Rheinische Post Krefeld Kempen

Die Bundesliga-Tabelle der Lieblinge

So sähe das Klassement in der höchsten deutschen Spielklass­e aus, wenn es nur nach Sympathien ginge.

- VON GIANNI COSTA UND SEBASTIAN HOCHRAINER

DÜSSELDORF An vieles im Leben hat man sich gewöhnt. Der FC Bayern München wird zum Beispiel sehr zuverlässi­g sehr oft Deutscher Meister. Und es ist nun auch keine ausgemacht­e Überraschu­ng, dass er bei den Beliebthei­tswerten ganz vorne rangiert. Es ist halt angenehmer, mit einem Gewinner-Verein zu sympathisi­eren, als sich ständig von Kollegen und Freunden wegen seiner Gurkentrup­pe veräppeln zu lassen.

Letzteres müssen sich auch die Fans von Borussia Mönchengla­dbach nicht antun, der Traditions­klub vom Niederrhei­n ist schließlic­h weit davon entfernt, zur Kategorie „nicht erfolgreic­h“zu gehören. In den vergangene­n acht Saisons erreichte Gladbach einen einstellig­en Tabellenpl­atz, in der vergangene­n Spielzeit wurden sie unter Trainer Dieter Hecking, der nun beim Hamburger SV tätig ist, Fünfter und dürfen daher in dieser Saison, mit Marco Rose als Coach, in der Europa League antreten.

Doch zur absoluten Spitze gehört die Borussia aus Mönchengla­dbach auf dem Platz noch nicht. Abseits des Spielfelde­s liegt der Klub aber sehr weit oben in der Gunst der Bevölkerun­g. Dort muss sich Gladbach nicht „nur“mit der Europa League zufrieden geben, sondern gehört sogar zur Champions League – zum erlesenen Kreis der Vereinsver­treter.

Nach einer Beliebthei­tsstudie der Vereine aus der Fußball-Bundesliga der SLC Management GmbH muss sich Gladbach zwar auch den Liga-Köpfen Bayern München und Borussia Dortmund geschlagen geben, belegt aber mit Rang drei dennoch einen absoluten Spitzenpla­tz. „Diese Einschätzu­ng bestätigt das, was ich in meinen ersten Monaten hier in Mönchengla­dbach erlebt habe“, sagt Rose. „Das hat man sich hart erarbeitet, der ganze Verein und die Fans, mit demVerhalt­en und die Werte, die die Borussia repräsenti­ert. Das tut gut und ist eine Verpflicht­ung für uns alle, weiter daran zu arbeiten.“

Die Studie ist nicht der einzige Anhaltspun­kt der dafür spricht, dass Gladbach ein Verein ist, bei denen es vielen leicht fällt, ihn für sympathisc­h zu befinden. Die Fohlenelf gilt als der Klub, der am wenigsten polarisier­t, das Streitpote­nzial ist also recht gering. In den sogenannte­n Sozialen Netzwerken gibt es dazu durchaus auch andere Meinungen. Außerdem ist derVerein bei der jährlichen Erhebung der „Analyseges­ellschaft ServiceVal­ue“zum siebten Mal in Folge zum familienfr­eundlichst­en Verein der Bundesliga ausgezeich­net worden. Dort ist Gladbach schon dauerhaft vor Dortmund (3.) und den Bayern (4.) platziert.

All das bedeutet den handelnden Personen in Mönchengla­dbach viel. Aktionen wie der Fantag kurz vor dem Auftakt in die Bundesliga-Saison, bei dem in diesem Jahr 50.000 Fans auf das Gelände am Borussia-Park strömten, haben einen hohen Stellenwer­t dort. Der Verein, seine Verantwort­lichen wie Sportdirek­tor Max Eberl, Präsident Rolf Königs, die Vize-Präsidente­n Rainer Bonhof und Hans Meyer, das Trainertea­m um Rose sowie die Spieler sind nah an den Fans. Nach öffentlich­en Einheiten stehen sie ihnen lange für Autogramme oder Selfies zur Verfügung.

Dies führt dazu, dass Gladbach nicht nur auf dem heimischen Grund einen sympathisc­hen Ruf hat, sondern auch über die niederrhei­nischen Grenzen hinaus – wie auch die neueste Untersuchu­ng der Beliebthei­tswerte belegt. „Aber ich würde gerne drei bis vier Plätze abgeben, um in der Tabelle ganz oben zu stehen“, betont Rose, dass der sportliche Werdegang nach wie vor im Vordergrun­d steht – auch in Mönchengla­dbach.

Die Studie basiert auf zwei Säulen. Objektive Kriterien wie Anzahl der Fanklubs, Sky-Reichweite, Stadionbes­ucher, Social Media, Mitglieder und Sponsoring. Und subjektive Kriterien wie allgemeine Beliebthei­t, Kundenzufr­iedenheit, Stimmung im Stadion. Die drei Aufsteiger Paderborn, Köln und Union Berlin wurden bei dieser Erhebung nicht berücksich­tigt. Im letzten Bundesliga­jahr der Kölner rangierten sie indes in den Top-5.

Beachtlich: Hannover 96 hat als einziger Klub das Kunststück vollbracht, nicht einmal über 100 Punkte zu kommen. Größter Gewinner in diesem Jahr: Eintracht Frankfurt klettert in der Beliebthei­t um satte fünf Plätze. Interessan­t: Der Faktor Tradition hat nur einen begrenzten Einfluss auf das Ergebnis gehabt – RB Leipzig landete auf Position sieben, Leverkusen auf einem respektabl­en neunten Platz.

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