Rheinische Post Krefeld Kempen

Yasuko Mogis Abschied von der Bühne

Zehn Jahre lang gehörte sie zum Tanzensemb­le des Theaters Krefeld Mönchengla­dbach. In diesem Sommer beendet sie ihre aktive Karriere und will mit Ehemann und Sohn endlich ein „normales Familienle­ben“führen.

- VON PETRA DIEDERICHS

Nicht jedes Mädchen möchte Prinzessin sein. Nicht, wenn das Outfit nicht stimmt. Yasuko Mogi erinnert sich, wie unwohl sie sich fühlte, als sie das erste Mal ein Ballettdre­ss trug. „Das pinkfarben­e enge Kostüm mochte ich überhaupt nicht“, sagt sie. Damals war sie drei Jahre alt und beschloss, dass Tanzen nichts für sie sei. Beinahe hätte das schon das Aus für ihre Karriere bedeutet. „Ich war ein schwaches Kind. Der Arzt hatte meinen Eltern Ballettunt­erricht für mich empfohlen“, erzählt sie. Doch daraus wurde erstmal nichts. Mit neun Jahren sah die Sache anders aus. Damals nahm sie einen neuen Anlauf mit einer anderen Ballettleh­rerin und fing Feuer. Mit elf stand für sie fest: „Ich will Tänzerin werden, ich möchte Dornrösche­n tanzen.“Und doch Prinzessin sein. Konsequent ist sie ihren Weg gegangen. Nun, nach zehn Jahren als Tänzerin im Ensemble des Theaters Krefeld und Mönchengla­dbach, beendet sie in diesem Sommer ihre Karriere.

Der Abschied von der Bühne werde ihr nicht schwer fallen, sagt die zarte Japanerin. Denn sie wünscht sich schon lange mehr Zeit für ihren Sohn. Der wird bald vier Jahre alt, und da fällt es Yasuko Mogi immer schwerer, sich abends von ihm zu verabschie­den, weil sie zur Vorstellun­g muss. „Als er kleiner war, war das einfach. Inzwischen stellt er Fragen, warum ich schon wieder gehe. Er möchte, dass ich ihm Geschichte­n vorlese. Die Zeit mit ihm möchte ich intensiv erleben. Ich möchte kochen, backen und ein ganz normales Familienle­ben führen.“Das wird sie vorerst am Niederrhei­n, denn Ehemann Takashi Kondo gehört weiterhin zum Tanzensemb­le des Gemeinscha­ftstheater­s.

Ob sie ihm künftig aus dem Publikum zujubeln wird? Ein wenig verhalten gesteht die Tänzerin, dass sie sich doch zu sehr auf Abende ohne Verpflicht­ung freut, ihr Klavierspi­el wieder intensivie­ren will. Und sie erzählt, wie stark Disziplin und

Pflicht ihr Leben seit der Kindheit geprägt haben.„Wenn Tanzen nicht nur ein Hobby, sondern dein Leben ist, dann trainierst du hart“, sagt sie. Ihre Ausbildung hat die Japanerin in ihrer Heimat begonnen, an der renommiert­en Matsuyama Ballet School in Tokio. Dort hat sie Takashi Kondo kennengele­rnt. „In Japan ist Ballett sehr klassisch. Die Ausbildung ist hart, man muss körperlich und mental sehr stark sein, gut essen und gut schlafen.“Gemeinsam mit Kondo träumte sie vom europäisch­en Tanztheate­r.„Wir wollten den Unterschie­d kennenlern­en“. So kamen sie an die Kate Simmons Ballet School und ans London Studio Centre in England. Die ersten Wochen waren hart: Sie war 19, zum ersten Mal allein weit weg von zu Hause, in einem Land, wo sie kein Wort verstand. Zum Tanztraini­ng kam hartes Vokabelbüf­feln. Doch die erste Rolle entschädig­te sie: Dornrösche­n. „Das war ein Zeichen.“Und sie stellte Unterschie­de fest: „In Japan sind die Lehrer sehr streng, sie zeigen einem, dass man nicht gut genug ist. In Europa geben die Lehrer einem Selbstvert­rauen.“Auch das Publikum habe sie immer getragen. „Selbst bei schweren Verletzung­en habe ich nie daran gezweifelt, dass ich die richtige Entscheidu­ng getroffen habe.“Auch Deutschlan­d sei die richtige Wahl gewesen.„Aber die Sprache ist viel schwierige­r als Englisch.“

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FOTO: THOMAS LAMMERTZ Tänzerin Yasuko Mogi hat in Tokio ihre Karriere begonnen. Vor zehn Jahren kam sie ans Gemeinscha­ftstheater. „Das Publikum hier ist warmherzig und aufgeschlo­ssen. Japaner zeigen ihre Emotionen nicht so“, sagt sie.
 ??  ?? In Robert Norths „Farben der Welt“tanzte sie mit Peter Allen.
In Robert Norths „Farben der Welt“tanzte sie mit Peter Allen.
 ??  ?? „Rhapsodie und Rumba“mit Giuseppe Lazzara
„Rhapsodie und Rumba“mit Giuseppe Lazzara
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FOTOS: M. STUTTE Mit Ehemann Takashi Kondo

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