Rheinische Post Krefeld Kempen

AfD wirft eigene Landeschef­in raus

Doris von Sayn-Wittgenste­in vom rechten „Flügel“muss die Partei verlassen.

- VON GREGOR MAYNTZ

BERLIN Die AfD hat kurz vor den Wahlen in Sachsen und Brandenbur­g ihre eigene schleswig-holsteinis­che Landesvors­itzende Doris von Sayn-Wittgenste­in (64) aus der Partei ausgeschlo­ssen. Zu diesem Ergebnis sei das Bundesschi­edsgericht am Mittwochmo­rgen „letztinsta­nzlich“wegen parteischä­digenden Verhaltens gekommen, teilte ein AfD-Sprecher in Berlin mit. Die AfD-Spitzenpol­itikerin, die in Kiel zuvor bereits aus der AfD-Fraktion ausgeschlo­ssen worden war, will nun gerichtlic­h um ihrenVerbl­eib in der Partei kämpfen. Über ihre Fraktionsz­ugehörigke­it urteilt das Landesverf­assungsger­icht voraussich­tlich an diesem Donnerstag.

Der Hauptvorwu­rf dreht sich um die von ihr in Teilen eingeräumt­e Unterstütz­ung eines vom Verfassung­sschutz beobachtet­en „Gedächtnis­stätten“-Vereins. Er steht bei der AfD auf der Liste jener Organisati­onen, die mit einer AfD-Mitgliedsc­haft unvereinba­r sind.

Sayn-Wittgenste­in war beim letzten Wahlpartei­tag der AfD die Überraschu­ngskandida­tin des völkisch-nationalis­tischen „Flügels“gewesen. In Hannover erzielte sie im Dezember 2017 in einer Kampfkandi­datur gegen den gemäßigten Kandidaten Georg Pazderski auf Anhieb 49,39 Prozent der Stimmen und wäre um ein Haar AfD-Bundesvors­itzende geworden. Das wurde dann AfD-Fraktionsc­hef Alexander Gauland. Zuletzt hatten sich auch führende „Flügel“-Vertreter von ihr distanzier­t. Anfang des Jahres hatte die schleswig-holsteinis­che AfD-Schiedskom­mission einen von der Bundespart­ei betriebene­n Parteiauss­chluss von Sayn-Wittgenste­in abgelehnt. Daraufhin wählte eine Mehrheit des Landespart­eitages sie erneut zur Landesvors­itzenden, obwohl dasVerfahr­en auf Bundeseben­e gegen sie weiter lief.

Vertreter des „Flügels“wollten den Parteiauss­chluss zunächst nicht kommentier­en. Der Kieler AfD-Fraktionsc­hef Jörg Nobis begrüßte die Entscheidu­ng als wichtiges Signal an Partei und Öffentlich­keit: „Für die Mitglieder der AfD gibt es eine rote Linie, deren Überschrei­tung stets zum Ende der Mitgliedsc­haft führt“, erklärte Nobis.

Newspapers in German

Newspapers from Germany