Rheinische Post Krefeld Kempen
Yasuko Mogis Abschied von der Bühne
Zehn Jahre lang gehörte sie zum Tanzensemble des Theaters Krefeld Mönchengladbach. In diesem Sommer beendet sie ihre aktive Karriere und will mit Ehemann und Sohn endlich ein „normales Familienleben“führen.
Nicht jedes Mädchen möchte Prinzessin sein. Nicht, wenn das Outfit nicht stimmt. Yasuko Mogi erinnert sich, wie unwohl sie sich fühlte, als sie das erste Mal ein Ballettdress trug. „Das pinkfarbene enge Kostüm mochte ich überhaupt nicht“, sagt sie. Damals war sie drei Jahre alt und beschloss, dass Tanzen nichts für sie sei. Beinahe hätte das schon das Aus für ihre Karriere bedeutet. „Ich war ein schwaches Kind. Der Arzt hatte meinen Eltern Ballettunterricht für mich empfohlen“, erzählt sie. Doch daraus wurde erstmal nichts. Mit neun Jahren sah die Sache anders aus. Damals nahm sie einen neuen Anlauf mit einer anderen Ballettlehrerin und fing Feuer. Mit elf stand für sie fest: „Ich will Tänzerin werden, ich möchte Dornröschen tanzen.“Und doch Prinzessin sein. Konsequent ist sie ihren Weg gegangen. Nun, nach zehn Jahren als Tänzerin im Ensemble des Theaters Krefeld und Mönchengladbach, beendet sie in diesem Sommer ihre Karriere.
Der Abschied von der Bühne werde ihr nicht schwer fallen, sagt die zarte Japanerin. Denn sie wünscht sich schon lange mehr Zeit für ihren Sohn. Der wird bald vier Jahre alt, und da fällt es Yasuko Mogi immer schwerer, sich abends von ihm zu verabschieden, weil sie zur Vorstellung muss. „Als er kleiner war, war das einfach. Inzwischen stellt er Fragen, warum ich schon wieder gehe. Er möchte, dass ich ihm Geschichten vorlese. Die Zeit mit ihm möchte ich intensiv erleben. Ich möchte kochen, backen und ein ganz normales Familienleben führen.“Das wird sie vorerst am Niederrhein, denn Ehemann Takashi Kondo gehört weiterhin zum Tanzensemble des Gemeinschaftstheaters.
Ob sie ihm künftig aus dem Publikum zujubeln wird? Ein wenig verhalten gesteht die Tänzerin, dass sie sich doch zu sehr auf Abende ohne Verpflichtung freut, ihr Klavierspiel wieder intensivieren will. Und sie erzählt, wie stark Disziplin und
Pflicht ihr Leben seit der Kindheit geprägt haben.„Wenn Tanzen nicht nur ein Hobby, sondern dein Leben ist, dann trainierst du hart“, sagt sie. Ihre Ausbildung hat die Japanerin in ihrer Heimat begonnen, an der renommierten Matsuyama Ballet School in Tokio. Dort hat sie Takashi Kondo kennengelernt. „In Japan ist Ballett sehr klassisch. Die Ausbildung ist hart, man muss körperlich und mental sehr stark sein, gut essen und gut schlafen.“Gemeinsam mit Kondo träumte sie vom europäischen Tanztheater.„Wir wollten den Unterschied kennenlernen“. So kamen sie an die Kate Simmons Ballet School und ans London Studio Centre in England. Die ersten Wochen waren hart: Sie war 19, zum ersten Mal allein weit weg von zu Hause, in einem Land, wo sie kein Wort verstand. Zum Tanztraining kam hartes Vokabelbüffeln. Doch die erste Rolle entschädigte sie: Dornröschen. „Das war ein Zeichen.“Und sie stellte Unterschiede fest: „In Japan sind die Lehrer sehr streng, sie zeigen einem, dass man nicht gut genug ist. In Europa geben die Lehrer einem Selbstvertrauen.“Auch das Publikum habe sie immer getragen. „Selbst bei schweren Verletzungen habe ich nie daran gezweifelt, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe.“Auch Deutschland sei die richtige Wahl gewesen.„Aber die Sprache ist viel schwieriger als Englisch.“