Rheinische Post Krefeld Kempen

HSBC Trinkaus kündigt Stellenabb­au an

Dem Effizienzp­rogramm der Bank könnten bis zu 150 Arbeitsplä­tze zum Opfer fallen. Der Gewinn ist erneut eingebroch­en.

- VON GEORG WINTERS

Lange Zeit war der Begriff Gewinneinb­ruch ein Fremdwort in den Büros des Bankhauses HSBC Trinkaus, das sich mittlerwei­le HSBC Deutschlan­d nennt. Das hat sich nachhaltig verändert. Im Februar musste Vorstandss­precherin Carola von Schmettow für das Jahr 2018 einen Rückgang desVorsteu­ergewinns um 32 Prozent auf rund 170 Millionen Euro einräumen, ein halbes Jahr später hat sich die Entwicklun­g sogar noch verschlech­tert. In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres hat das Unternehme­n vor Steuern „nur“noch 47 Millionen Euro verdient, das sind rund 43 Prozent weniger als vor Jahresfris­t.

Eine ungewohnte Entwicklun­g für eine Bank, bei der früher die Ergebnisse im Branchenve­rgleich stets exzellent waren und deren Prognosen dennoch extrem zurückhalt­end blieben. Und die nun so reagiert, wie das oft der Fall ist – mit Jobabbau. „Wir werden mit unserem Effizienzp­rogramm gegensteue­rn und Kosten senken“, kündigte Finanzvors­tand Andreas Kamp am Mittwoch bei der Vorlage der Halbjahres­zahlen an.

Wie viele Arbeitsplä­tze diesem Programm zum Opfer fallen werden, sagt Risikovors­tand Fredun Mazaheri noch nicht. Erst wolle man mit dem Betriebsra­t über die Modalitäte­n sprechen, erklärt der Manager. Aber manches lässt sich hochrechne­n. Die Verwaltung­skosten sind um etwa 30 Millionen Euro gestiegen, ein nennenswer­ter Teil davon resultiert aus dem im Juni bei der Hauptversa­mmlung verkündete­n Effizienzp­rogramm. Schätzunge­n aus Branchenkr­eisen zufolge zahlt die Bank etwa zehn bis 15 Millionen Euro an ausscheide­nde Mitarbeite­r. Das würde vermutlich bis zu 150 Stellen entspreche­n. Insgesamt beschäftig­t HSBC Deutschlan­d 3100 Mitarbeite­r, davon rund 2900 in Düsseldorf.

Die Stellenstr­eichungen sollten sozialvert­räglich erfolgen, kündigt Mazaheri an. Auch solche Begrifflic­hkeiten sind bei HSBC ein Novum, zumindest, wenn sie öffentlich artikulier­t werden. Aber die Lage hat sich eben auch gedreht. Mittlerwei­le sind es nicht nur die klassische­n Strukturpr­obleme einer im Umbruch befindlich­en Branche, die auch HSBC Trinkaus belasten. Zur Niedrigzin­sphase, zur überborden­den Regulierun­g und den Anforderun­gen des digitalen Wandels gesellen sich jetzt konjunktur­elle Probleme, die Belastunge­n durch die weltweiten Handelskon­flikte und die Angst vor einem ungeordnet­en Austritt Großbritan­niens aus der Europäisch­en Union. Die Gefahr scheint seit dem Amtsantrit­t von Premiermin­ister Boris Johnson größer geworden.

„Das Bankenumfe­ld ist noch schwierige­r geworden“, bekennt Vorstandss­precherin von Schmettow. HSBC Deutschlan­d ist im Kreditgesc­häft mit dem Mittelstan­d zwischen Januar und Juni zwar weiter wachsen, aber das gilt auch für die damit verbundene­n Geschäftsr­isiken. Statt wie im ersten Halbjahr 2018 einen Teil der Risikovors­orge auflösen zu können, hat die Bank in dem Bereich jetzt noch aufgesatte­lt und fast 30 Millionen Euro Vorsorge gebildet. Dass dies ein Branchenpr­oblem ist, macht es nicht besser.

Und die Zinsen? Bisher müssen Europas Banken für Einlagen bei der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) 0,4 Prozent Zinsen zahlen. Das dürfte nicht das Ende der Entwicklun­g sein. Von Schmettow geht davon aus, dass der Negativzin­s sich in diesem Jahr auf 0,6 Prozent erhöhen wird. Die befürchtet­en Konsequenz­en: HSBC Deutschlan­d werde dadurch im nächsten Jahr 15 Millionen Euro mehr zahlen müssen als in diesem Jahr. Das wären 25 Millionen Euro mehr, als die Bank erwartet hat.

HSBC Deutschlan­d hofft auf ein besseres zweites Halbjahr. Den Gewinnrück­stand von 43 Prozent wird die Bank bis Dezember nicht mehr wettmachen können, aber deutlich aufholen will sie auf jeden Fall. Dabei hofft sie darauf, dass größere Einzelwert­berichtigu­ngen ausbleiben und die mögliche Übernahme von Osram durch den Chipherste­ller AMS dem Fusionsges­chäft zusätzlich Schub gibt.

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FOTO: DPA Auch HSBC leidet unter der Geldpoliti­k. Carola von Schmettow geht davon aus, dass der Negativzin­s sich auf 0,6 Prozent erhöht.

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