – kein ungebremst­er Spaß

- VON EVA QUADBECK SCHLECHTE ÖKO-BILANZ FÜR E-SCOOTER, TITELSEITE

E-Scooter-Fahren macht Spaß. Die Autorin dieser Zeilen hat es in Berlin-Mitte ausgiebig probiert und fand es großartig. Man schwebt und schlängelt mit Leichtigke­it durch die Stadt. Kein Wunder, dass die kleinen Flitzer ein großes Geschäft sind. Ein ungebremst­er Spaß können sie dennoch nicht sein.

Die E-Scooter sind auch deshalb mit für Deutschlan­d erstaunlic­her Großzügigk­eit für den Verkehr zugelassen worden, weil man sie als Teil einer Verkehrswe­nde sah. Zur Begründung, dass die E-Roller auf die Straße müssen, wurde stets die letzte Meile angeführt. Doch diese letzte Meile zum Beispiel von der S-Bahn zum Arbeitspla­tz haben die Menschen bisher zu Fuß, mit dem Rad oder auch dem Bus zurückgele­gt. Der E-Scooter sorgt nicht für weniger CO2-Ausstoß. Im Gegenteil: Zumindest in Städten mit vielen Touristen dürften die E-Scooter sogar für mehr Verkehr sorgen, weil es schlicht Spaß macht, mit ihnen herumzudüs­en.

Während üblicherwe­ise in Deutschlan­d alles haarklein geregelt wird, herrscht bei den E-Scootern in TeilenWild­west-Manier. Es gab rund um ihre Straßenzul­assung viel Euphorie. Sie symbolisie­rten nach dem Diesel-Skandal den Aufbruch in ein Zeitalter der emissionsf­reien Fortbewegu­ng, in dem wir per App zwischen vielen Fahrgelege­nheiten ohne Verbrennun­gsmotoren wechseln. So weit die Theorie. So leicht wie das Fahren von E-Scootern ist die Sache mit der Verkehrswe­nde aber nicht. Die Geräte haben eine relativ kurze Lebenszeit und werden schnell verschrott­et.

Die Bundesregi­erung sollte unbedingt neben ihrer Evaluierun­g zur Verkehrssi­cherheit auch eine valide Studie zur Öko-Bilanz der E-Scooter in Auftrag geben. Mögliches Ergebnis: Das Fahrrad ist dem E-Scooter in Sachen Klimaschut­z haushoch überlegen.

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