Rheinische Post Krefeld Kempen
Hildener kämpft für seine Marke „Malle“
Jörg Lück hat sich den Begriff „Malle“schützen lassen. Nun hat er einen Blogger abgemahnt.
HILDEN/PALMA Jörg Lück (55) ist sich keiner Schuld bewusst: „Ich arbeite seit vielen Jahren an der Marke und versuche nur, sie sauber zu halten“, sagt der Hildener Unternehmer. Gemeint ist der Begriff „Malle“, den er sich vor 17 Jahren beim Europäischen Markenamt schützen ließ. Schon im Jahr darauf habe er jemanden abmahnen lassen, der den Begriff kommerziell nutzte. Lück sitzt an einem Tisch in seinem Garten in Hilden, vor ihm liegen mehrere CDs, die alle irgendwo den Namen „Malle“tragen und an denen er maßgeblich beteiligt war, wie er erklärt. Das Wort „Malle“hat sich als umgangssprachliche Bezeichnung für Mallorca durchgesetzt.
Holger Seyfried vom Internetblog „Reisetiger“berichtet oft über die Lieblingsinsel der Deutschen. In einem Artikel tauchte dreimal der Begriff „Malle“auf. „Für den strittigen Mallorca-Artikel, in dem genau drei Mal das Wort ,Malle’ vorkommt, sollen wir derzeit 1822,96 Euro zahlen. Und da ist die Lizenzierung noch nicht mit drin“, erklärt er in einem Blogeintrag. Im Falle einer Zuwiderhandlung sollen sie eine Vertragsstrafe von 3000 Euro zahlen
Seyfried hat sich einen Anwalt genommen. Markus Plüschke ist Spezialist für Markenrecht: „Ortsbezeichnungen sind nicht schutzfähig, die Marke hätte nie eingetragen werden dürfen.“Entsprechend liege ein Antrag vor, die Marke zu löschen. Wann das Europäische Markenamt entscheidet, ist unklar. Jörg Lück sieht dem gelassen entgegen: „Dabei geht es überhaupt nicht um Mallorca, sondern um malle, wie bekloppt“, erklärt er. Lück hat bis 2003 auf der Insel gelebt. „Ich bin Musiker und habe 1994 mal eine Schlagernummer gemacht: We love Mallorca.“So sei das Musiklabel EMI auf ihn aufmerksam geworden. 1995 brachten sie die ersten „Ballermann-Hits“heraus, sagt Lück. „Ich bin auch Produzent und habe unter anderem mit ,Zehn nackte Friseusen’ von Mickey Krause und mit dem Lied ,Wahnsinn, Hölle, Hölle, Hölle’ zwei große Hits gemacht.“Auf der Suche nach einem weiteren Party-Sampler sei ihm die Idee zu „Malle“gekommen. Heute gebe es 100 „Malle“-Produktionen, bei denen der Hildener maßgeblich beteiligt sei.
So eine Marke müsse man sauber halten: „Das ist wie ,Ballermann’ oder ,Coca-Cola’“, sagt er. Natürlich habe jeder die Möglichkeit, eine Lizenz für „Malle“zu erwerben. „Um eine Malle-Party mit bis 1000 Leuten zu feiern, müssen 500 Euro Lizenzkosten bezahlt werden“, sagt Lück, „das sind 50 Cent pro Gast.“
Holger Seyfried von „Reisetiger“hat direkt eine Abmahnung erhalten und ist darüber erbost: „Wir veranstalten keinerlei Partys, sondern berichten über Hoteldeals und Reiseangebote. Da kann es schon mal vorkommen, dass wir bei einer Reise nach Mallorca von ,Malle’ sprechen. Insbesondere wenn es um die dortige Partyszene an der Playa de Palma geht, denn genau die wird vielfach mit der Abkürzung assoziiert“, erklärt er.
„Wir mahnen nur Leute ab, die mit unserer Marke kommerziell Geld verdienen“, sagt Jörg Lück. Auch wenn der Blogbetreiber nicht absichtlich die Markenrechte verletzt hat: „Unwissenheit schützt vor Strafe nicht“, sagt Lück.
Die Ankündigung von Seyfrieds Anwalt, die Marke löschen zu lassen, lässt Jörg Lück völlig kalt: „Es gab schon viele Versuche, alle ohne Erfolg.“Sollte Seyfrieds Anwalt auf europäischer Ebene also Erfolg haben, hätte er noch die deutsche Markenrechte, erklärt er. Laut eigener Aussage bekommt er von den Abmahnkosten keinen Cent. Er verdiene an seinem Düngemittelgeschäft und mit derVermarktung von„Malle“Geld. Bald soll es den Schnaps ,Malle-Shots’ geben. Seine ehemalige Wahlheimat besucht Lück alle drei Wochen. Dann heißt es für ihn: Ab nach Malle...äh...Mallorca.